Lebenskunst
10.9.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 10. September 2023, 7.05-8.00, Ö1
„Das Wort Gottes ist kein billiges Lebensrezept“ – Bibelessay zu Matthäus 18,15-20
Von „brüderlicher Zurechtweisung“ erzählt jener Bibelabschnitt aus dem Matthäusevangelium, der am Sonntag, 10. September, in katholischen Gottesdiensten zu hören ist. Ein Text, der, wie er bekennt, nicht zu den Lieblingsbibelstellen für den Bischofsvikar der Diözese Eisenstadt, Pater Karl Schauer, gehört. Aber: „Gerne erzähle ich die alte und immer aktuelle Geschichte von der Erlösung, die Gott in das Leben der Menschen einschreibt - trotz aller Welt- und Lebenskrisen, und davon, dass Versöhnung, Vergebung und die Einmütigkeit stärker sind als Hetze, Hass, Vernaderung und Angst.“
Mehr als Trappistenbier und Klosterlikör – Welche Zukunft hat Engelszell?
Vor wenigen Monaten ist bekannt geworden, dass das letzte Männerkloster der Trappisten im deutschsprachigen Raum aufgelöst wird. Es handelt sich um das Stift Engelszell in der Nähe des Ortes Engelhartszell im Innviertel in Oberösterreich. Die Klostergemeinschaft besteht mittlerweile einzig aus vier älteren Mönchen. Nachwuchs ist nicht in Sicht. Nun wird intensiv nach einer Weiternutzung des mehrere Jahrhunderte alten Stifts gesucht, das an der Donau in der Nähe von Passau liegt und gern besucht wird: Nicht zuletzt laden Trappistenbier und Klosterlikör aus eigener Erzeugung zu einer Stärkung ein. Die katholische Kirche habe zwei Hände: eine zum Predigen und eine zum Helfen, sagt der derzeitige Leiter des Stifts, der sogenannte „monastische Kommissar“, Dom Samuel Lauras zur Suche nach einer Möglichkeit, Engelszell als einen Ort lebendigen christlichen und karitativen Lebens zu erhalten. Stefan May hat die noch bestehende Trappistenabtei besucht.
40 Tage nach Aschura – Erinnerungen an Zaynab, Mohammeds mutige Enkelin
In dieser Woche, 40 Tage nach dem Aschura-Fest, gedenken vor allem schiitische Musliminnen und Muslime einer starken Frau aus der islamischen Geschichte: Zaynab, einer Enkelin des Propheten Mohammed, die beim Aschura-Ereignis den Tod ihres Bruders und ihrer Söhne miterleben musste. Sie wurden im Jahr 680 nahe der irakischen Stadt Karbala von Truppen eines autokratischen Kalifen ermordet. Zaynab, die zunächst selbst in Gefangenschaft geriet, hat sich Zeit ihres Lebens lautstark gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung gewandt – und so inspiriert sie bis heute Frauen und Männer. In Wien pflegen vor allem afghanische Musliminnen und Muslime besondere Traditionen zum Gedenken an Zaynab und erinnern dabei auch an die schwierige Situation der Frauen in ihrem Herkunftsland. Lise Abid berichtet.
„Etwas vom göttlichen Schöpferdrang“ – Gedanken von Max Reinhardt
Vor 150 Jahren, am 9. September 1873, wurde er als Maximilian Goldmann in eine jüdische Familie in Baden bei Wien geboren: Max Reinhardt, der spätere Theatervisionär, Regisseur und Intendant. Schon im Alter von 13 Jahren besuchte er neben der Schule den Schauspielunterricht und debütierte an privaten Wiener Bühnen. Mit seiner Inszenierung des „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal schließlich wurden am 22. August 1920 die Salzburger Festspiele begründet. 1933 wurde Max Reinhardt die „Ehren-Arierschaft“ angeboten, die er empört ablehnte. 1937 flüchtete er mit seiner Frau Helene Thimig vor dem Naziregime in die USA. Dort ließ er sich in New York nieder, wo er am 31. Oktober 1943 in Folge von mehreren Schlaganfällen starb. Den 9. Oktober 1943, Jom Kippur, soll Reinhardt noch in der Synagoge verbracht haben; Religiosität zeitlebens eine innere Haltung von ihm gewesen sein, wie überliefert wird: „Ich bin ein gottgläubiger und im eigentlichen Sinn frommer Mensch. Seit meiner Kindheit finde ich im Auf und Nieder des Lebens mein inneres Gleichgewicht immer wieder im Gebet." (Kurt Kusenberg, Beate Möhring: Bildmonographie Max Reinhardt. Rowohlt, 1975)
Aus Anlass des 150. Geburtstages des großen Theatermanns liest die Schauspielerin (und von 1990 bis 1993 „Buhlschaft“ im Jedermann) Sunnyi Melles aus Reinhardts „Rede über den Schauspieler“, gehalten 1928 an der Columbia University in New York. Darin sagt Max Reinhardt: „Wenn wir nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen sind, dann haben wir auch etwas von dem göttlichen Schöpferdrang in uns. Deshalb erschaffen wir die ganze Welt noch einmal in der Kunst ….“
In Zusammenhang mit den Musikstücken wird auf den 100. Geburtstag des österreichischen Komponisten, Organisten und Hochschullehrers für Kirchenmusik, Anton Heiller (15.9.1923 – 25.3.1979), eingegangen.
Redaktion & Moderation: Doris Appel