Lebenskunst
5.2.| 07:05 | Ö1
Keine Scheu vor „Sündern“ – Bibelessay zu Matthäus 9, 9-13
Zolleinnehmer, „Zöllner“, galten in der Zeit des Jesus von Nazareth als sündige Menschen, weil viele von ihnen sich bereicherten. Außerdem war die Verpflichtung, den Römern Steuern zu zahlen, für Jüdinnen und Juden in der Antike ein großes Ärgernis. Menschen, die mit dem Eintreiben der Steuern betraut waren, wurden jeder Anerkennung für unwürdig erachtet. Umso mehr wundert es die Anhänger Jesu, dass ihr Meister sich mit Zolleinnehmern abgibt, mit ihnen isst und spricht, wovon auch ein Abschnitt im Matthäusevangelium erzählt. Für den evangelischen Theologen und Pfarrer an der Wiener Stadtkirche Johannes Modess ist die Geschichte ein Sinnbild dafür, dass Gottes Wort Menschen auch aus ihren Abgründen herausrufen kann. Gedanken zu jener Bibelstelle, die am 5. Februar in evangelischen Gottesdiensten zu hören ist.
Von der Ostukraine in den Attergau – Ein neues Zuhause für Waisenkinder in St. Georgen
Jahrelang lebten sie in einem Waisenhaus in Sjewerodonezk in der Ostukraine, im März 2022 flohen die 73 Kinder im Alter zwischen 7 und 18 Jahren mit ihren Betreuerinnen über Lwiw/Lemberg nach Österreich. In einem viele Jahre hindurch leer stehenden Sanatorium in Kogl bei St. Georgen im Attergau fanden sie einen sicheren Aufenthaltsort. Seit einem knappen Jahr kümmern sich nun Mitglieder des katholischen Pfarrgemeinderates und der Gemeinde, Vereine und Ortsgruppen nicht nur um Kost und Quartier, sondern organisieren darüber hinaus den (Sprach-)Unterricht und gemeinsame Aktivitäten für die teils traumatisierten Kinder und Jugendlichen und ihre Betreuerinnen. Mit Erfolg, wovon sich Maria Harmer überzeugen konnte.
Das Leben feiern – Tu biSchwat, Neujahrsfest der Bäume
„Wenn ihr in das Land kommt, sollt ihr allerlei Bäume pflanzen“, heißt es in der Hebräischen Bibel, im Buch Levitikus. Aus diesem Appell ist ein jüdisches Fest geworden, das in diesem Jahr am Abend des 5. Februar beginnt und bis zum Abend des 6. Februar andauert, das Neujahrs- oder Geburtstagsfest der Bäume. Und weil das Pflanzen eines Baumes schlichtweg Ausdruck von Hoffnung ist, lautet ein Sinn des Festes: niemals verzagen, niemals aufgeben. Dass der Feiertag auch zu einem Fest zur Rettung der Umwelt werden kann, veranschaulicht die Kulturanthropologin und Judaistin Dina Baranes.
Suche nach dem Dede – Eine junge Österreicherin und ihre alevitischen Wurzeln
Dede, diese Ehrenbezeichnung gibt es in islamischen und verwandten Religionsgemeinschaften. Sie kommt aus dem Türkischen und bedeutet im Grunde Großvater, Vorfahre, Urahn. Im Alevitentum gilt der Dede als spiritueller Wegweiser, jede Familie hat ihren eigenen. Er leitet die religiösen Riten, die Mediation von Konflikten und ist bei Fragen stets ansprechbar. Infolge ihrer Migration hat Familie Bilehner in den 1960er Jahren den Kontakt zu ihrem Dede verloren. Die 27-jährige Wienerin Burcu Bilehner hat sich nun auf seine Suche begeben, ihn in der Türkei ausfindig gemacht und Lena Göbl von ihren Recherchen und Erfahrungen erzählt.
Redaktion & Moderation: Doris Appel