Lebenskunst
27.10. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 27.10.2024, 7.05-8.00, Ö1
Gottes erste Liebe – Aspekte der Bibel
(Jeremia 31, 7-9)
Von „Gottes erster Liebe“ hat der österreichische Kulturhistoriker, Schriftsteller und Publizist Friedrich Heer (1916-1983) in Zusammenhang mit Jüdinnen und Juden, dem „Volk Israel“, gesprochen und geschrieben. Der katholische Theologe und Judaist Wolfgang Treitler stellt sich in diese Tradition. Seine Gedanken zu jener alttestamentlichen Bibelstelle aus dem Buch Jeremia, die für 27. Oktober in katholischen Gottesdiensten vorgesehen ist, erzählen von der schwierigen Rolle, Erster, Vorangehender zu sein sowie von der frühen Messiasfigur Efraim. Dieser war ein Enkel des „Erzvaters“ Jakob, dessen Zweitname Israel war. Wolfgang Treitler ruft auf, mit und an diesen Ersten zu lernen: „Dieser Blick auf die jüdische Gemeinschaft würde antijüdische Feindschaft nicht mehr möglich machen.“
Donauweibchen und andere Flussheilige – Überzeitliche Gedanken zum brisanten Thema Wasser
„Wasser ändert alles“ ist das Thema des derzeitigen MUTTER ERDE-Schwerpunkts in allen Medien des ORF. Wasser ist die Ressource, die Mensch und Tier am dringendsten benötigen. Doch der Wasserkreislauf wird durch Klimaveränderungen und -erwärmung aus der Balance gebracht und hat damit Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche: vom Trinkwasser über die Artenvielfalt und das Ökosystem bis zu Extremwetterereignissen mit Dürre und Hochwasser.
Von der Brisanz des Themas zeugen auch die zahlreichen Mythen, die es in Zusammenhang mit Flüssen, Strömen, Seen und Meeren gibt. Man denke nur an die in den Hindu-Religionen verehrte Mutter Ganga, den Ganges. Oder den Amazonas, auf dessen Grund – so besagt es der Glaube von Indigenen – die Seelen der Ahnen leben. Nicht ganz so spektakulär sind die Überlieferungen zur Donau. Aber selbst hier gibt es Sagen und Legenden; rund um die Wallfahrtsorte Pöstlingberg und Maria Taferl etwa. Oder über das Donauweibchen, Tochter des Flussfürsten oder Flussgottes Danubius. Auch in Wien ist es der Sage nach in Erscheinung getreten. Seine Spuren ziehen sich bis hinein in die Innenstadt, wie Brigitte Krautgartner herausgefunden hat.
Spirituell und lebensspendend – Wassermythen aus Mexiko
Der Regengott Chaac, mit langer Nase und vielen Schlangen quasi als Haut, gilt als einer der ältesten und wichtigsten Götter der Maya. Der Herr über Regen und Donner brachte den Menschen der mesoamerikanischen Hochkultur, deren Ursprünge bis ins Jahr 8000 vCh zurückreichen, der Überlieferung nach lebensspendende Niederschläge – und sicherte ihren Fortbestand durch die Fruchtbarkeit der Landwirtschaft. Wasserstellen dienten den Maya wahrscheinlich auch als Verbindungen zur Unterwelt und wurden für religiöse Opferrituale genutzt.
Bei den Azteken, deren großes und mächtiges Reich zwischen 1325 und 1521 florierte, spielte Wasser bereits bei der Gründung ihrer Hauptstadt eine Rolle: Der Legende nach bauten sie Tenochtitlán, das heutige Mexiko-City, auf einer Insel im See von Texcoco. Maria Harmer hat zur spirituellen Bedeutung des Elements Wasser in den beiden großen mexikanischen Hochkulturen recherchiert
Eine Messe für den Frieden – Gedanken und Musik von Johanna Doderer
Seit über 500 Jahren werden für die Wiener Hofmusikkapelle die besten Komponisten beauftragt – unter ihnen Größen wie Joseph Haydn und Antonio Salieri. Der jetzige Direktor, Jürgen Partaj, führt die Tradition fort. Die Messe, die am Sonntag, 3. November, ab 9 Uhr 15 in der Wiener Hofburgkapelle im Rahmen von „Wien Modern“ aufgeführt wird, ist freilich ein besonderes Highlight. Denn erstmals in der traditionsreichen Geschichte stammt die Komposition von einer Frau: Johanna Doderer, geboren in Bregenz, hat in Graz und Wien studiert. Über 80 Werke hat die nun in Wien lebende 55-jährige Tonschöpferin mittlerweile komponiert. Und ihre im Frühling dieses Jahres uraufgeführte „Friedensmesse“ erscheint notwendiger denn je. Irene Klissenbauer hat mit der Komponistin Johanna Doderer – sowie mit Jürgen Partaj – genau darüber gesprochen.