Lebenskunst
15.10.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 15. Oktober 2023, 7:05-8.00, Ö1
Hoffnungsbild Festmahl – Bibelessay zu Jesaja 25, 6-10a
„An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen …“, so heißt es in einem Text aus dem biblischen Prophetenbuch Jesaja, der am 15. Oktober für katholische Gottesdienste vorgesehen ist. Das Festmahl für alle Völker auf dem Berg Zion in Jerusalem: ein Bild aus dem 8. Jahrhundert v.Chr., das gerade in diesen Tagen erschüttert. Für die katholische Theologin und Bibelwissenschaftlerin Elisabeth Birnbaum, sie leitet das Österreichische Katholische Bibelwerk, gerät die Szene zum Gegenbild und damit zu einer Perspektive inmitten von Schmerz, Trauer und leidvoller Gegenwart.
Wir müssen reden – Das Parents Circle Families Forum
Die Nonprofit-Organisation „Parents Circle Families Forum“, der Israelis und Palästinenser angehören, lädt jede und jeden ein, der aufgrund des Nahost-Konflikts einen nahestehenden Menschen verloren hat: Um den anscheinend niemals endenden tödlichen Kreislauf zu durchbrechen, wollen die Mitglieder daran arbeiten, weitere Todesfälle zu vermeiden und ein Klima des Dialogs, der Versöhnung und des Friedens zu schaffen. Lena Göbl hat dazu die israelische Autorin und Friedensaktivistin Robi Damelin befragt, deren Sohn 2002 ermordet worden ist.
Gefragt als Seelsorger – Oberrabbiner Jaron Engelmayer
Seit September 2020 ist er Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien: Jaron Engelmayer, geboren 1976 in Zürich. Aufgewachsen in der Schweiz, hat Jaron Engelmayer in Israel studiert, wo er auch zum Rabbiner ordiniert wurde. Nachdem der nunmehrige Oberrabbiner von Wien die Situation seiner Gemeinde rund um das Auftreten von Covid gemeistert hat, ist es jetzt die Katastrophe im Nahen Osten, die ihn als Seelsorger fordert: Viele Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde haben Verwandte, Freundinnen und Freunde in Israel, um deren Leben sie bangen. Gundi Lamprecht hat Oberrabbiner Jaron Engelmayer gefragt, wie er in Zeiten wie diesen trösten und stärken kann und aus welchen Quellen er selbst Kraft schöpft.
Welche Tonalität passt zur katholischen Kirche? – Von der Mehrstimmigkeit der Menschen
Abenteuer Vielstimmigkeit: Vier Wochen des Zuhörens sollen es sein, die derzeit und noch bis zum 29. Oktober im Vatikan stattfinden, das wünscht sich die Linzer Pastoraltheologin Klara Antonia Csiszar für die katholische Weltsynode in Rom. Erstmals sind auch Nicht-Geistliche mit dabei, zum Teil sogar stimmberechtigt. Die im rumänischen Satu Mare geborene Theologin mit ungarischer Muttersprache kann gut damit umgehen, unterschiedliche Traditionen, Kulturen, Prägungen zusammenzudenken oder zumindest gleichberechtigt nebeneinander existieren zu lassen. Eine Begabung, die sie auch bei der Weltsynode in Rom einbringen möchte, wie sie Brigitte Krautgartner erzählt hat.
Und glaub ich noch ans Meer, so hoffe ich auf Land – Zum 50. Todestag von Ingeborg Bachmann
Am kommenden 17. Oktober ist der 50. Todestag einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts: Ingeborg Bachmann. Ihr zu Ehren wird seit 1977 in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt der Ingeborg-Bachmann-Preis als große literarische Auszeichnung vergeben. Gestorben ist sie 47-jährig in Rom infolge schwerer Verletzungen durch einen Brand, den sie beim Einschlafen mit einer brennenden Zigarette ausgelöst hatte und auch infolge ihrer Tablettensucht. Vielleicht ein Los genialer Lyrikerinnen und Lyriker, durch die auch eine andere, noch größere Stimme spricht? Ingeborg Bachmann hat wohl schwer gelebt, doch das Hoffen war ihr nicht fremd. „Bin ich’s, so ist’s ein jeder, der ist soviel wie ich“, schreibt sie in ihrem Gedicht „Böhmen liegt am Meer“. Und weiter: „Ich will nichts mehr für mich. Ich will zugrunde gehen. Zugrund – das heißt zum Meer, dort find ich Böhmen wieder. Zugrund gerichtet, wach ich ruhig auf. Von Grund auf weiß ich jetzt, und ich bin unverloren.“ Die Idee, dass Böhmen am Meer liegt, hat ihren Ursprung in Shakespeares Situierung von Böhmen in seinem Schauspiel „Das Wintermärchen“: „Böhmen. Eine wüste Gegend am Meer“, heißt es da. Ingeborg Bachmann macht daraus die religiöse Dimension einer Utopie, eines Hoffens auf eine andere Welt und damit auch eine Verheißung, dass nach dem Zugrundegehen das auf den Grund Kommen folgt. „Wir alle sind Böhmen“, hat Ingeborg Bachmann noch kurz vor ihrem Tod gesagt. „Und wir hoffen alle auf dieses Meer und auf dieses Land.“ Dörte Lyssewski liest „Böhmen liegt am Meer“ von Ingeborg Bachmann.
Redaktion & Moderation
Doris Appel