mein STAND.PUNKT
Mehr Menschlichkeit
gegenüber den Tieren!
mein STAND.PUNKT
Mehr Menschlichkeit
gegenüber den Tieren!
Ein STAND.PUNKT von Prof. Martin M. Lintner
Wir behandeln Tiere zutiefst ambivalent. Haus- und Heimtiere lieben und verhätscheln wir, das Schicksal der Nutztiere, die als Speisen köstlich zubereitet auf unseren Tellern landen oder deren Produkte wie Milch oder Eier wir konsumieren, blenden wir weitgehend aus. Der beobachtbar Trend, dass immer mehr Menschen für tierethische Belange sensibel werden, ist deshalb erfreulich und zu begrüßen.
Auch in der Theologie ist seit einigen Jahren Bewegung in die Tierethik gekommen – ein in der Tradition bis herauf in die Gegenwart weitgehend vernachlässigtes Gebiet. Wir stehen aber erst am Anfang eines weiten Weges …
Meinen eigenen tierethischen Ansatz möchte ich mit folgendem kategorischen Imperativ auf den Punkt bringen:
Handle so, dass du die Tiere sowohl im einzelnen Individuum wie in der Gesamtgemeinschaft der Tiere nie bloß als Mittel zur Befriedigung eigener Interessen und Bedürfnisse brauchst, sondern ihnen zugleich auch entsprechend ihren je eigenen artspezifischen und individuellen Bedürfnissen, emotionalen Vermögen und kognitiven Fähigkeiten gerecht wirst.
Als nicht zu unterschreitende Mindestforderung sehe ich dabei an, die Bedürfnisse und Fähigkeiten eines Tieres insgesamt so zu achten, dass sein Wohl gewährleistet wird und die Tötung sorgsam und fachgerecht, möglichst ohne Stress und Schmerz für das Tier durchzuführen ist.
Als KonsumentInnen haben wir durch die Auswahl, welche tierischen Produkte wir kaufen, einen großen Einfluss auf die Lebensbedingungen von Nutztieren. Ich glaube an die Wirkkraft der "Politik mit dem Einkaufskorb". Ein wichtiger Schritt besteht deshalb in einem verantwortungsbewussten Konsum tierischer Produkte. Als Kirche sollten wir hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen, nicht weiterhin hinterherhinken.
Es wäre ein starkes, aber überfälliges Signal, wenn kirchliche Bildungshäuser, Klöster, Pfarrhöfe, Pfarrgemeinden (bei Pfarrfesten) usw. konsequent beginnen würden, auf die Herkunft von Fleisch, Eiern, Milch usw. zu achten: Sie sollen ausschließlich von ökologisch und tierethisch qualifizierten Bauernhöfen und nach Möglichkeit aus der eigenen Region stammen, um Lebendtransporte von Tieren bzw. weite Transportwege der Waren zu vermeiden.
Zum oft beklagten höheren Preis von Bio-Produkten ist anzumerken:
Bio ist nicht zu teuer, sondern Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft sind zu billig, weil die Kosten für die negativen Auswirkungen auf ökologischer, gesundheitlicher und sozialer Ebene nicht verrechnet werden. Bauern und Bäuerinnen, die nach hohen ökologischen und tierethischen Kriterien wirtschaften, haben ein Anrecht darauf, für ihre Produkte und dafür, was sie für das Tierwohl, die Bodengesundheit, die Klimaverträglichkeit etc. tun, angemessen entlohnt zu werden.
Prof. Martin M. Lintner Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese Bozen-Brixen.
|