Lebenskunst
8.10.| 07:05 | Ö1s
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 8. Oktober 2023, 7.05-8.00, Ö1
Wenn der Stein zum Eckstein wird – Bibelessay zu Matthäus 21, 33-44
Zur Zeit der Abfassung der biblischen Bücher war der Eckstein ein rechteckig behauener Stein, der die Ecke einer Mauer bildete und ihr damit Form und Halt gab. Das Bild vom Eckstein wurde daher oft verwendet, um das Heilswirken Gottes, seine „Eckstein-Legung“, auszudrücken. So heißt es etwa im Gebet in Psalm 118: „Ich danke dir, dass du mich erhört hast; du bist für mich zum Retter geworden. Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“ Dieser Psalmvers wird auch in einem Abschnitt des Matthäusevangeliums zitiert, der für Sonntag, 8. Oktober, in katholischen Gottesdiensten vorgesehen ist. Dass damit auf Jesus angespielt wird, hat zu folgenschweren Missverständnissen geführt, wie der katholische Theologe und Judaist Wolfgang Treitler erläutert.
Wanderer zwischen den Welten – Bhante Seelawansa, buddhistischer Mönch und spiritueller Lehrer
Am 10. Oktober ist es 41 Jahre her, dass der buddhistische Mönch Bhante Seelawansa aus Sri Lanka nach Österreich gekommen ist. Gekommen, um zu bleiben. Denn seither ist der stets in einer orangen Mönchsrobe auftretende 70-Jährige, der freilich viel jünger aussieht, einer der wichtigsten Vertreter des Buddhismus in Österreich. Zu Beginn habe man ihm gesagt, er müsse zwei Dinge lernen: pünktlich sein und nein sagen. Bei beidem sei er gescheitert, so erzählt Bhante Seelawansa augenzwinkernd. Und doch hat er sich viel besser auf die ihm anfangs so fremde Kultur einlassen können als erwartet. Mittlerweile fühlt sich der Mönch aus Sri Lanka in beiden Welten zu Hause und fungiert als Brückenbauer vom asiatischen zum europäischen Denken und umgekehrt. Bhante Seelawansa ist unter anderem spiritueller Leiter des „Dhammazentrums Nyanaponika“ im 14. Bezirk Wiens. Dort hat Mariella Kogler ihn besucht.
Lebens-Zeit – Herr Derkits und seine Begleiterin
Norbert Derkits ist krebskrank und wird von einem mobilen Palliativteam (der Caritas der Erzdiözese Wien) betreut. Und das ist gut so, denn: „Mit der Diagnose stehst du ja plötzlich da und weißt nicht, wo links und rechts ist“, sagt der 69-jährige Alleinstehende. In den Krankheitsjahren ist seine Hospizbegleiterin seine wichtigste Bezugsperson geworden. „Es gibt gute und schlechte Phasen“, beschreibt die 62-jährige Gabi Cech. Die pensionierte Personalverrechnerin, die heute als Lebens- und Sozialberaterin tätig ist, sorgt dafür, dass Herr Derkits regelmäßig aus der Wohnung kommt. Die Ausflüge stärken sichtlich seinen Lebensmut. Und wenn er es möchte, spricht Gabi Cech mit dem gebürtigen Wiener über die großen und kleinen Fragen des Lebens. Lisa Ganglbaur hat sie ein Stück des Weges begleitet. Ein Beitrag im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Gesundheit und Pflege“.
Weil es zum Leben gehört – „Sterblich sein“, die neue Ausstellung im Dom Museum Wien
Er war eine Schlüsselfigur für die Kunstszene der österreichischen Nachkriegszeit: Monsignore Otto Mauer. Kurz nach dem 50. Todestag des Kunstsammlers, Mäzens und katholischen Priesters (14.2.1907, Brunn am Gebirge – 3.10.1973, Wien) eröffnet am 6. Oktober das Dom Museum Wien, in dem sich die Sammlung Otto Mauer befindet, seine neue große Ausstellung „Sterblich sein“. Max Beckmann und Günter Brus, Ernst Fuchs und Arnulf Rainer haben sich ebenso wie Maria Lassnig und Albin Egger-Lienz sowie zahlreiche Künstler vergangener Jahrhunderte damit auseinandergesetzt, dass der Mensch sterblich ist. Ein Faktum und unausweichlicher Bestandteil jeder Existenz, doch häufig und nachhaltig verdrängt. Die von der Direktorin des Museums, Johanna Schwanberg, selbst kuratierte Ausstellung spannt einen kulturhistorischen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei wird versucht, die tiefe Bedeutung von Tod für den Menschen in vielen Facetten aufzuzeigen, im individuellen Kontext wie im kollektiven und gesellschaftspolitischen. Maria Harmer hat sich von Johanna Schwanberg durch die Ausstellung führen lassen und geht auch der spirituellen Frage des „memento mori“ nach, des Erinnerns der Vergänglichkeit.