Lebenskunst
23.7.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 23. Juli 2023, 7.05-8.00, Ö1
Vom Unkraut im Weizen - Bibelessay zu Matthäus 13,24-30
Jesus von Nazareth hat gerne in Gleichnissen zu seinen Anhängerinnen und Anhängern gesprochen, wird im Neuen Testament erzählt. Das Gleichnis vom Unkraut im Weizen aus dem Evangelium nach Matthäus steht am kommenden Sonntag in der katholischen Leseordnung auf dem Programm und diese Erzählung findet sich nur im Matthäusevangelium, das etwa um 80 - 90 nach Christi Geburt, vermutlich im jüdisch-christlichen Milieu im syrischen Raum entstanden ist. Es ist ein Gleichnis über das sogenannte Reich Gottes, dem im übertragenen Sinn selbst Schädlinge und Unkraut nichts anhaben können. Erst nach der Ernte sollen die Schnitter das Unkraut verbrennen und den Weizen in die Scheune bringen, sagt der Gutsherr seinen Arbeitern. Das kann die katholische Theologin von der Universität Kassel, Mirja Kutzer, gut nachvollziehen. Die Arbeit in ihrem Garten sieht sie als Lebensschule, die Geduld erfordert und die Bereitschaft, Kontrolle abzugeben. „Hier möglichst effizient vorzugehen und das Ungewollte im Keim zu ersticken – davor warnt das Gleichnis ausdrücklich.“
Jüdin aus Leidenschaft – Die Kulturvermittlerin Maschi Mermelstein-Stössel
Am Mittwochabend, dem 28. Juli, beginnt einer der großen Fasttage im Judentum: Es ist der 9. Tag im Monat Av, genannt Tischa BeAv, und erinnert an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Für die begeisterte Köchin Maschi Mermelstein-Stössel bedeutet der Fasttag eine kurze Pause in ihrer Lieblingstätigkeit. Ihr Jüdisch-Sein wurde im Laufe der Jahre auf unterschiedliche Weise angeregt – nun bezeichnet sie sich als „jüdisch aus Leidenschaft“, wenn auch nicht streng orthodox. Geboren im Wien der 1960er Jahre, verbrachte Maschi Mermelstein-Stössel ihre Jugend in einem jüdisch-orthodoxen Internat im französischen Strasbourg/Straßburg. Die Liebe führte sie nach Antwerpen, wo sie mit ihrem belgischen Mann und ihren Kindern in hauptsächlich jüdischer Gesellschaft lebte. Seit einigen Jahren ist Maschi Mermelstein-Stössel wieder zurück in Wien und regelmäßig in Israel. Ihr jüdisches Wissen und ihre Liebe zum Kochen gibt die Kulturvermittlerin unter anderem in „koscheren Kochkursen“ weiter. Irene Klissenbauer hat sie bei einem solchen besucht.
An der Seite der Armen - Erinnerung an Wolfgang Pucher
Er war ein schier unermüdlicher Rebell der Nächstenliebe: der Grazer Pfarrer und Ordensmann Wolfgang Pucher. Am Mittwoch, den 19. Juli ist er überraschend im 85. Lebensjahr gestorben. Die Betroffenheit darüber war und ist groß, hat er doch weit über sein Heimatbundesland Steiermark hinaus seine Stimme erhoben: für gesellschaftlich Benachteiligte und Ausgegrenzte, Roma zum Beispiel. Vielleicht hat seine eigene Herkunft aus sehr einfachen Verhältnissen dazu beigetragen, dass er sich später - als katholischer Priester - auf so vielfältige Weise für arme Menschen eingesetzt hat. Für Wohnungslose hat er unterschiedlichste Einrichtungen gegründet: 1991 den VinziBus in Graz, eine mobile Lebensmittel-Verteilstelle, 1993 das VinziDorf, eine kleine Siedlung mit Wohncontainern. In seinem Engagement hat er durchaus auch auf das Mittel der Provokation gesetzt: Als in Graz ein (in dieser Form mittlerweile aufgehobenes) Bettelverbot erlassen wurde, ist er selbst in die Innenstadt gegangen, um Geld für Bedürftige zu sammeln. Johannes Kaup hat einen Nachruf auf Wolfgang Pucher gestaltet.
Buddhistische Geistlichkeit auf dem Wagram in Niederösterreich – Eröffnung des „Friedensstupas“
Inmitten von Weingärten und auf der Geländestufe in der niederösterreichischen Marktgemeinde Grafenwörth im Bezirk Tulln steht sie: eine große, weiß leuchtende Pagode. Der buddhistische Stupa soll, so die Initiatoren, ein Ort der Stille und des Friedens sein, ein Ort des Gebets, der Meditation und der inneren Einkehr. Freilich ist es rund um die Erbauung dieses Stupa nicht durchwegs friedlich zugegangen – und derzeit ruht auch die Mitgliedschaft der Stupa-Verantwortlichen bei der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Doch nach jahrelangen Meinungsverschiedenheiten mit Teilen der niederösterreichischen Bevölkerung wurde der buddhistische „Friedenstempel“ nun vor Kurzem eingeweiht. Chetsang Rinpoche, ein hochrangiges spirituelles Oberhaupt des tibetischen Buddhismus mit Sitz in Nordindien, eröffnete offiziell den Stupa mit spirituellen Segnungen. Gundi Lamprecht war dabei und hat mit Initiatoren sowie mit Besucherinnen und Besuchern gesprochen.
Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel