Lebenskunst
1.9. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 1. September 2024, 7.05-8.00, Ö1
Musikant Gottes, Superstar und Mensch
Anton Bruckners Musik ist von tiefer Gläubigkeit geprägt – und von einer spirituellen Kraft, die die klassischen Religionen sogar übersteigt, wie manche meinen. Der österreichische Komponist, Organist und Katholik wurde vor 200 Jahren, am 4.9.1824, in Ansfelden bei Linz geboren. Er wurde 72 Jahre alt, starb am 11. Oktober 1896 in Wien. Ein Leben lang war der aus einfachen, ländlichen Verhältnissen stammende begnadete Organist und Komponist von Selbstzweifeln geplagt, trotz seines starken Glaubens an Gott. Anton Bruckner war ein Einzelgänger, der sich keiner Schule oder Lehrmeinung anschließen wollte. Neben den zahlreichen geistlichen Vokalwerken, die er komponierte, wie seine drei Messen, die „Missa Solemnis b-Moll“, das „Te Deum“ und zahlreiche Motetten, schrieb er elf Symphonien, wovon zwei nicht offiziell mitgezählt werden
Anlässlich des 200. Geburtstags von Anton Bruckner widmet ihm LEBENSKUNST die Ausgabe vom 1. September.
Anton Bruckner und der liebe Gott
Ohne seine Religiosität ist Anton Bruckner nicht denkbar, meint Reinhard Scolik, Vorstand der UNITEL Musikstiftung mit Wiener und Mühlviertler Wurzeln. Sein Glaube an Gott mache ihn bis zu seinem Ende aus. Er sei ein lebensfroher, undogmatischer Katholik gewesen, der die Sicherheit und Freuden religiösen Empfindens für sein Leben und sein Werk gebraucht hat. „Wie wollte Bruckner sein symphonisches Werk krönen, welchen letzten Gipfel wollte er erreichen? Nikolaus Harnoncourt hat einmal mit den Wiener Philharmonikern die Fragmente des letzten unvollendeten Satzes der Neunten aufgeführt und erklärt, dass es Bruckners Plan war, in der Coda die wichtigen Themen der fünften, siebenten und achten Symphonie und der ersten drei Sätzen der Neunten übereinander zu türmen und damit sein Werk ‚mit einer riesenhaften Kathedrale‘ abzuschließen. Das hat ihm der liebe Gott verwehrt und ihn vorher zu sich geholt. Diese ‚unerhörten Klänge‘ hat Bruckner in den Himmel mitgenommen, vielleicht werden wir sie eines Tages hören können.“
„Er hat den Kirchenraum zum Weltraum gemacht“
Der Oberösterreicher Norbert Trawöger, seit März 2019 „Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters Linz“ und künstlerischer Leiter der ersten oberösterreichischen „KulturEXPO Anton Bruckner 2024“, ist mit dem großen Komponisten oberösterreichischer Herkunft schon in Kinderjahren in Berührung gekommen – dank der elterlichen Plattensammlung. Trawöger, selbst ein im besten Sinn des Wortes unkonventioneller Mensch, hat mit Brigitte Krautgartner unter anderem über Bruckner als Person jenseits der gängigen Bilder gesprochen: auch über den flotten Tänzer, guten Schwimmer, Geigenspieler im Wirtshaus, und beliebten Universitätslehrer.
Auf den Spuren des Menschen und Lebenskünstlers Anton Bruckner
Mit jungen Komponistinnen und Komponisten hat sich Lisa Ganglbaur auf Spuren Bruckners begeben. Gemeinsam wurden sie im Zuge der Kompositionswerkstatt „Komponieren in Himmlischer Höhe“ an Wirk- und Lebensstätten des Musikers geführt – wie sein Geburtshaus in Ansfelden und das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, wo der junge Bruckner nach dem Tod seines Vaters als Sängerknabe unterrichtet wurde. Die jungen Komponierenden wurden dabei angeregt, über den Alltag Bruckners nachzudenken, sie improvisierten am selten zum Einsatz kommenden Brucknerflügel und lernten den demütigen, untertänigen Bruckner genauso kennen wie das musikalische Genie, das wegen seiner vielen religiösen Kompositionen auch „Musikant Gottes“ genannt wird.
Dein Glaube hat Dir geholfen – Aspekte der Bibel
(Lukas 17, 11-19)
Um „den Glauben“ – und um Dankbarkeit – geht es auch in jenem Bibeltext, der für evangelische Gottesdienste am 1. September vorgesehen ist. In der Begegnung mit Jesus aus Nazareth werden von Krankheit gezeichnete Menschen geheilt, einer spricht seinen Dank aus. „Dein Glaube hat Dir geholfen“, antwortet Jesus im Lukasevangelium. Gedanken dazu vom evangelischen Theologen, Pfarrer und Journalisten Marco Uschmann.
In den Musikstücken zwischen den Beiträgen bringt Martin Gross die Weite Bruckners geistlicher Musik von „Locus iste“ bis „Te Deum“ zu Gehör.
Redaktion & Moderation: Doris Appel