Orientierung
19.2. | 12:30 | ORF 2
Patriarch Kyrill: Er predigte Frieden, jetzt trommelt er Krieg
„Dialogoffen“, „belesen“ und „friedliebend“ haben ihn einst viele beschrieben. Er galt als Hoffnung für Ökumene und Öffnungsbestrebungen in der russisch-orthodoxen Kirche. Jetzt wird er als einer der Kriegstreiber in Russland wahrgenommen. Patriarch Kyrill segnet Waffen, verspricht Soldaten das Heil und verweigert den Dialog. Wie kam es zu diesem Wandel? Was hat aus dem Mann, der als Priester und Bischof Armut gelobt hat und sich in den Dienst für Frieden und Versöhnung stellen wollte, einen reichen Verbündeten des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Angriffskrieg gegen die Ukraine gemacht? Recherchen decken dubiose finanzielle Machenschaften auf. Akten bezeugen seine Spionagetätigkeit in den 1970er Jahren. Der Vorwurf persönlicher Bereicherung wurde bisher nicht glaubhaft entkräftet. Die „Orientierung“ geht im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Ein Jahr Ukraine-Krieg“ (Details unter presse.ORF.at) Lebensstationen des Moskauer Patriarchen nach und bittet die Religionssoziologin Kristina Stöckl, den Orthodoxie-Experten Johann Schneider und das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau um ihre Einschätzung des umstrittenen Kirchenführers.
Bericht: Marcus Marschalek, Nikolaus Hofer
Kardinal Schönborn: „Not lehrt helfen“
Vor 25 Jahren – am 21. Februar 1998 – wurde er im Rahmen eines Konsistoriums zum Kardinal erhoben: der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. Angesichts der aktuell zahlreichen gesellschaftspolitischen Herausforderungen meint er: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass Not vielleicht nicht unbedingt beten, aber helfen lehrt.“ Bereits im Oktober 2019 hat der Wiener Erzbischof – altersbedingt und wie kirchenrechtlich vorgesehen – seinen Rücktritt als Erzbischof von Wien Papst Franziskus angeboten. Der hat dieses Angebot bisher nicht angenommen. Im Gegenteil: Papst Franziskus hat den Wiener Kardinal in den Vatikanischen Synodenrat berufen und ihm so eine wichtige Stimme im „Synodalen Prozess“ verliehen. Sandra Szabo hat Christoph Schönborn anlässlich seines Kardinal-Jubiläums zum Gespräch getroffen.
Bericht: Sandra Szabo
Entwurzelt und vertrieben: Hoffnung für Menschen im Kongo
In Sake, ganz im Osten der Demokratischen Republik Kongo, kämpfen Soldaten gegen die Rebellengruppe M23. Es ist einer der vielen bewaffneten Konflikte in diesem Teil des Landes, die seit rund zwei Jahrzehnten nicht enden wollen und dramatische Konsequenzen nach sich ziehen: Tausende Tote und mehr als fünf Millionen entwurzelte Menschen, die als Binnenflüchtlinge unterwegs sind. Die römisch-katholische Kirche errichtet und erhält für diese Menschen wichtige Infrastruktur wie Schulen und Spitäler, erzählen Bischof Jean-Bertin Nadonye und Caritas-Direktor Boniface Deagbo im Gespräch mit ORF-Korrespondent Alexander Hecht. Auch will die Bischofskonferenz im Kongo eine zentrale Rolle im politischen Willensbildungsprozess spielen – als eine von allen Seiten respektierte Wahlbeobachterin.
Bericht: Alexander Hecht
Vom Straßenstrich zum Kirchenchor: Eine freikirchliche Gemeinde hilft
Rund 150 Menschen aus Nigeria versammelt Pastor Jesse Omagbon jeden Sonntag im Industriegebiet von Wien Liesing zum Gottesdienst. Viele von ihnen sind Opfer von Menschenhandel, ehemalige Drogendealer oder Kleinkriminelle. Die meisten hier wurden mit falschen Versprechungen von Menschenhändlern nach Europa gelockt und dann „auf die Straße“ und in äußerst prekäre Lebensumstände gezwungen. Das österreichische Asylsystem und das Fremdenrecht stehen einer Eingliederung in geordnete Strukturen oft entgegen, so die Kritik der Pfarre. Für manche scheint es kein Zurück, aber auch kein Vorwärtskommen zu geben. Pastor Omagbon möchte dennoch Mut machen und Hoffnung schenken. Er unterstützt beim Ausstieg aus kriminellen Machenschaften, vermittelt Arbeitsplätze und Ausbildungen. Ein Team der „Orientierung“ hat die freikirchliche Gemeinde „Omega Fire Ministries“ in Wien besucht und mit den Gemeindemitgliedern über ihre Lage und ihre Sehnsüchte gesprochen.
Bericht: Peter Beringer