Lebenskunst
11.6.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 11. Juni 2023, 7.05-8.00, Ö1
Von der befreienden Kraft des Wissens – Bibelessay zu Hosea 6, 3-6
„Lasst uns den Herrn erkennen, ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen! Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt …“, heißt es im Buch des Propheten Hosea, nachzulesen in der Hebräischen Bibel, dem sogenannten Alten Testament, und zu hören in katholischen Gottesdiensten am 11. Juni. Der katholische Theologe und Professor für Judaistik an der Universität Wien, Gerhard Langer, zieht aus dem Text eine höchst aktuelle Botschaft: „Eine im umfassenden Sinn gerechte Gesellschaft braucht Wissen, Forschung, Erkenntnis, braucht das Lernen. Dieses Lernen ist dann nicht nur Selbstzweck, sondern dient allen. In einer Zeit wachsender Wissenschaftsskepsis und zunehmender Angst vor der Zukunft ist es umso bedeutsamer, nicht aufzuhören, an die befreiende und rettende Kraft von Wissen und Bildung zu glauben.“
Vatertag und 70-Jahr-Jubiläum – Gedanken von Alfred Trendl
Alfred Trendl, 62, ist Vater zweier erwachsener Kinder, Steuerberater in Wien und Präsident des Katholischen Familienverbands Österreich. So sehr die Kurzbeschreibung nach einem privaten und beruflichen Karriereweg ohne Probleme klingt, es war nicht immer einfach, wie Alfred Trendl anmerkt. Das jüngste Album von Paul Simon „Seven Psalms“ erinnert ihn an den einen oder anderen neuralgischen Punkt in seiner (Familien-)Geschichte. Fünf Jahre vor seiner Geburt, 1956, wurde erstmals in Österreich Vatertag gefeiert, dessen Beliebtheit seither stetig wächst: Am zweiten Sonntag im Juni, analog zum Muttertag am ersten Sonntag im Mai, wird er begangen. Und acht Jahre vor Alfred Trendls Geburt, 1953, wurde der Katholische Familienverband Österreichs gegründet. Was Alfred Trendl sich und anderen zum Vatertag und „seinem“ Familienverband zum 70-Jahr-Jubiläum wünscht? „Zum Vatertag wünsche ich den Vätern lebendige Beziehungen zur Partnerin und den Kindern und eine gute, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn zur Lebenskunst gehört es meines Erachtens auch, als Familie die eigenen Rechte zu kennen und sie in der Gesellschaft einzufordern und zu vertreten. Dem Familienverband wünsche ich breite gesellschaftliche und kirchliche Unterstützung und viele weitere ehrenamtliche Mitarbeiter:innen, um die vielfältigen Anliegen der Familien gut in der Gesellschaft vertreten zu können.“
Young Carers – Erlebnisse und Erfahrungen von „pflegenden Kindern“
Pflegenotstand ist als Schlagwort omnipräsent. Zu wenig Personal und zu wenig Geld kennzeichnen die Pflegesituation in vielen Ländern, besonders auch in Österreich. Ein verstecktes Phänomen dabei sind Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern pflegen. Allein in Österreich gibt es rund 43.000 sogenannte „Young Carers“. Wie sie in eine solche Situation kommen, was das für ihre Kindheit und Jugend bedeutet und welche Herausforderungen sich dabei für ihre Familien und die Gesellschaft zeigen, beleuchtet Andrea Eder, die mit Betroffenen und Experten gesprochen hat. Dabei hat sie die heute 18-jährige Chiara Marie Müller kennengelernt. Ab seinem 8. Lebensjahr war das künstlerisch sehr begabte Mädchen – gemeinsam mit seiner Mutter – als Young Carer für ihren krebskranken Vater da. Chiara hat ihn gepflegt, versorgt, auf ihn Rücksicht genommen und ihr Leben nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Wenn auch die Geschichte ein Happy End hat und der Krebs des Vaters seit 2022 als geheilt gilt, so wartet das Problem des Pflegenotstands noch dringend auf eine Lösung.
Bio-Weingut, Brüssel und Buddhismus – Besuch bei Ron Eichhorn, Präsident der Europäischen Buddhistischen Union
In seinem Brotberuf ist der Absolvent der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Regisseur und Filmemacher. Einige seiner Werbespots wurden mit Preisen ausgezeichnet, und er hat Kinofilme wie „Die Rückkehr des schwarzen Buddha“ und „Amerika“ produziert. Ehrenamtlich ist der gebürtige Grazer Präsident der Europäischen Buddhistischen Union EBU, der Dachorganisation nationaler und auch anderer buddhistischer Organisationen, Zentren und Gruppen. Ron Eichhorn pendelt zwischen Wien, Berlin, London und den EU-Hauptquartieren in Brüssel und Strasbourg. In seiner Freizeit arbeitet er gemeinsam mit seiner Frau aus Barcelona im Weingarten an einem Hang des Bisambergs an der Stadtgrenze von Wien. Der wie abgestorben aussehende Weinstock im Winter und sein Austreiben und Gedeihen im Frühling und Sommer sowie das Tragen der Früchte im Herbst sind für Ron Eichhorn eine stimmige Metapher für den Kreislauf der Natur und auch des menschlichen Lebens. Maria Harmer hat den Präsidenten der Europäischen Buddhistischen Union in seinem Refugium in den Wiener Weinbergen besucht.
Redaktion & Moderation: Doris Appel