Lebenskunst
5.3.| 07:05 | Ö1
Ein Gleichnis für Gott? – Bibelessay zu Markus 12, 1-3. 5-9
Ein Grundstücksbesitzer tötet die Pächter seines Weinbergs, weil sie zuvor seine Bediensteten und zuletzt seinen Sohn getötet haben. Das Gleichnis erzählt Jesus im um das Jahr 70 verfassten Markusevangelium, es ist am „Zweiten Sonntag in der Passionszeit“ in evangelischen Gottesdiensten zu hören. Ist es ein Gleichnis für Gott? Und ist Gott so grausam? Nein, meint die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine in ihrem LEBENSKUNST-Bibelessay: „Im Jahr 66 beginnt der Krieg. Römische Truppen marschieren ein, zerstören vier Jahre später Jerusalem, rauben den Tempel aus.“ Die das erleben, fragen nach dem Warum. Für Susanne Heine steckt die Antwort im Gleichnis. Der Grund seien die Machtgier der Anführer und ihrer Mitläufer. „Nicht Gott handelt grausam, das tun die Machthaber im eigenen Land, für die der Krieg dann auch das Aus bedeutet.“
Ihre Kirche braucht sie – Sigita Veinzierl, Pastorin der evangelisch-reformierten Kirche in Litauen
An und für sich ist es Frauen in evangelischen Kirchen möglich, Pastorinnen oder Pfarrerinnen zu werden. Das betrifft sowohl die „lutherische“ als auch die reformierte Kirche, die auf das Wirken von Zwingli und Calvin zurückgeht. Nicht alle Kirchenmitglieder und -vertreter aber heißen das gut. Sigita Veinzierl hat als einzige Pastorin der evangelisch-reformierten Kirche in Litauen mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Dennoch bleibt sie im Amt. Sie sagt, „die Gemeinde braucht mich“. Brigitte Krautgartner hat sie nach ihren Motiven gefragt. Ein Beitrag zum Internationalen Frauentag am 8. März.
Vom wahrhaft starken Geschlecht – Johannes Huber über das „Wunderwerk Frau“
Johannes Huber deckt in seinem 2022 erschienenen Buch „Wunderwerk Frau“ mit großem Forschungseifer über Jahrtausende entstandene Besonderheiten der Evolution auf. Der Gynäkologe – und katholische Theologe – verbindet die neuesten Erkenntnisse der gynäkologischen Forschung mit einer Hymne auf die Evolution. „Frauenherzen schlagen für zwei“ lautet eine seiner Kapitelüberschriften und, in Bezug auf Eva, die biblische „erste Frau und Mutter aller Lebendigen“, lautet eine weitere: „Eva sitzt am längeren und stärkeren Ast“. In seinem Buch legt der einstmalige Sekretär von Kardinal Franz König und Leiter der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universität Wien offen, warum das weibliche Geschlecht das wahrhaft starke ist. Maria Harmer hat wenige Tage vor dem Internationalen Frauentag nachgefragt.
Im Jahr der Wasser-Häsin – Neujahr auf Tibetisch
Derzeit begeht die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft ÖBR ihr 40-Jahr-Jubiläum – und zu den in Österreich wirkenden buddhistischen Traditionen gehört auch jene des tibetischen Buddhismus. In ihr wird Ende Februar, Anfang März Losar gefeiert, das tibetische Neujahr. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus religiösen und kulturell gewachsenen Ritualen, die teilweise auf die Bön-Religion zurückgehen, die Vorgänger-Religion des Buddhismus in Tibet. Gemäß dem Bön richtet man sich bis heute nach astrologischen Grundsätzen, und als die zwölf Tierkreiszeichen gelten Maus, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Henne, Hund und Schwein. Auch die Elemente spielen im Kalender eine Rolle. Das neue Jahr 2150 ist dem Hasen und dem Element Wasser gewidmet, wobei der Hase für Weiblichkeit und Einfühlsamkeit steht und das Wasser für Stille, aber auch Flexibilität. Am dritten Tag des neuen Jahres werden den verschiedenen Gottheiten und Beschützern Opfergaben dargebracht. Das ist auch der Tag, an dem Mitglieder und Freunde der Organisation „Friends of Tibet“ in Österreich ihre Losarfeiern abhalten. Gundi Lamprecht war zu Gast.
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel