Lebenskunst
20.10. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 20. Oktober 2024, 7.05-8.00, Ö1
Jemand, der führen will, muss auch dienen können – Aspekte der Bibel
(Markus 10, 35-45)
Der am 20. Oktober in den katholischen Kirchen gelesene Evangelientext stammt aus dem Markusevangelium, das vermutlich knapp nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n.Ch entstanden ist. Der Text beschäftigt sich mit dem Thema der Macht und der Rolle von Führungspersönlichkeiten. Gerhard Langer, katholischer Theologe und Universitätsprofessor am Institut für Judaistik in Wien, hat sich Gedanken dazu gemacht.
Meilenstein des interreligiösen Dialogs – Erinnerung an die „Ökumenische Morgenfeier" im ORF Radio (1968-1997)
Es war ein Format, für das sich – damals europa-, wenn nicht sogar weltweit einzigartig – Vertreter und Vertreterinnen verschiedener christlicher Konfessionen, regelmäßig auch Vertreter des Judentums und mitunter des Islam – öffentlich an einen Studiotisch setzten, um miteinander zu reden: Die „Ökumenische Morgenfeier“, entstanden im Aufbruchsjahr 1968, hat Religionsgeschichte geschrieben. Bis 1997 wurde im öffentlich-rechtlichen Radiosender Ö1 in der Stunde zwischen sieben und acht Uhr früh gemeinsam gefeiert, nachgedacht und ja, verkündigt. Alles hat seine Zeit, heißt es im biblischen Buch Kohelet. Und als das klassische Verkündigen immer weniger zum Radiohören in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts passen wollte, entwickelte sich aus einem Teil der Morgenstunde die Sendung „Erfüllte Zeit“. Die Zuhörenden wurden zu Lebensweisen und Glaubenswelten unterschiedlicher Menschen mitgenommen und konnten sich inspirieren lassen, auch von der Vielfalt geistlicher und spiritueller Musik. Die Hörerinnen- und Hörerzahlen gaben einer Entwicklung Recht, die heute den Namen „Lebenskunst“ trägt. Ein „Raum für die Seele“ sollte in dieser Stunde bleiben, doch ebenso Offenheit für die heilige und nährende Unberechenbarkeit kluger, weiterführender Gedanken. An manche Gedanken der an der legendären „Ökumenischen Morgenfeier“ beteiligten Persönlichkeiten erinnert im Jubiläumsjahr „100 Jahre Radio“ der langjährige Morgenfeier-Producer Martin Gross.
Friedensstiftend und -erhaltend – Rektorin Ulrike Greiner und Lehrer:in-Sein heute
Lehrerinnen- und Lehrerausbildung müsse interkonfessionell und interreligiös aufgestellt sein, das sei in der gegenwärtigen Zeit unabdingbar; der Dialog der Kulturen und Religionen im Klassenzimmer ein notwendiger Weg, um friedensstiftend und friedenssichernd Gesellschaft gestalten zu können. So erklärt die neue Leiterin der größten privaten pädagogischen Hochschule Österreichs, Ulrike Greiner, die Aufgabe der KPH Wien/Niederösterreich, vormals KPH Wien/Krems. Die Abkürzung steht für „Kirchliche Pädagogische Hochschule“, ausgebildet werden Lehrerinnen und Lehrer in allen Fächern für die Primar- und Sekundarstufe, Religionsunterricht inklusive. Die Erzdiözese Wien hat die Hochschule errichtet und erhält sie gemeinsam mit der Diözese St. Pölten sowie der Evangelischen, der Griechisch-Orientalischen, den Orientalisch-Orthodoxen und der Altkatholischen Kirche Österreichs; kooperiert wird mit der Alevitischen und der Islamischen Glaubensgemeinschaft, mit der Israelitischen und der Buddhistischen Religionsgesellschaft. Ihre Standorte sind der Campus Wien-Strebersdorf, der Campus Krems und der Campus St. Pölten sowie mehrere Bildungszentren in Wien, darunter am Stephansplatz. Dort hat Maria Harmer die neue Leiterin und habilitierte Bildungsexpertin Ulrike Greiner besucht, die selbst u.a. katholische Theologie und Religionspädagogik studiert hat.
Zuhören konnte ich immer gut – Die Psychoanalytikerin Vera Ligeti
Am kommenden 23. Oktober, einem der ungarischen Nationalfeiertage, gedenkt man in Ungarn zweier Ereignisse: des Beginns des Volksaufstands im Jahr 1956 sowie der Ausrufung der Republik Ungarn vor 35 Jahren, 1989. Vera und György Ligeti sind während des Ungarn-Aufstandes 1956 nach Österreich geflohen; die NS-Zeit zuvor hatte Vera Ligeti, damals noch Veronika Spitz, mit ihrer Mutter in einem der Schutzhäuser von Raoul Wallenberg in Budapest überlebt. In Wien hat Vera Ligeti ihr Psychologiestudium fortgesetzt, wurde 1958 promoviert und schließlich eine angesehene Psychoanalytikerin, die heute noch praktiziert. Obwohl die 94-jährige Witwe des bedeutenden Komponisten György Ligeti ungern über sich selbst spricht und lieber eine hingebungsvolle Zuhörerin ist, erzählt sie im Gespräch mit Maria Harmer aus ihrem bewegten Leben.
Redaktion & Moderation: Doris Appel