Lebenskunst
6./8.1.| 07:05 | Ö1
Wider die Dunkelheiten – Bibelessay zu Jesaja 60, 1-6
„Steh auf, werde Licht“, heißt es in jenem Text aus dem Prophetenbuch Jesaja, der am 6. Jänner in katholischen Kirchen zu hören ist; sozusagen als Vorspann zur Erzählung von den Magiern aus dem Osten, die einem Stern gefolgt sind. Als der Stern über einem Haus in Bethlehem stehen blieb, wussten die Sterndeuter, dass sie den „neugeborenen König der Juden“ gefunden hatten: nachzulesen im Matthäusevangelium. Die katholische Theologin und Ordensfrau Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, mag den Licht-Text von Jesaja. Angesichts vieler „Dunkelheiten“ hält sie sich gern an Propheten: „Menschen, die größer und weiter sehen und die auch mir helfen, zu verstehen und Richtung zu finden. Menschen, die ins Wort bringen, was in Gottes Namen in Bewegung kommen und sein könnte.“
6. Jänner – Ein Feiertag und viele Bedeutungen
Als Dreikönigstag wird er hierzulande begangen, obwohl in der Bibel weder von Königen noch von der Zahl Drei die Rede ist. Weise Männer, Magier oder Sterndeuter, sind einem Stern gefolgt und haben ein göttliches Kind gefunden – so steht es im Matthäusevangelium und nur dort. Der Erscheinung des göttlichen Kindes verdankt der 6. Jänner seinen Namen „Epiphanie“ oder „Epiphanias“. Doch der 6. Jänner wird in manchen Kirchen auch als Heiliger Abend oder als Tag der Erwachsenentaufe Jesu im Jordan begangen, derer die Westkirche wiederum erst am Sonntag nach dem 6. Jänner gedenkt. Matthias Kapeller, katholischer Theologe und Latinist sowie Leiter der Pressestelle der römisch-katholischen Diözese Gurk-Klagenfurt, mit einem Überblick.
"Die ersten Christen" – Ein Besuch in der antiochenisch-orthodoxen Gemeinde in Wien
Auch sie ziehen ab dem 6. Jänner, ähnlich den Sternsingerinnen und Sternsingern, von Haus zu Haus, um die Wohnungen der Gläubigen zu segnen: Geistliche der antiochenisch-orthodoxen Kirche, deren Gottesdienst-Sprache Arabisch ist. Antiochia, die alte Hafenstadt im östlichen Mittelmeer und heute in der Türkei gelegen, hat einen besonderen, historischen Stellenwert für die gesamte Christenheit: In Antiochia wurden die Anhängerinnen und Anhänger des Jesus aus Nazareth zum ersten Mal als „Christianoi“, als "Christen“, bezeichnet, wie es in der „Apostelgeschichte“ im Neuen Testament heißt. Seit den 1960er Jahren leben auch in Österreich arabische Christinnen und Christen. Markus Veinfurter mit Stimmen aus der antiochenisch-orthodoxen Gemeinde in Wien.
Welche Sprache spricht Gott? – Überlegungen aus Judentum, Christentum und Islam
Was Judentum, Christentum und Islam unter anderem verbindet, ist der Glaube, dass Gott sich offenbart. Der transzendente Gott, das große Andere, „spricht“ also – und dies auch noch in einer Weise, die Menschen zu verstehen glauben. Wie ist das möglich? Welche Instanzen beanspruchen für sich, Dolmetscher Gottes zu sein? Und was bedeutet es, wenn Gott schweigt? Der Judaist Alfred Bodenheimer, der katholische Theologe Michael Seewald und der Islamwissenschaftler Thomas Bauer denken über die Kommunikation zwischen Gott und den Menschen nach. Jeder der drei Wissenschaftler setzt dabei seine eigenen Akzente, literaturwissenschaftlich, kulturgeschichtlich, theologisch, sodass ein interreligiöses wie interdisziplinäres Kaleidoskop entsteht. Ihr Buch ist in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft wbg erschienen, Lena Göbl hat die Autoren interviewt.
Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 8. Jänner 2023, 7.05-8.00, Ö1
Erwählte im Dienst Gottes und der Menschen – Bibelessay zu Jesaja 42, 1-7
Kurz nach Weihnachten, nach dem Geburtsfest des Jesus von Nazareth, wird in den christlichen Kirchen seiner Taufe gedacht. In manchen Kirchen wie der griechisch-orthodoxen oder der bulgarisch-orthodoxen zu Epiphanie, am 6. Jänner; in der evangelischen und der katholischen Kirche am Sonntag nach dem 6. Jänner. Die Taufe Jesu war freilich keine Kindstaufe, sondern eine Erwachsenentaufe im Jordan, die wohl auf ein damals übliches Ritual für Umkehr und Vergebung der Sünden zurückgeht und den Beginn des öffentlichen Wirkens von Jesus markiert. Sie ist u.a. im Matthäusevangelium beschrieben, wo zu lesen ist, dass Jesus aus dem Wasser stieg: „Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.“ Dass der Geist Gottes nicht nur auf einem Erwählten, sondern auf allen Erwählten liegt, die im Sinn des Guten tätig sind, davon ist Martin Jäggle überzeugt. Und davon ist auch in jenem Text aus dem alttestamentlichen Jesaja-Buch die Rede, der in der katholischen Kirche für den 8. Jänner vorgesehen ist.
Martin Jäggle ist katholischer Theologe und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Sich immer wieder neu für das Gute entscheiden – Noach und die Sieben Gebote
Von einem Tätigsein im Sinne des Guten erzählen auch die sogenannten „Noachidische Gebote“, die auf den biblischen Noach zurückgehen. Damit werden im Judentum sieben Gebote bezeichnet, die für alle Menschen, egal welcher Religion oder Weltanschauung, Geltung haben sollten. Werden sie eingehalten, können auch Nicht-Jüdinnen und Nicht-Juden, kurz: alle Menschen, Anteil an der kommenden Welt haben, so die jüdische Überlieferung. Lena Göbl über Lebensregeln, ethische Grundlagen und darüber, wie die Noachidischen Gebote Lebenskunst lehren können.
Bittet um ein hörendes Herz! – Ein Appell von August Schmölzer
Will man sich für das Gute entscheiden, so kann ein „hörendes Herz“ hilfreich sein. Um so ein hörendes Herz betet in der Hebräischen Bibel, im Alten Testament, König Salomo zu seinem Gott; nachzulesen im 1. Buch der Könige, Kapitel 3. Es ist einer der Lieblingstexte des Film-, TV- und Theaterschauspielers August Schmölzer, der „Initiativen zur Herzensbildung“ gestartet hat. August Schmölzer, der auch als Autor tätig ist, ist Initiator und Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Privatstiftung „Stieglerhaus“ in seinem Wohnort St. Stefan ob Stainz. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kultur und Gemeinwohl in dieser Region der Steiermark zu fördern.
Bei Anruf Lebenshilfe – Die Telefonseelsorge Vorarlberg
Nach Weihnachten tritt für den einen oder die andere wieder „grauer Alltag“ und manche seelische Not ein. Unter anderem bietet sich da telefonische Lebenshilfe österreichweit und kostenlos unter der Nummer 142 an, bei der sogenannten Telefonseelsorge. Wer sind die Menschen, die diese Nummer wählen, welche Nöte und Erwartungen haben sie? Und wer sind die ihnen Zuhörenden, sie Beratenden und Unterstützenden? Am Beispiel Vorarlbergs und dessen „jüngstem“ Telefonseelsorge-Verein von Österreich, geht Lise Abid diesen Fragen nach. Seit über 40 Jahren ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr eine/r von fast hundert ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern am Telefon erreichbar; ein Mensch, der vertraulich zuhören kann, sich dafür Zeit nimmt und auch guten Rat geben kann.
Redaktion & Moderation: Doris Appel