Stift Herzogenburg
Ordensgemeinschaften im Portrait
Stift Herzogenburg
Ordensgemeinschaften im Portrait
Das Chorherrenstift Herzogenburg in Niederösterreich kann auf eine über 900-jährige mitunter turbulente Geschichte zurückblicken. Derzeit gehören 14 Chorherren sowie zwei weitere Geistliche dem Stift an. Die Augustiner-Chorherren von Herzogenburg sind für 14 Pfarren zuständig, die sich im erweiterten Umfeld rund um Herzogenburg befinden. Das Stift ist neben seinen seelsorglichen Aktivitäten vor allem auch für seine kulturellen Schwerpunkte sowie die traditionellen Kindersommerspiele bekannt, die jedes Jahr Ende August stattfinden.
Das Stift wurde von Bischof Ulrich von Passau 1112 an anderer Stelle - im damaligen Mündungsgebiet der Traisen in die Donau -gegründet. 1244 wurde das Kloster aufgrund dauernder Überschwemmungsgefahr und des ungesunden Sumpfklimas nach Herzogenburg verlegt. An den alten Standort erinnert nur mehr der Name der Ortschaft "St. Georgen" rund zehn Kilometer nördlich von Herzogenburg bei Traismauer.
Im ausgehenden Mittelalter wurde das Kloster durch einfallende Hussiten sowie durch die Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus zerstört. Im 16. Jahrhundert vernichtete ein Großbrand sowohl den Oberen als auch den Unteren Markt von Herzogenburg. Propst Georg Eisner und seine Nachfolger stellten die Stiftsanlage wieder her.
In der Reformation sank die Zahl der Konventsmitglieder drastisch. Bald nach der Überwindung dieser Krise wurde das Stift durch die Türkeneinfälle bedroht, jedoch konnten diese im Jahre 1683 durch die Stadtbevölkerung unter der Führung des Chorherren Gregor Nast erfolgreich abgewehrt werden.
Nach Ende diesen schwierigen Zeiten begann auch in Herzogenburg eine stetige personelle und materielle Konsolidierung. Der barocke Neubau der Stiftsanlage ab 1714 legt Zeugnis davon ab. Die Pläne lieferte der St. Pöltner Baumeister Jakob Prandtauer. Der ostseitig gelegene Festsaal und seine Fassade wurden nach Plänen des kaiserlichen Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet. Nach dem Tod von Prandtauer übernahm Joseph Munggenast die Bauführung. Dessen Sohn Franz Munggenast vollendete die Stiftskirche. Die Pläne des barocken Neubaus konnten aber unter anderem aufgrund der hohen finanziellen Belastungen durch die Kriege Maria Theresias nicht vollendet werden: Der Westtrakt der Stiftsanlage wurde nie errichtet. So markiert die Kirchweihe 1785 das Ende der barocken Bautätigkeit im Stift Herzogenburg.
Die Reformen von Kaiser Joseph II. (1780-1790) brachten dem Stift zwar nicht die Aufhebung, jedoch musste man tiefgreifende Veränderungen bewältigen und vor allem die Seelsorge in zahlreichen Pfarren übernehmen bzw. neu einrichten.
Im 19. Jahrhundert sah sich das Stift in schweren finanziellen Nöten, der erste Weltkrieg verstärkte die prekäre Situation, die Geldentwertung der Zwischenkriegszeit tat ein Übriges, um das Stift vollends an den Rand des wirtschaftlichen Ruins zu bringen. Propst Ubald Steiner gelang es, das Stift während der Zeit des Nationalsozialismus vor der Aufhebung zu bewahren. Mit Kriegsende wurden Flüchtlinge einquartiert. Auch die sowjetische Besatzungszeit war eine große Belastung für das Stift und seine Umgebung.
Nach und nach besserte sich dann aber die Situation. Sowohl personell als auch wirtschaftlich trat ein deutlicher Aufschwung ein. Seit 1979 steht Propst Maximilian Fürnsinn der Stiftsgemeinschaft vor, womit der ehemalige Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden mittlerweile der längstdienende Abt in Österreich ist. In den vergangenen Jahren wurde die Klosteranlage einer umfassenden Renovierung unterzogen, die 2012 - pünktlich zum 900-Jahr-Jubiläum - abgeschlossen wurde.
Info & Kontakt
Stift Herzogenburg
Stiftsgasse 3,
3130 Herzogenburg
02782 831130
www.stift-herzogenburg.at