Lebenskunst
19.3.| 07:05 | Ö1
Heilsames und Göttliches wirksam werden lassen – Bibelessay zu Johannes 9,1-41
Jesus aus Nazareth stellt aus Speichel und Erde einen Teig her, den er auf die Augen eines blinden Mannes streicht und ihn damit sehend macht. Was für Menschen im 21. Jahrhundert als unhygienisch und unappetitlich gilt, war zur Zeit Jesu Standard in der medizinischen Behandlung von Augenkrankheiten. Davon erzählt auch der Text aus dem Johannesevangelium, der am sogenannten Vierten Fastensonntag in katholischen Gottesdiensten zu hören ist. Jesus wird hier als Heilender präsentiert und zugleich wird ein Beispiel dafür gegeben, wie Gott in schwierigen, ja aussichtslosen Situationen wirksam werden kann. Dass dabei, wie so oft bei Johannes, innerjüdische Kontroversen pauschal zu Lasten „der Juden“ ausgelegt werden, verstellt manche Sicht auf diese Heilungsgeschichte. Gedanken des katholischen Theologen und Präsidenten des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Martin Jäggle.
Theologe, Ethnologe und Widerstandskämpfer – Erinnerungen an Pater Wilhelm Schmidt
Vor 85 Jahren, ab dem 12. März 1938, wurde der „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich vollzogen. Das bedeutete das völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich und die Beteiligung vieler Österreicherinnen und Österreicher an den nationalsozialistischen Verbrechen. Zu denjenigen, die dagegen ankämpften, gehörte der katholische Theologe, Ethnologe und Ordensmann Wilhelm Schmidt (1868-1954), Mitglied der nach ihrem Gründungsort benannten „Steyler Missionare“. Pater Wilhelm Schmidt hat ein kleines Notizbuch hinterlassen, das vor ein paar Jahren zufällig im Archiv seiner Ordensgemeinschaft in Rom entdeckt wurde. Es belegt mit geheimnisvollen Zahlen, wie in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges mehr als 12.000 Schweizer Franken aus vatikanischen Quellen an Widerstandsgruppen in der Schweiz geflossen sind, die teilweise auch durch Sabotageakte gegen das nationalsozialistische Regime im „Dritten Reich“ gekämpft haben. Markus Veinfurter mit einer Erinnerung an den Missionar, Volkskundler und Widerstandskämpfer Wilhelm Schmidt.
Christussymbol und Fastenspeise – Der Appell eines Theologen und Ethikers für mehr Empathie mit Fischen
Kurt Remele hat am „Institut für Ethik und Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz“ gelehrt, ist Fellow des „Oxford Centre for Animal Ethics“ und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von „Animal Compassion“, dem Verein der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft für die Wahrnehmung der Tiere als fühlende Wesen. Das Essen von Tieren und Tierprodukten ist ihm zufolge – zumindest in den wohlhabenden Ländern des Globalen Nordens – aus tier- und umweltethischer Sicht abzulehnen. Eine Perspektive, die er auch in einem Radioessay zur vorösterlichen Fastenzeit zum Ausdruck bringt: Fische, so zitiert Kurt Remele den Biologen und Verhaltensforscher Jonathan Balcombe, sind „unserer Verwandten unter Wasser“.
Das Herz offen halten – Zu Besuch bei der Buddhistin und Yoga-Lehrerin Alexandra Zima
Vor 40 Jahren, 1983, wurde der Buddhismus in Österreich staatlich anerkannt – und die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft seine offizielle Vertreterin. Österreich ist damit das erste Land in Europa, in dem die vor mehr als 2.500 Jahren entwickelte Weisheitslehre den „alteingesessenen“ Religionen wie Judentum, Christentum und Islam rechtlich gleichgestellt wurde – bis hin zur Möglichkeit des buddhistischen Religionsunterrichts im Rahmen der Schulbildung. Zur Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft gehört unter anderem auch die "Buddhistischen Gemeinschaft Salzburg". Eine Buddha-Statue im Vorgarten eines Mehrparteienhauses in Salzburg-Lehen hilft, ihre Räumlichkeiten zu finden: asiatische Anklänge in der „Mozart-Stadt“, ein offenes Zentrum für unterschiedliche buddhistische Traditionen. Vorstandsmitglied der buddhistischen Gemeinschaft ist Alexandra Zima, die im Brotberuf als Bibliothekarin in der städtischen Bibliothek arbeitet und darüber hinaus Yoga-Lehrerin ist. Maria Harmer hat sie besucht und bei der Gelegenheit von Alexandra Zimas Weg vom Christentum zum Buddhismus erfahren, konkret zur Tradition des Theravada-Buddhismus. Diese wird auf jene Mönche zurückgeführt, die zu den ersten Anhängern Buddhas zählten. Egal, was im Leben passiert, das Herz muss offen bleiben, sagt Alexandra Zima – und: „Man bleibt immer Schüler.“
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel