Lebenskunst
2.7.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 2. Juli 2023, 7.05-8.00, Ö1
Ihr alle seid berufen, zu segnen – Bibelessay zu 1 Petrus 3, 8-17
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt“, heißt es im ersten Brief des Petrus im Neuen Testament. Das Schreiben, das sich auf den Apostel beruft, aber von einem oder mehreren anderen Autoren zwischen 90 und etwa 130 n. Chr. verfasst worden ist, hat sich an Gemeinden im Raum Kleinasiens gewandt. Für den Pfarrer der Lutherischen Stadtkirche in Wien, Johannes Modeß, ist der Text, der für 2. Juli in evangelischen Gottesdiensten vorgesehen ist, nach wie vor und auch in Österreich von Bedeutung: Hat doch Johannes Modeß von der „Bettlerin seines Vertrauens“ gelernt, dass Segen die Menschenwürde sichert, weil Segen heißt, dass auch die, die nichts haben, etwas geben können – zum Beispiel ein gutes Wort mit in den Novembermatsch oder die Sommerhitze, mit in „das Chaos meines Alltags“.
Endlich geweiht – Maria Kubin, die erste altkatholische Bischöfin der Welt
Österreich hat seit Samstag, 24. Juni, erstmals eine altkatholische Bischöfin. Die 58-jährige Maria Kubin wurde in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Wien durch den altkatholischen Erzbischof von Utrecht, Bernd Wallet, geweiht. Die studierte Psychotherapeutin und Theologin ist zugleich die erste Bischöfin innerhalb der Utrechter Union, des 1889 gegründeten Zusammenschlusses altkatholischer Kirchen. 2008 war Maria Kubin von der römisch-katholischen zur altkatholischen Kirche übergetreten, 2020 schloss sie ihr Studium der römisch-katholischen Theologie an der Universität Graz ab. Es folgte ein Master-Studium der altkatholischen Theologie an der Universität Bonn. 2017 wurde sie zur Diakonin, 2019 zur Priesterin geweiht. Im April ist sie von der Synode der Altkatholischen Kirche Österreichs im dritten Wahlgang zur neuen Bischöfin gewählt worden und damit Bischof Heinz Lederleitner nachgefolgt. Sie steht rund 9.000 Kirchenmitgliedern in zwölf Gemeinden in Österreich vor, vier davon in Wien. Die altkatholische Kirche hatte sich 1870 von der römisch-katholischen Kirche abgespalten, nachdem beim Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) die Unfehlbarkeit des Papstes in Dingen der Glaubens- und Morallehre als Dogma definiert worden war.
Maria Harmer mit einem Porträt der frisch geweihten altkatholischen Bischöfin, Mutter und Großmutter.
Was glaubt Österreich? – „Ich bin Jehovas Zeuge“
Weil sie für den Gott der Bibel, „Jehova“, Zeugnis ablegen, nennen sie sich „Jehovas Zeugen“, so die Erklärung der Religionsgemeinschaft auf ihrer Website. Dass „Jehova“ für „Gott“ steht, hängt mit einer besonderen Vokalisierung des biblischen Gottesnamens, des Tetragramms JHWH, zusammen. Vor genau 100 Jahren, 1923, wurde in Österreich, in Wien, das erste Büro der damals noch „Bibelforscher“ genannten Gemeinschaft eingerichtet. Ende Mai 1930 stimmte die zuständige Behörde der Eintragung eines Vereins zur „Verbreitung der Bibel und der bibelerklärender Literatur“ in Österreich zu, der jedoch schon zur Zeit des „Ständestaats“ im Juli 1935 wieder aufgelöst wurde. Danach wurden eine Zeit lang öffentliche Versammlungen in ganz Österreich verboten, und man kam ausschließlich in kleineren Gruppen in Privatwohnungen zusammen. 1998 wurde „Jehovas Zeugen“ in Österreich der Status einer Bekenntnisgemeinschaft zuerkannt. Seit 7. Mai 2009 zählen sie zu den 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften. Im Rahmen des multimedialen ORF-Projekts „Was glaubt Österreich?“ kommt in Lebenskunst der 22-jährige FH-Student der Biomedizinischen Analytik, Gernot Spittersberger aus Wiener Neustadt, zu Wort. Das von Lena Göbl gestaltete Audio-Porträt ist auch als Podcast abrufbar.
https://religion.orf.at/stories/teamglaubt/
https://wasglaubtoe.univie.ac.at/mitmachen/
Stets von Engeln begleitet – Gute Mächte im Islam
Bis zum Samstagabend, 1. Juli, dauert das diesjährige muslimische „Opferfest“. Das wichtigste Fest des Islam erinnert an eine Begebenheit, die auch in der Bibel geschildert wird: Abraham (arabisch Ibrahim) vermeint, seinen Sohn opfern zu müssen. Doch er wird eines Besseren belehrt. Während in der Bibel ein Engel die Tat verhindert und ein Opfertier schickt, spricht im Koran Gott selbst, Allah, zu Abraham/Ibrahim. Im Tafsir, der Koranerklärung von Yusuf Ali, ist freilich auch von einem Engel die Rede. Engel spielen im Islam eine zentrale Rolle, sowohl in der religiösen Überlieferung als auch im Leben der einzelnen Gläubigen, wie die Muslimin und Sozialpädagogin Sabrina Fuchs-El Bahnasawy erläutert. Brigitte Krautgartner hat mit ihr gesprochen.
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel