WIRTSCHAFTSFAKTOR
Die römisch-katholische Kirche ist in Österreich einer der größten Arbeitgeber im Land und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) und von Joanneum Research.
Demnach werden jährlich rund 6,65 Milliarden Euro an direkter, indirekter und induzierter Wertschöpfung von den 158.000 Beschäftigten - das sind 123.000 Arbeitsplätze - in der Kirche und deren Umfeld erwirtschaftet. Das ehrenamtliche Engagement der Katholiken entspricht 14.000 Fulltimejobs. Fazit der Autoren: Die Allgemeinheit und der Steuerzahler profitieren deutlich von den kirchlich erbrachten Leistungen.
Insgesamt 354.000 Personen - das sind 6,4 Prozent der Katholiken - sind auf Pfarrgemeindeebene ehrenamtlich engagiert. Sie betreuen Bibliotheken, gestalten Feste und Gottesdienste, leisten Besuchsdienste, sammeln für die Dreikönigsaktion oder andere Initiativen und vieles mehr. Laut Studie engagiert sich jeder Katholik, jede Katholikin durchschnittlich 5,1 Stunden pro Jahr für die Pfarre, hochgerechnet auf ganz Österreich ergibt das ein Arbeitsvolumen pro Jahr, für dessen Abdeckung mehr als 14.000 ganztätig Beschäftigte notwendig wären. Den Gegenwert dieses Einsatzes beziffern die Autoren mit einer Summe zwischen 540 und 400 Millionen Euro.
Fragen & Antworten
Die kirchlich beauftragte Studie stellt eine Pionierarbeit dar: Sie sollte wissenschaftlich fundiert die Leistungen der Kirche für das Gemeinwesen in Österreich erheben und deren ökonomische Effekte in Zahlen abbilden. Erstmals wurde versucht, das vielfältige Engagement der Kirche vor allem im Sozial- und Kulturbereich zu erfassen. Das Problem dabei war u.a., dass es "die" Kirche nicht gibt - es gibt keine einheitliche Organisation mit einem konsolidiertem Konzernabschluss, sondern in mehrere Tausend, teilweise miteinander verflochtene Rechtsträger gegliedert: Neben den neun Diözesen und dem Militärordinariat gibt es 3.053 Pfarren, 200 Frauen- und Männerorden sowie viele weitere weitgehend selbstständige Organisationen wie die Caritas oder die Ordenskrankenhäuser.
Diese Kircheneinrichtungen waren Adressaten einer umfangreichen repräsentativen Primärdatenerhebungen mittels Online-Fragebögen. Zusätzlich wurden Daten der Statistik Austria, Beantwortungen parlamentarischer Anfragen, Jahresberichte kirchlicher Stellen sowie Informationen von Bundesdenkmalamt und Ministerien berücksichtigt. Die Ergebnisse beziehen sich auf das Jahr 2012.
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Was die Studie aufzeigt
- Die Studie belegt zahlenmäßig, dass die katholische Kirche eine starke Kraft und eine wesentliche Gestalterin im Gemeinwesen Österreich.
- Für das Budget der öffentlichen Hand ist Kirche im Wesentlichen kostenneutral, weil die von der Kirchen bezahlten Steuern und Abgaben ähnlich hoch sind wie die vom Staat erhaltenen Gelder.
- Die Studie macht deutlich, dass der monetäre Gesamtnutzen für Wirtschaft und Gesellschaft weit höher ist als die damit verbundenen Kosten für die Leistungen.
- Die Einrichtungen der Kirche sind für die öffentliche Hand ein kostengünstiger Dienstleistungspartner und damit ein effizienter Kooperationspartner.
- Die Angebote der Ordensspitäler, Schulen, Kinderbetreuung, Pflege, Sozialbereich oder im Kulturbereich gibt es bei der Kirche professionell und kostengünstig.
- Mit dem Engagement der Kirche, der Caritas und der Ordensgemeinschaften und weiterer kirchlicher Träger sind direkt und mittelbar etwa 123.000 Arbeitsplätze verbunden.
- Für Österreich ist die Kirche nicht nur eine Sinnstifterin, sondern ebenso eine monetäre Nutzenstifterin, eine wirtschaftlich wichtige Kraft und Gestalterin vor Ort. Das vor allem bis in die entlegensten Regionen.
- Die Kirche legt mit dieser Studie Zahlen offen und will transparent Auskunft darüber geben, was sie mit ihren Möglichkeiten und Ressourcen bewirkt und bewirken will. Kirche steht zu ihren Gestaltungsmöglichkeiten in aller Offenheit und Transparenz und ist ein verlässlicher Kooperationspartner in vielen gesellschaftlichen Feldern.
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Franz Prettenthaler/ Alexander Schnabl (Hg.)
Wirtschaftsfaktor Kirche. Die Leistungen der katholischen Kirche für das Gemeinwesen in Österreich und ihre ökonomischen Effekte
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