Lebenskunst
9.6. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 9. Juni 2024, 7.05-8.00, Ö1
Wo bist Du, Adam? – Aspekte der Bibel
(Genesis 3, 9-15)
Um Mann und Frau, um Adam und Eva geht es in jenem Jahrtausende alten biblischen Text, der zufällig am „Vatertag“ für katholische Gottesdienste vorgesehen ist. „Wo bist Du?“, ruft im Buch Genesis Gott dem Adam zu. Eine bleibende Frage, die dieser Mythos aus dem 7./6. Jahrhundert vor der gängigen Zeitrechnung aufwirft. Gedanken dazu und zur mächtigen Wirkungsgeschichte dieser Erzählung von der katholischen Theologin und Germanistin Mirja Kutzer, die an der Universität Kassel lehrt.
Auf der Suche nach dem Vater, auf der Suche nach der eigenen Identität – Albert Frantz, Pianist und Samenspenderkind
„Es bedrückt mich, dass immer mehr Kindern das Recht genommen wird, ihren Vater zu kennen. Zu wissen, woher wir kommen, ist ein Menschenrecht und wichtig, um zu wissen, wer wir sind“, sagt die Generalsekretärin von „aktion leben“, Martina Kronthaler. Der 1954 gegründete Verein feiert Mitte Juni sein 70-Jahr-Jubiläum. Albert Frantz war fast 30 Jahre alt, als er durch die Indiskretion eines Nachbarn erfuhr, dass sein gewalttätiger „Dad“ nicht sein biologischer Vater war. Die Suche nach dem „richtigen“ Vater bestimmte fortan das Leben des US-Amerikaners. Er brach sein technisches Studium ab und kam mit einem Fulbright-Stipendium nach Europa, nach Wien, um seinen Traum, Konzertpianist zu werden, in die Tat umzusetzen. In der Familie, in der er aufgewachsen war, war Musik geringgeschätzt worden. Doch die Story hat ein „happy end“: Albert Frantz hat seinen biologischen Vater gefunden, hält engen Kontakt zu seiner neuen Familie und setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass das Menschenrecht auf die Kenntnis der Herkunft auch umgesetzt wird. Maria Harmer mit der ganzen Geschichte.
Der Boss und Gott – Gedanken von und zu Bruce Springsteen
Gesundheitliche Probleme ließen ihn seine derzeitige Europatournee unterbrechen, doch Bruce Springsteen erhole sich gut, wie es heißt. Die Tour soll nach der Pause planmäßig am 12. Juni in Madrid weitergehen.
Wenn man älter wird, dann gewinnt Spiritualität wieder an Bedeutung – so hat es Bruce Springsteen in einem Interview formuliert. Der im September 75-jährige Rockstar stammt aus einer katholischen Familie (besonders die Mutter war sehr gläubig) und aus „kleinen Verhältnissen“. Zu beidem steht er, beides hat ihn geprägt und findet Niederschlag in seinen Songs. „Letter To You“ etwa aus dem gleichnamigen 2020 erschienenen Album, lässt sich als sehr persönliches Nachdenken über das Gebet verstehen. Zu den dogmatischen Aspekten seiner Religion geht er auf Distanz. So äußert er sich öffentlich für legale Abtreibungsmöglichkeiten und für die gleichgeschlechtliche Ehe. Liberales Denken und Spiritualität – viele Musikerinnen und Musiker bringen das unter einen Hut. Wie sich das im Fall von Springsteen darstellt, dieser Frage ist Brigitte Krautgartner nachgegangen.
„Heilige Orte“ – Tempel und Ashram in Traiskirchen
„Was glaubt Österreich?“ Und wo wird in Österreich geglaubt? LEBENSKUNST besucht im Juni verschiedene Orte, an denen Menschen (göttliche) Stärkung erfahren und heilsame Momente erleben. Für die gebürtige Wienerin Bhakti Devi Dasi ist das eindeutig der größte Hindu-Tempel Österreichs. Er steht im niederösterreichischen Traiskirchen auf einem ehemaligen Fabriksgelände direkt neben den Schienen der „Badner-Bahn“, aber mit Blick auf Weingärten und Felder. Die Mitglieder der Sri Sri Radha Govinda Gaudiya Math folgen der Gaudiya Vaishnava Tradition auf Grundlage der geoffenbarten vedischen Literatur. Die vedischen Schriften zählen zu den ältesten Schriftwerken der Menschheit, und ihre Lehren und Erkenntnisse werden bis zum heutigen Tag studiert, gelehrt, praktiziert und verwirklicht. Insbesondere das „Hare Krishna-Mantra“, das sogenannte „Große Mantra“, wird täglich rezitiert, oftmals auch von Bhakti Devi Dasi. Sie hat vor einigen Jahren ihren Weg zu dieser Hindu-Tradition gefunden und diesen Namen angenommen. Seither ist der Tempel in Traiskirchen ein wichtiger, ein „heiliger Ort“ für sie, den sie regelmäßig besucht, diesmal mit Maria Harmer.
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Moderation: Martin Gross