Lebenskunst
22.10.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 22.10.2023, 7.05-8.00, Ö1
Ein Reich der Toleranz und Akzeptanz – Bibelessay zu Jesaja 45, 1.4-6
Jakob, auch Israel genannt, gilt als Enkel Abrahams und ist laut biblischer Überlieferung einer der Erzväter der Israelit:innen. Aus Jakobs Söhnen gehen die „Zwölf Stämme Israels“ hervor, wie es heißt. Das ist der Grund, warum von Jakob, von Israel, die Rede ist – in jener Bibelstelle aus dem Buch Jesaja, die erzählt, wie Gott zum persischen Regenten Kyrus spricht. Der Text ist für katholische Gottesdienste am 22. Oktober vorgesehen und schildert eine Zeit im 6. Jahrhundert vor Christus, in der nicht nur in Israel neues Leben aufgebaut werden konnte: In der persisch dominierten Diaspora, in Babylonien, entwickelte sich ein hoch gebildetes und einflussreiches Judentum. Darauf – und auf die Situation heute in der Region, zu der Israel und Iran gehören, geht Gerhard Langer in seinem Bibelessay ein. Gerhard Langer ist katholischer Theologe und Vorstand des Instituts für Judaistik an der Universität Wien.
Herausforderung und Notwendigkeit – Der interreligiöse Dialog
Der Krieg in Israel und im Gazastreifen ist eine menschliche Tragödie und zudem auch eine Herausforderung für den interreligiösen Dialog. Das sagt mit allem Nachdruck Liliane Apotheker, die Opfer des Massakers vom 7. Oktober persönlich gekannt hat. Sie ist Präsidentin des „Internationalen Rates der Christen und Juden“ („International Council of Christians and Jews“, ICCJ), der Dachorganisation von 37 christlich-jüdischen Dialogorganisationen weltweit. Liliane Apotheker wurde 1955 in Antwerpen, Belgien, geboren. Ihre Eltern, beide Holocaust-Überlebende, emigrierten 1971 mit ihr nach Israel, wo sie in Jerusalem das Gymnasium beendete und an der Hebrew University Sprachen und Literatur studierte. Heute lebt Liliane Apotheker in Frankreich. Auf Einladung des österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit war die ICCJ-Präsidentin vor Kurzem in Wien und hat Maria Harmer zum Gespräch getroffen. Anlass ihres Aufenthaltes war die Vorbereitung der Jahreskonferenz des „International Council of Christians and Jews“, die im Juni 2024 in Österreich stattfinden wird.
Ö1-Thementag „Auslandsösterreicher:innen“
Am Nationalfeiertag, am Donnerstag, dem 26. Oktober, stehen einen Tag lang Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt im Mittelpunkt des Ö1-Programms. Den Auftakt dazu macht „LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen“ am 22. Oktober:
Spiritualität gesucht und gefunden – Iman Irina Dox und der Sufismus in Saudi-Arabien
Nach den jüngsten Eskalationen und Katastrophen im Nahen Osten scheint die Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel, die den Nahen Osten verändert hätte, jäh unterbrochen. Saudi-Arabien war über Generationen ein weitgehend abgeschlossenes Land, das religiös von der rigorosen Denkschule des Wahhabismus geprägt war und in vieler Hinsicht noch ist. Diese Richtung zeigt für andere islamische Denkschulen wenig Toleranz – auch nicht für den Sufismus, die islamische Mystik. Seit einiger Zeit wurde jedoch eine Politik der Öffnung betrieben – inklusive Tourismus, kleiner Schritte in Richtung Frauenrechte und neuer diplomatischer Kontakte. Davon haben unter anderem auch Anhängerinnen und Anhänger von Sufi-Orden profitiert, wie die Österreicherin Iman Irina Dox persönlich erfahren hat. Die Künstlerin und Filmemacherin ist vor 28 Jahren nach Saudi-Arabien gezogen, weil sie dort bei Sufi-Gruppen die für sie wesentliche Mystik und Spiritualität gefunden hat. Lise Abid mit einem Porträt der Auslandsösterreicherin.
Ein „Jackpot“ – Kindheit auf zwei Kontinenten
Schon immer wollte der evangelische Pfarrer Karl-Heinz Rathke in die „Mission“ – und Ehefrau Christel Rathke teilte diese Begeisterung: So wurden die evangelischen Pfarrerskinder Joachim und Mirjam in Kamerun geboren und verbrachten ihr erstes Lebensjahrzehnt in dem zentralafrikanischen Land. Damals, in den 1960er Jahren, hatte ein neues „missionarisches“ Grundverständnis Einzug gehalten: Missionar Karl-Heinz Rathke wollte den Menschen helfen – und ihnen dabei nicht ihre Musik und ihre Tradition rauben, wie sein Sohn Joachim Rathke, heute Schauspieler und Regisseur, meint. Die Rückkehr nach Kärnten war dann hart, trotzdem bleiben die Jahre in Kamerun der „Jackpot“ ihres Lebens, sagt Tochter Mirjam Gegenhuber, die heute Kirchenmusikerin ist. Markus Veinfurter hat mit den Geschwistern über die Erfahrungen ihrer Kindheit gesprochen.
Redaktion & Moderation: Doris Appel