mein STAND.PUNKT
Kraftquelle Glauben
im Sport
mein STAND.PUNKT
Kraftquelle Glauben
im Sport
Ein STAND.PUNKT von "Rapid-Seelsorger" Christoph Pelczar
Der Glaube kann im Sport eine wichtige Kraftquelle darstellen. Etwa dann, wenn man nicht mehr weiter weiß, wenn man keine Lösung mehr sieht, keine Kraft mehr hat, weiterzukämpfen. Dann kommen das Vertrauen und die Hoffnung ins Spiel, die der Glaube verleiht und gibt.
Fußball und Glaube verbindet mehr, als man auf den ersten Blick meint. Damit meine ich nicht nur Naheliegendes wie etwa hymnischen Gesänge in Stadion und Kirche, den Weihrauch oder die quasi-liturgischen Abläufe und Rituale, die es im Fußball wie in der Kirche gibt. Nein – Fußball ist der Glaube, dass immer was geht. Dieser Glaube hat Kraft, er motiviert selbst in scheinbar ausweglosen Situationen. Es ist wie bei einem Ball ohne Luft, mit dem man nicht spielen kann – aber nach dem Aufpumpen mit unsichtbarer Luft ist der Ball wieder zu verwenden, geht das Spiel weiter…
Im Fußball wie im Leben steht es täglich 0:0. Eine magische Zahl – das Spiel beginnt und alles ist möglich. 0:0 ist daher auch eine treffende Metapher, um die Chancen zu beschreiben, die jeder Tag als Geschenk Gottes von neuem bietet. Sind es nicht diese Gemeinsamkeiten von Religion und Fussball, ist es nicht der Zauber des Anfangs – das 0:0 – was den Reiz vom Glauben wie vom Fußball ausmacht…?
Für sehr viele Fußballspieler, die ich kenne und dich ich seit Jahren etwa beim SK Rapid seelsorglich begleiten darf, ist Jesus die größte Motivationsquelle im Sport und im Leben. Ein Spieler hat mir beispielsweise erzählt, er bekomme erst durch seinen Glauben seine Motivation, er gebe ihm die Kraft, alles durchzustehen und weiter zu kämpfen, er leitet seine Wege.
Mich persönlich bereichert diese Erfahrung, das intensive spirituelle Coaching mit den Spielern, sehr. Es ist eine Form von Training - intensiv und verausgabend, und doch immer bereichernd für alle Beteiligten. Mentales Training allein wirkt oft nicht – es fehlt eine wichtige Komponente, die spirituelles Coaching geben kann: das Ernstnehmen und Bestärken der Spieler darin, dass sie sich von Gott getragen wissen dürfen. Auf den Punkt gebracht: Vertrauen. So wird Spiritualität zu einem Erfolgsrezept auch im sportlichen Sinne.
Mit Pfr. Pelczar bei der "Langen Nacht der Kirchen" am 25. Mai 2018 im Andachtsraum des Wiener Hanappi-Stadions
Es geschieht eine innere Berührung, der lange Atem und die Wandlung. Ruhe, Meditation, Kontemplation, Begegnung, Vertrauen, Gebet, Ansprache und Impulsregulierung sind die wirkungsvollsten Elemente des spirituellen Trainings. Vor jedem Heimspiel kommen einige Fussballer in den Andachtsraum, um Kraft aufzutanken für das Spiel. Es gibt eine Bibel-Lesung, ein anderer nimmt sich einen Inspirationsspruch vor, um ihn zu meditieren – und wieder andere wollen gesegnet werden oder freie Gebete sprechen.
Die vielen positiven Rückmeldungen und Erfahrungen haben aber auch dazu geführt, dass wir hier bei Rapid bereits viele Projekte initiiert haben, die allesamt mit Spiritualität zu tun haben: Etwa die “77 Chancen“: Das bezieht sich auf die Aufforderung Jesu in der Bibel, nicht nur sieben Mal, sondern 77 Mal – also unbegrenzt – zu verzeihen, zu vergeben. Schließlich ist Fussball ist Gemeinschaft – eine Gemeinschaft, in der es auch um Empathie und Impulsregulierung geht und darum, wie ich Fairness lerne, und einander zu vergeben.
Oder unser Andachtsraum – eine einmalige Einrichtung dieser Art in einem Stadion! Hierher kommen Menschen, die sich ansonsten oft mit der Kirche schwer tun. Eltern, die ihr Kind nie taufen wollten, abgeschreckt durch die stundenlangen Vorbereitungsgespräche - hier in diesem Andachtsraum lassen sie ihr Kind taufen. Der Fußball macht’s möglich.
Christoph Pelczar ist Pfarrer in Weikendorf und Rapid-Seelsorger.
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