Lebenskunst
9./10.4.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen / am Feiertag, Ostern 2023, 7.05-8.00, Ö1
Ostersonntag, 9. April
Vom Urknall der Auferstehung – Bibelessay zu Johannes 20, 1-9
Für das Christentum ist die Auferstehung Jesu das, was für das Universum der Urknall war, meint der Psychotherapeut und Bischof der katholischen Diözese Feldkirch in Vorarlberg, Benno Elbs. Er hat sich Gedanken zu einer jener Bibelstellen gemacht, die vom leeren Grab Jesu erzählen und zu Ostern in Kirchen zu hören sind. Durch den vom Grab weggewälzten Stein sei etwas ins Rollen gekommen, die Kraft der Auferstehung halte auch heute noch an. „Sie ist der Grundimpuls, der große Moment, der Glaube, Hoffnung und Liebe aufstrahlen lässt.“ Unzählige Menschen haben sich im Laufe der Geschichte davon bewegen lassen und sich aufgemacht, die Solidarität Gottes mit den Armen und Schwachen, die nicht einmal im Tod eine Grenze findet, in Wort und Tat zu verkünden. „Ihnen ist auch zu verdanken, dass der Urknall der Auferstehung kein einmaliges Ereignis blieb, sondern auch heute spür- und sichtbar ist“, so Bischof Benno Elbs.
Auferstehung feiern in Zeiten des Kriegs – Besuch einer ukrainischen Gemeinde in Wien
Wie geht es gebürtigen Ukrainer:innen, wenn sie Ostern nun schon zum zweiten Mal in Zeiten des Kriegs begehen? Welche Hoffnungen verbinden sie mit dem zentralen christlichen Fest, das Auferstehung zum Inhalt hat? Einblicke bietet ein Stimmungsbild aus der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde, angesiedelt bei der römisch-katholischen Pfarre Neuottakring auf dem Familienplatz in Wien. Andreas Mittendorfer hat die Gemeinde und einen Gottesdienst im byzantinischen Ritus besucht. Wenn auch der Ritus die Gemeinde mit der orthodoxen Kirche verbindet, deren Ostertermin der 16. April ist, gehören die Gläubigen der katholischen Kirche an, eben der griechisch-katholischen, deren Ostertermin der 9. April ist.
Alles Schöne spricht von Gott – Der Kunstmaler Gottfried Hula
Rote, blaue, gelbe und grüne Striche, dazwischen Schwarz: Gemeinsam ergeben sie das Bild eines menschlichen, eines männlichen Antlitzes. Seit Jahren ist das Antlitz Jesu ein zentrales Thema des schöpferischen Arbeitens von Gottfried Hula. Der gläubige Katholik versucht, sich besonders dem Geheimnis der Auferstehung zu nähern. In der Hoffnung auf Auferstehung findet der seit wenigen Monaten verwitwete Künstler Trost. Doch auch wenn der mittlerweile 82-Jährige Fische, Berge, Häuser, Porträts und Akte malt, so ist das für ihn ein Ausdruck seines Glaubens. Sein Malen – ein Lob auf die Schöpfung, in der alles Schöne von Gott spricht, wie er sagt. Maria Harmer hat Gottfried Hula in seinem Atelier in der Dachlandschaft von Wien-Mariahilf besucht.
Lieder der Hoffnung – Die Sopranistin Shira Karmon
Vom „Triumph des Unwahrscheinlichen über das Wahrscheinliche“ (Carolin Emcke) erzählen in diesen Tagen Überlieferungen großer Religionen. Zu Pessach feiern Jüdinnen und Juden Befreiung aus Sklaverei und Knechtschaft, zu Ostern feiern Christinnen und Christen Auferstehung: Geschichten, die sich in ein Gedächtnis eingeschrieben haben, aus dem sich Hoffnung schöpfen lässt in dunklen Zeiten. Das macht auch die israelische Sopranistin Shira Karmon, die seit neun Jahren in Wien lebt. Pessach ist ihr „allerliebstes“ Fest, und Hoffnung, so hat sie oft erfahren, kann sie auch mit ihrer Musik stiften. Längst ist Shira Karmon nicht mehr nur dem Opernfach zugeneigt – mittlerweile hat sie auch ihre Liebe für Wiener Lieder, etwa die von Hermann Leopoldi, und für jiddische Lieder entdeckt. Ein Porträt von Mariella Kogler.
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel
Ostermontag, 10. April
Wundermittel Begegnung – Bibelessay zu Lukas 24, 13-35
Die Erzählung wird ausschließlich im Lukasevangelium überliefert; Markus, Matthäus und Johannes erzählen nichts darüber: Sie beschreibt die Erfahrung von zwei Jüngern von Jesus nach dessen Tod. Auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus wird den beiden eine besondere Begegnung zuteil, die sie schließlich als Begegnung mit dem Auferstandenen erkennen. Der Schluss, den die Theologin und Bibelwissenschaftlerin Elisabeth Birnbaum daraus zieht: „Das Wundermittel, das aus mutloser Abkehr begeisterte Rückkehr, aus trägen Herzen brennende Herzen und aus verschlossenen Augen offene Augen macht, heißt Begegnung.“ Es ist eine Begegnung mit sich selbst und der eigenen verzerrten Wahrnehmung, mit der Bibel als einer Schrift mit heilsamer, hoffnungsstiftender Botschaft und „für mich als Christin mit Jesu bleibender Gegenwart im gemeinschaftlichen, solidarischen Tun“, so die Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks.
Mehr als eine Schule der Magie – Neues Leben für Jugendliche in Kapstadt
Das „College of Magic“ im südafrikanischen Kapstadt ist eine einzigartige Einrichtung: Seit mehr als 40 Jahren werden hier junge Zauberinnen und Zauberer ausgebildet, Kinder und Jugendliche in die „Kunst der Magie“ eingeführt. Dabei werden Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aller Kinder – egal welcher Herkunft und Hautfarbe – gestärkt. Besonders für die aus armen Townships stammenden Schülerinnen und Schüler ist der Besuch des „College of Magic“ die Chance, ihr Leben entscheidend zu verändern. Das Projekt wird deshalb seit vielen Jahren von „Jugend Eine Welt“ und damit auch von der Ordensgemeinschaft der „Salesianer Don Boscos“ unterstützt. Gundi Lamprecht hat das zauberhafte College besucht.
Dürfen Menschen GOTT spielen? – Gedanken zu Ferdinand von Schirachs Kammerspiel
Egal, ob es einen Glauben an Auferstehung gibt oder nicht: Tod und Sterben betrifft alle. Sterbehilfe, genau genommen Beihilfe zum Suizid, es geht also um den assistierten Suizid, ist in Österreich unter Einhaltung strenger Kriterien zwar erlaubt, das Thema polarisiert dennoch. In Ferdinand von Schirachs Kammerspiel „Gott“ debattieren eine Reihe von Sachverständigen aus unterschiedlichen Blickwinkeln die strittige Frage, ob Mediziner:innen dem Patientenwunsch eines oder einer Lebensmüden gerecht werden müssen, egal ob jung, alt, gesund oder krank. Die Ethikkommission, deren Mitglieder mit Ja oder Nein stimmen müssen, ist am Ende das Publikum. Brigitte Krautgartner hat sich die Aufführung, die derzeit in den Wiener „Kammerspielen“ gezeigt wird, für LEBENSKUNST angesehen.
Wer begreift, hat Flügel – Valie Export und die Orgel vom Pöstlingberg
In den 1960er und 70er-Jahren hat sie unter anderem mit Körperaktionen im öffentlichen Raum sowohl große Aufmerksamkeit als auch Aufregung erzeugt: die international tätige Medien- und Performance-Künstlerin mit Linzer Wurzeln, Valie Export. Nun hat die 1940 geborene bekennende Feministin weitere künstlerische Spuren in ihrer Heimatstadt hinterlassen. Sie hat die neue Orgel in der Wallfahrtskirche auf dem Linzer Pöstlingberg, die Mitte März eingeweiht worden ist, künstlerisch mitgestaltet. Eine neue Orgel war notwendig geworden, weil das alte Instrument kaum mehr spielfähig war. Andreas Mittendorfer hat Valie Export unter anderem über ihr Engagement im Bereich kirchlicher Kunst vor das Mikrofon gebeten und die Kirche auf dem Pöstlingberg mit ihrer neuen Orgel besucht.
Redaktion & Moderation: Doris Appel