Lebenskunst
16.4.| 07:05 | Ö1
Selig, die ihren Geist bilden – Bibelessay zu Johannes 20, 19-31
Am ersten Sonntag nach Ostern steht in der römisch-katholischen Kirche ein Evangeliumstext auf dem Leseplan, der unter anderem vom – sprichwörtlich gewordenen – „ungläubigen Thomas“ erzählt. Dieser Jünger des Jesus aus Nazareth kann und will die Erscheinung des Auferstandenen nicht ungeprüft glauben. Für den katholischen Theologen und Judaisten Wolfgang Treitler allerdings ist der Apostel ein Zeuge freien, menschlichen Geistes, ein Zeuge für menschliches und religiöses Rückgrat: „Selig die, die nicht sehen und denken und doch glauben? Nein. Selig, die ihren Geist bilden, damit er nicht durch Dummheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit anderen gefährlich wird …“
Gegen den Krieg und für das Leben – Ioann Burdin, russisch-orthodoxer Priester im Widerstand
Wenn die Kirchen des Westens den ersten Sonntag nach Ostern begehen, feiern heuer orthodoxe Christinnen und Christen Ostern. So auch in Russland und so auch der russisch-orthodoxe Priester Ioann Burdin. Doch anders als seine Kirche und anders als die russischen Machthaber spricht er sich unverzagt gegen den Krieg aus. Mit einem kleinen Kreis Gleichgesinnter feiert er in einem Dorf bei Kostroma, etwa 300 Kilometer nordöstlich von Moskau, Messe und damit die Hoffnung auf Auferstehung. Carola Schneider hat Ioann Burdin vor wenigen Wochen besucht und ein akustisches Porträt gestaltet.
Pacem in terris – Die göttliche „Ordnung des Universums“
„Pacem in terris, über den Frieden unter allen Völkern in Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit“ ist der Titel einer Enzyklika von Papst Johannes XXIII., die vor 60 Jahren, am 11. April 1963, veröffentlicht wurde. Sie war die erste Enzyklika, in der sich ein Papst nicht nur an die römisch-katholische Kirche, sondern „an alle Menschen guten Willens“ wandte: zwei Jahre nach der Errichtung der Berliner Mauer und nur wenige Monate nach der Kubakrise, mitten im Kalten Krieg. Zugleich war sie die letzte von Papst Johannes XXIII. verfasste Enzyklika. Zwei Monate nach ihrer Veröffentlichung starb der als lächelnder und liebevoller Papst in die Geschichte eingegangene Johannes XXIII. Brigitte Krautgartner hat Stimmen heute zu „Pacem in terris“ eingeholt.
Morgen ist schöner – Omar Khir Alanam, Autor, Poetry Slamer und ORF Dancing Star
In eine konservativ muslimische Familie geboren, kam der Syrer Omar Khir Alanam 2014 als Flüchtling nach Österreich. Der Krieg in seinem Herkunftsland wäre nicht der Grund für seine Flucht gewesen, sondern die Gewalt, deren Teil er hätte werden müssen, sagt er. Der damals 21-Jährige stand vor der Entscheidung, entweder in der syrischen Armee zu töten, als Deserteur getötet zu werden oder zu flüchten. Zwei Jahre dauerte seine Flucht von Damaskus bis nach Österreich. Seine Begabung für Sprachen hat ihn nicht nur rasch Deutsch lernen lassen, sondern ihn auch zum Buchautor gemacht, genauer gesagt zum Bestseller-Autor. Der mittlerweile 32-Jährige ist davon überzeugt, dass auch die kleinsten Schritte im Heute zu einer großen, positiven Veränderung im Morgen führen können. Ursula Unterberger hat den Autor, Vater – und seit 3. März ORF Dancing Star – in seiner Wahlheimat Graz besucht. Seine hochdramatische Fluchterfahrung fasst Omar Khir Alanam in einem einzigen Satz aus seiner Muttersprache zusammen: Morgen ist schöner.
Redaktion & Moderation: Doris Appel