mein STAND.PUNKT
"Religiöse Verbuntung"
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"Religiöse Verbuntung"
Ein STAND.PUNKT von Dr. Paul Wuthe
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) beschäftigt sich mit der religiösen Situation in Österreich und den mögliche Trends. Darin werden vier Szenarien der religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung in Österreich skizziert. Alle Modelle prognostizieren einen mehr oder weniger starken Anstieg der Muslime sowie der Konfessionslosen - je nach Zuwanderung. Auch ein weiterer Rückgang des Katholikenanteils in Österreich ist laut allen Szenarien zu erwarten.
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Was ist daraus für die Kirche abzuleiten fragen sich jetzt viele? Zunächst belegt die Studie einen generellen gesellschaftlichen Trend hin zu mehr Pluralität und Mobilität bei gleichzeitig abnehmender Bindung an Institutionen. Das führt im Blick auf Glaubensgemeinschaften zu einer „religiösen Verbuntung“ (wie das der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner in seinen Untersuchungen zuletzt beschrieben hat). Auch die bewusste und freie Entscheidung für den Glauben wird immer wichtiger und ist daher meines Erachtens grundsätzlich sehr positiv.
Die katholische Kirche spürt die Auswirkungen dieser Trends bereits seit Jahren, wie die Kirchenstatistik belegt. So sind die Kirchenaustritte, die in den letzten Jahren etwas zurückgegangen sind (2016: 54.886), auch Ausdruck einer wachsenden Distanz gegenüber Institutionen, und davon ist die Kirche genauso betroffen wie Parteien, Gewerkschaft oder andere Großinstitutionen. Dennoch bleiben viele, die aus der Kirche austreten, offen für den Glauben. Dies zeigt auch die kontinuierlich gestiegene Anzahl jener Menschen, die wieder in die Kirche eintreten (2016: 5.265).
Papst Franziskus bestärkt die Kirche in Österreich in ihrem Bemühen, ein einladender Ort für alle Menschen zu sein, wo sie Sinn und Halt für ihr Leben durch einen lebendigen Glauben erfahren.
Dass Pluralität und Mobilität die Kirche in Österreich bereichern und wachsen lassen, zeigt die wachsende Zahl von Katholiken mit Migrationshintergrund. Rund 500.000 Katholiken, von denen rund zwei Drittel aus europäischen Ländern stammen, feiern und leben ihren Glauben bei uns in rund 30 Sprachen.
Wenn aktuell 76 Prozent der Österreicher wollen, dass Österreich ein christliches Land bleiben soll (IMAS-Umfrage Oktober 2016), liegt es nicht nur an der Kirche als Institution, sondern an allen sich dafür im persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Leben einzusetzen.
Für die Kirche heißt das insgesamt: „Religiöse Verbuntung“ und ein Mehr an Freiheit bieten auch viele Chancen, die es kreativ zu nützen gilt.
Dr. Paul Wuthe ist Chefredakteur der Katholischen Presseagentur KATHPRESS und Leiter des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz.
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