Lebenskunst
4.6.| 07:05 | Ö1
Von den drei schöpferischen Tätigkeiten Gottes – Bibelessay zu Jesaja 6, 1-4.8
„Heilig, heilig, heilig“, so wird Gott in jenem Bibelabschnitt beschrieben, der in evangelischen Gottesdiensten am Sonntag nach Pfingsten zu hören ist: am Dreifaltigkeitsfest oder Trinitatis. Der Text stammt aus dem alttestamentlichen Buch, das nach dem Propheten Jesaja benannt ist – und das dreimal „Heilig“ darin ist für die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine die Brücke zu Trinitatis. „Ich halte mich an die Bibel“, sagt sie. „Dort sehe ich die drei schöpferischen Tätigkeiten Gottes am Werk. Erstens: Gott erschafft die Welt und alles Lebendige. Zweitens: Gott offenbart, macht sich den Menschen durch zeichenhafte Mitteilungen bekannt, zuletzt in Jesus von Nazareth, in dem, was Jesus sagt und tut, und dadurch, dass Gott ihn auferweckt und damit den Tod überwindet. Drittens: Gott erleuchtet die Menschen durch seinen Heiligen Geist, damit sie seine Zeichen in Natur und Geschichte lesen können.“
Das Leben feiern – Saga Dawa Düchen
In der Lebenskunst-Reihe „Das Leben feiern“ sprechen Menschen unterschiedlicher Religionen über ihre Feste. Diesmal geht es um den sogenannten Vajrayana-Buddhismus, also die in Tibet verbreitete tantrische Richtung des Buddhismus, die ein Zweig des Mahayana ist. Rund um den 4. Juni wird in dieser Tradition Saga Dawa Düchen gefeiert. Das tibetische „Düchen“ bedeutet Feiertag, „Dawa“ bedeutet Monat und „Saga“ ist der Name eines Sterns, der in diesem Mondmonat des tibetischen Kalenders am sichtbarsten ist. Auch bei diesem Fest wird – wie zu Vesakh – das Leben des Buddha verehrt, des „Erwachten und Erleuchteten“, der im 6. Jahrhundert vor der im Westen üblichen Zeitrechnung als Siddharta Gautama im heutigen nepalesisch-indischen Grenzgebiet geboren worden ist. Saga Dawa Düchen fasst die drei wichtigsten Ereignisse in seinem Leben zusammen: seine Geburt, seine Erleuchtung, und auch seinen Tod, also seinen Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburt. Gedanken zu diesem Fest von Nanda Stüger-Kühn, Systemische Beraterin und Coach. Die Repräsentantin der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft für Oberösterreich engagiert sich als Mitarbeiterin im Internationalen Buddhistischen Zentrum Rangjung Yeshe Gomde in Scharnstein in Oberösterreich.
Über Leben, Tod und Sinn – Gedanken von Peter Simonischek
Lange Zeit hat Peter Simonischek bei den Salzburger Festspielen den Tod gespielt, später für viele Jahre den Jedermann. Wie er persönlich über den Tod und das Danach gedacht hat? „Die Idee des Auferstehens, des Neubeginns, des hinter sich Lassens des Todes, dass man das feiert, kann ich schon nachvollziehen. Dass wir alle leiblich wiederauferstehen werden, das ist für mich vom Glauben her die größte Herausforderung“, sagt er in einem filmischen Porträt von Robert Neumüller. Es wird in der Reihe FeierAbend am 8. Juni nach der ZIB1 in ORF2 gezeigt. Ausschnitte daraus bringt Lebenskunst in memoriam des so gefeierten wie beliebten Schauspielers.
Gedenkbäume statt Grabsteine – Spaziergang durch einen Waldfriedhof
Über Jahrhunderte war eine Feuerbestattung in Judentum, Christentum und Islam nicht erlaubt. In mehreren christlichen Kirchen ist sie mittlerweile möglich – und damit auch das Beerdigen der Asche unter einem Baum. Kann doch dieser durchaus ein Ort würdevollen Gedenkens an einen Menschen mit seiner persönlichen Lebensgeschichte sein. Und so bietet nun auch „Klosterwald“ als Gemeinschaftsunternehmen der katholischen Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg sowie der Erzdiözese Wien unter anderem im Wienerwald Naturbestattungen an. Das Angebot richtet sich etwa an Menschen, die ihre Toten nicht auf einem klassischen Friedhof mit notwendiger Grabpflege beerdigt wissen möchten oder an Menschen, die schon zu Lebzeiten einen Platz in der von ihnen geliebten Natur auswählen. Maria Harmer hat sich bei einem Frühsommerspaziergang durch einen der naturbelassenen Waldfriedhöfe kundig gemacht.
Heilige Bäume – Verbindung zwischen Göttlichem und Menschlichem
„Stark steht der Baum und redet in die Ferne, wenn fremde Winde durchs Geäst ihm wehen; zu seinen Füßen hat er schmale Sterne aus blassem Gold wie zarte Kinder stehen …“, heißt es im Gedicht „Der Baum“ der österreichischen Schriftstellerin und Lyrikerin Christine Lavant. Am 7. Juni 1973, vor 50 Jahren, ist sie knapp 58-jährig gestorben. Der Dorfkindheit in Kärnten verdankte sie Wissen über Blumen, Heilpflanzen und Bäume; die Natur findet sich in ihrer Literatur zum Teil göttlich inspiriert und mythologisch überhöht wieder. Auf die Suche nach „heiligen Bäumen“, Teil vieler Mythen und Sagen, hat sich auch Gundi Lamprecht begeben – und ist in zwei Wiener „Stadtwäldern“ fündig geworden: im Botanischen Garten beim Schloss Belvedere und im Türkenschanzpark.
Redaktion & Moderation: Doris Appel