Lebenskunst
29.9. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 29. September 2024, 7.05-8.00, Ö1
Raus aus Teufels Küche – Aspekte der Bibel
(Markus 9, 38-43.45.47-48)
Es ist ein drastischer Text, der als Predigt des als Messias, also als Christus, verehrten Jesus von Nazareth im Markusevangelium wiedergegeben wird. „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Und: Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab …“, heißt es da. Die an der Universität Kassel katholische Theologie lehrende Mirja Kutzer ist keine Freundin solcher Bilder. Und doch versteht sie sie als aufrüttelnde Beispiele für Themen, die den Menschen „in Teufels Küche“ bringen können. „Die Liste reicht von dem Essen, von dem ich weiß, dass ich es nicht vertrage, über die Ruhepause zu viel oder auch zu wenig bis hin zum großen Thema Klimawandel, das so dringend erforderlich macht, umzusteuern und so manche Gewohnheiten sein zu lassen.“
Eine bessere Welt ist möglich – Ermutigung und Unterstützung in Ghana
Ihre Mission ist die Zusammenarbeit zwischen dem globalen Süden und Österreich: Die Mitglieder und Mitarbeitenden des „Evangelischen Arbeitskreises für Weltmission“ verstehen es als ihre Aufgabe, die geistliche und materielle Entwicklung aller Menschen, wie betont wird, zu fördern. Ziel sei nichts weniger als eine „bessere Welt“. Ihre Partner und Partnerinnen leben im Südsudan, in Uganda, in Kamerun – und in Ghana. Aus dem westafrikanischen Land war vor Kurzem Projektleiter Elvis Kofi Kwarteng zu Besuch in Wien. Markus Veinfurter hat ihn getroffen und sich von der Situation in dessen Heimat berichten lassen. Ein Schwerpunkt der Projektarbeit ist der Ausbildung von Mädchen und Buben gewidmet, und bei der „Gender Balance“, bei der Chancengleichheit, ist auch in Ghana „Luft nach oben“. Darüber hinaus fehlt es an Unterrichtsmaterial – und viele Lehrerinnen und Lehrer wohnen einfach zu weit von ihren Schulen entfernt. Konfessions- und Religionsgrenzen wiederum spielen in Ghana eine untergeordnete Rolle, das Zusammenleben gestalte sich friedlich.
Überbringer göttlicher Botschaften? – Gabriel, Schutzpatron der Radioleute
Noch in den 1990er Jahren war für manche ältere Menschen in Wien das Funkhaus in der Argentinierstraße schlicht „die RAVAG“. Diese „Radio-Verkehrs-AG“ hatte vor 100 Jahren, am 1. Oktober 1924, ihren Sendebetrieb aufgenommen. Gesendet wurde anfangs vom Stubenring, später aus der Johannesgasse in Wien – und nachdem von 1935 bis 1938 das Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße errichtet worden war, von dort. Seine Inbetriebnahme erfolgte freilich 1938 durch die NS-Reichsrundfunkgesellschaft. Die Ära RAVAG II begann 1945. Mit der Rundfunkreform 1967 wurde die Bezeichnung ORF (Österreichischer Rundfunk) durchgesetzt – und heute sendet der ORF mit seinen TV- und Radioprogrammen vom Wiener Küniglberg sowie aus den neun Landesstudios.
Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Radio in Österreich“ gestaltet der ORF einen umfangreichen multimedialen Schwerpunkt in seinen Medien. Da mag es sich fügen, dass der 29. September als Datum des sogenannten „Erzengel-Fests“ der Gedenktag für die Erzengel Michael, Rafael – und Gabriel ist; sowohl katholischer- als auch evangelischerseits. Aufgrund seiner Rolle als Engel der Verkündigung gilt Gabriel als Schutzpatron aller, die im Bereich Kommunikation und Fernmeldewesen arbeiten – und somit traditioneller Weise auch als „Schutzpatron der Radiosprecher“. Verehrt wird Gabriel als himmlischer Bote und Überbringer von göttlichen Botschaften in Judentum, Christentum und Islam. Gabriel soll sowohl Maria von Nazareth die Empfängnis Jesu angekündigt – als auch Mohammed den Koran offenbart haben. Im Talmud gilt Gabriel nach Michael als der größte der „Engelsfürsten“, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend, das Volk Israel verteidigend und beschützend. „Stärke Gottes“ oder „Mann Gottes“ bedeutet unter anderem sein hebräischer Name auf Deutsch, auf Arabisch lautet er Dschibril. Markus Veinfurter hat sich auf Spurensuche des Botschafters begeben und generell zu „Engeln“ recherchiert.
Kleine Etappen der großen Erzählung – Ein Muslim geht den Jakobsweg
Der Pilger-Boom zum Grab des heiligen Jakobus, spanisch: Santo Iago, in Santiago de Compostela hält an. Das zeigen die zahlreichen Pilgerpässe, die bereits heuer für den Jakobsweg ausgestellt worden sind. Jährlich gehen ihn mehr als 400.000 Menschen. Der Weg zu jenem Ort, der als Grab eines der Jünger des Jesus von Nazareth gilt, ist einer der beliebtesten und auch bekanntesten Pilgerwege. Im vergangenen Jahr hat sich auch der islamische Religionspädagoge und gläubige Muslim Mouhanad Khorchide spontan entschlossen, etwas Neues auszuprobieren und sich auf den – traditionell christlichen – Jakobsweg begeben. Warum er in die entgegengesetzte Richtung gepilgert ist und welche Fragen er sich dabei gestellt hat, beschreibt Mouhanad Khorchide in seinem neuen Buch „Ein Muslim auf dem Jakobsweg“. Nina Goldmann hat es gelesen und mit dem Autor darüber gesprochen.
Mouhanad Khorchide: Ein Muslim auf dem Jakobsweg. Pilgererfahrungen der anderen Art (Herder)