Halloween|Allerheiligen
Dem Heiligen auf der Spur
Halloween|Allerheiligen
Dem Heiligen auf der Spur
Ein STAND.PUNKT von Roman J. Sillaber MA
"Süßes oder Saures", schallt es aus Vampir- und Geistermündern, Kürbisse, die verschmitzt aus dunklen Ecken leuchten – Bilder, die dieser Tage vielen in den Sinn kommen, manche sagen: vor allem den "Jungen". Ja darf man das überhaupt?! Es ist doch Allerheiligen, ein ernster Feiertag und Halloween ein arger Gegensatz.
Allerheiligen ist das Fest, an dem aller Heiligen gedacht wird. Solche Feste gibt es seit dem christlichen Altertum, damals noch rund um die Osterzeit gefeiert. In Irland wurde das Fest im 9. Jahrhundert auf den heutigen 1. November gelegt. Ein markanter Termin, der den Kelten als Winteranfang galt. Halloween, das mit "Vorabend des den Heiligen geweihten Tages", übersetzt werden kann, ist somit einfach der Abend vor Allerheiligen. Halloween ist also nicht Gegensatz, sondern Vorabend von Allerheiligen. Kritische Stimmen hinterfragen zurecht die Notwendigkeit der Kommerzialisierung von Halloween.
Diese Geschäftemacherei ist aber nicht "typisch Halloween". Denn, um ehrlich zu sein: Hat nicht die Konsumorientierung bereits alle christlichen Feste, wie auch Weihnachten und Ostern, übertüncht?
In diesem Zusammenhang soll auch die Frage erlaubt sein: Feiert heute überhaupt noch jemand Allerheiligen? Stehen am 1. November – wenn überhaupt – nicht viel mehr Allerseelen, das Ahnengedenken, die Gräbersegnungen, der Feiertag mit der Familie im Vordergrund? Zugegeben, diese Punkte sind wichtig und an einem freien Tag pragmatisch zu begehen.
Wie eingangs kurz angeschnitten, haben die Feierlichkeiten rund um Allerheiligen schon einigen Wandel durchgemacht. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um zwei Beispiele vorzustellen, den Vorabend zu Allerheiligen zu begehen. Eines haben beide gemein: Sie setzten bei den jungen Menschen an und nehmen ihre Lebensrealitäten wahr und ernst. Die Junge Kirche Vorarlberg feiert am 31. Oktober den día de los muertos. Ein Brauch, der aus Mexiko stammt und den Tod als Teil des Lebens zelebriert. Auch wenn der Tod mit Verlust, Schmerz und Trauer verbunden ist, kennt das Christentum eben auch die Perspektive der Hoffnung und sogar der Freude.
Seit 15 Jahren feiert die Katholische Jugend der Diözese Innsbruck am selben Tag die "Nacht der 1000 Lichter", als Auftakt zum Allerheiligenfest. Dabei steht vor allem das Heilige in jedem Menschen im Vordergrund. Zu Allerheiligen gedenken wir nicht nur der offiziell Heiliggesprochenen, sondern auch aller unbekannten Heiligen, also aller Menschen, die ein heiliges Leben führen – „Alltags-Heilige“ sozusagen. Diese Menschen lassen etwas von der Gegenwart Gottes spüren. Das Fest lädt ein, dem Heiligen auf die Spur zu kommen: Heilig, also „heil machend“, können wir wohl alles nennen, das uns hilft, mehr zu Gott und zu uns selbst zu finden. So gibt es in jedem Menschen das Heilige, auch wenn es unerkannt oder unbeachtet bleibt.
Es gibt viele Möglichkeiten, den Vorabend zu Allerheiligen zu begehen. Menschen leben heute einen Wertemix, in dem es kein Gegensatz ist, zuerst eine „Nacht der 1000 Lichter“ und anschließend eine Halloweenparty zu feiern. Kirche sind wir bei und mit den Menschen, auch am 31. Oktober: ganz egal, ob Halloween, día de los muertos, „Nacht der 1000 Lichter“ oder was sonst gerade ist.
Roman J. Sillaber ist Abteilungsleiter der Katholischen Jugend der Diözese Innsbruck.
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