Lebenskunst
21.7. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 21. Juli 2024, 7.05-8.00, Ö1
Das Prinzip des Propheten – Aspekte der Bibel
(Jeremia 23, 1-6)
Ein Abschnitt aus dem alttestamentlichen Buch des Propheten Jeremia ist für katholische Gottesdienste am 21. Juli vorgesehen. An diesem vielschichtigen Buch wurde im 7. und 6. Jahrhundert vCh über Jahrzehnte hindurch geschrieben, verschiedene Autoren und Redaktoren waren am Werk. Was sie alle zusammenhält, ist die Prophetenfigur selbst und ihr unbestechlicher Blick auf die Vorgänge, die beschrieben und analysiert werden, ist der katholische Theologe und Judaist Wolfgang Treitler überzeugt: „Das Prinzip des Propheten, an dem er alles bemisst, ist die Gerechtigkeit, das heißt, das Recht-Tun in allem.“ Und weil die Zeiten heute sich nicht sehr von damals unterscheiden, bräuchte es durchaus wieder Menschen wie Jeremia.
Was Menschen Sinn gibt – Carolin Wenzinger, 29, griechisch-orthodox
In den LEBENSKUNST-Sommerreprisen kommen noch einmal junge Erwachsene aus den 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften zu Wort, die über ihre spirituelle Heimat erzählen. Sie sind im Rahmen des Projekts „Was glaubt Österreich?“ von Lena Göbl mit dem Mikrofon begleitet worden. Am 21. Juli nimmt die 29-jährige Gesundheitsmanagerin Carolin Wenzinger die Zuhörenden mit in ihre griechisch-orthodoxe Kirche am Wiener Fleischmarkt.
Lebensbejahend bis in den Tod – Gedanken zu 80 Jahre „20. Juli 1944“
Mordanschläge auf Menschen der Öffentlichkeit, auf Politiker und Politikerinnen, verübt von Einzeltätern und von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, sind keine Seltenheit. Daran erinnert gerade wieder das versuchte Attentat auf Donald Trump, vormals Präsident der USA und jetzt im Wahlkampf für das nächste Präsidentenamt. Tyrannenmord freilich meint etwas anderes. Er ist ein rein politisch motivierter Mord und bezeichnet die Tötung eines Herrschers, dem vorgeworfen wird, grausam zu regieren und Menschen gewaltsam zu unterdrücken.
Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, war es, dass Claus Schenk Graf von Stauffenberg eine Bombe im „Führerhauptquartier“ in Ostpreußen detonieren ließ. Doch die Bombe verfehlte ihr Ziel und Hitler überlebte. Seine Tat musste Stauffenberg noch in derselben Nacht mit seinem Leben bezahlen. Damit ist der 20. Juli 1944 zum Symbol des deutschen Widerstandes gegen die Diktatur und Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten geworden. Er ging als „Aufstand des Gewissens“ in die Geschichte ein. Auch 80 Jahre nach der Tat gelten Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter als Vorbilder.
Dabei hatte Stauffenberg als konservativer Patriot und Soldat den politischen Kurs Hitlers zunächst als nationalen Aufbruch begrüßt; 1943 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Angesichts des zunehmend deutlicher werdenden verbrecherischen Charakters des NS-Regimes und der militärisch-strategischen Verfehlungen Hitlers wandte sich Stauffenberg jedoch immer entschiedener ab. Beim Einsatz in Nordafrika wurde er im Frühjahr 1943 schwer verwundet. Sein Entschluss, aktiven Widerstand zu leisten und Hitlers Herrschaft gewaltsam zu stürzen, nahm Gestalt an und mündete in die Planung und Durchführung des Attentats vom 20. Juli 1944.
Nur wenige Monate nach Stauffenberg wurde der evangelische Theologe, Pastor und Vertreter der „Bekennenden Kirche“, Dietrich Bonhoeffer, ermordet. Das war am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg. Seine „Hinrichtung“ erfolgte auf direkten Befehl von Heinrich Himmler, weil Bonhoeffer wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime, vor allem am Attentat vom 20. Juli 1944, verurteilt worden war.
Der Autor und Schriftsteller Herbert Maurer, Korrespondent der europäischen Kulturzeitschrift „Lettre“, mit Gedanken zum katholischen Stauffenberg und zum evangelischen Bonhoeffer.
Einfache Dinge erzählen Geschichte – Ausstellung in der „Ehemaligen Synagoge St. Pölten“
Ein Dirndlkleid, das ins Exil mitgenommen wurde, Spielzeugfiguren, die an den ermordeten Bruder erinnern: In der frisch renovierten „Ehemaligen Synagoge St. Pölten“ ist derzeit die Wechselausstellung „Dinge bewegen. Gegenstände und ihre jüdischen Geschichten“ zu sehen. Erzählt wird von Verfolgung, Vertreibung und Schändung während der NS-Zeit. Manch schlichte Gegenstände wurden zu Trägern großer Erinnerungen. Zu sehen sind aber auch Produkte, die durch Upcycling, durch Wiederverwertung, einen besonderen Wert erhalten haben, wie etwa ein Chanukka-Leuchter, der aus einer Fahrradkette hergestellt wurde. Der Besuch dieser Schau lässt sich gut mit einer Auseinandersetzung über die Geschichte des Hauses verbinden. Als Synagoge 1913 erbaut, wurde sie während der Novemberpogrome 1938 schwer beschädigt und „arisiert“. Nach der Shoah gründete sich keine jüdische Gemeinde mehr. In den 1980er-Jahren wurde das Gebäude erstmals renoviert. Nach der vor Kurzem abgeschlossenen zweiten Renovierung wurde die „Ehemalige Synagoge St. Pölten“ im April als Kulturzentrum wiedereröffnet. Sandra Szabo mit einem Rundgang.
Redaktion & Moderation: Doris Appel