Lebenskunst
17.9.| 07:05 | Ö1
Sich wieder auf den Ewigen ausrichten – Bibelessay zu Sirach 27,30 – 28,1-7
„Denk an die Gebote und grolle dem Nächsten nicht, denk an den Bund des Höchsten und übersieh die Fehler,“ heißt es in einer Spätschrift der Hebräischen Bibel, des Alten Testaments, verfasst von Jesus Sirach um 190/180 v.Chr. Der Text ist für katholische Gottesdienste am Sonntag, 17. September, vorgesehen. Und er passt gut zum jüdischen Neujahrsfest Rosch haSchanah, das in diesen Tagen begangen wird, befindet Martin Jäggle. Der katholische Theologe und Religionspädagoge ist auch Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Wer sich Gefühlen wie Groll und Zorn hingibt, sich von ihnen beherrschen lässt, schädige sich und andere. Um loslassen zu können, bedürfe es der „Rückkehr zu Gott“, hebräisch Teschuwa genannt. Mit Rosch haSchanah beginnen auch die zehn Tage der Teschuwa, der Umkehr, die zehn „ehrfurchtsvollen Tage“ bis zu Jom Kippur, dem Versöhnungstag. In dieser Zeit sind Jüdinnen und Juden aufgerufen, Teschuwa zu machen, um sich zu verbessern und sich wieder auf den „Ewigen“ auszurichten. Eine Tradition, die über das Judentum hinaus inspirieren könnte, wie Martin Jäggle meint.
Was glaubt Österreich? – Noussi Zahraman, Methodistin
Woran glauben Menschen in Österreich? Was gibt ihnen Halt, und wo finden sie Sinn? Die Religions- und Ethikabteilung des ORF hat das multimediale Projekt „Was glaubt Österreich?“ initiiert, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen. In LEBENSKUNST sprechen junge Menschen aus den 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften über ihre Gemeinschaft. Diesmal ist es die 27-jährige Bauingenieurin Noussi Zahraman, die Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche ist. Lena Göbl hat sie interviewt, nachzuhören u.a. als Podcast auf sound.orf.at. Die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich ist Mitglied der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Zu den Begründern der Methodistischen Bewegung im 18. Jahrhundert gehören die Brüder und Pfarrer der Kirche von England, John und Charles Wesley.
„Politisches Interesse gehört zum praktischen Christentum“ – In memoriam Hildegard Burjan und Ingeborg Schödl
Die eine, geboren im 19. Jahrhundert, promovierte Philosophin, Sozialwissenschaftlerin, österreichische Sozialpolitikerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS); die andere, geboren im 20. Jahrhundert, Journalistin, Autorin und ihre Biografin: Ingeborg Schödl (1934-2023), engagiert-kritische Frau in der römisch-katholischen Kirche, war maßgeblich daran beteiligt, dass Hildegard Burjan (1883-1933) 2012 seliggesprochen wurde. Am Mittwoch, dem 13. September, ist nun Ingeborg Schödl 89-jährig im Kreis ihrer Familie im CS-Hospiz Rennweg gestorben. Das LEBENSKUNST-Porträt von Hildegard Burjan, der vor 140 Jahren geborenen und vor 90 Jahren verstorbenen „Heimarbeiterinnenmutter“ von Wien, die unter anderem das „Gewissen des österreichischen Parlaments“ genannt wurde, ist nun auch zu einer Erinnerung an Ingeborg Schödl geworden. Ingeborg Schödl kommt in dem Beitrag von Martin Gross und Sandra Szabo noch einmal ausführlich zu Wort.
Mit den Augen hören und mit den Händen sprechen – Ein gehörloser Buddhist erzählt
Wie meistern Menschen mit Behinderung ihr Leben, wie finden sie vielleicht gerade durch Spiritualität eine Stärkung? Dazu kommt mithilfe seines Gebärdendolmetschers ein junger Mann aus Wien zu Wort, der seit seiner Geburt gehörlos ist. Stefan Huemer ist sein Name – und er ist Buddhist. Das Wort Hör-Behinderung schätzt er nicht, für ihn ist es negativ konnotiert, wie er sagt. Er sei einfach wie er sei, betont er im Gespräch, in dem es auch um die Bedeutung des Buddhismus für sein Leben geht – sowie um die Frage, wie er sich ein Zusammenleben von gehörlosen und hörenden Menschen wünscht. Rund 10.000 Menschen sind hierzulande gehörlos und bezeichnen die Österreichische Gebärdensprache als ihre Muttersprache. So auch Stefan Huemer. Andreas Mittendorfer hat ihn anlässlich des Welttags der Gebärdensprachen am 23. September getroffen.
Redaktion & Moderation: Doris Appel