Lebenskunst
30.10. & 1.11.| 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 30. Oktober 2022, 7.05-8.00, Ö1
Worte voller Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit – Bibelessay zum Buch der Weisheit 11,22-12,2
Der sagenhaft weise König Salomon gilt als Verfasser des jüngsten Buches des Ersten Testamentes, das traditionell Altes Testament genannt wird. Ein Text aus diesem „Buch der Weisheit“ steht am Sonntag, 30. Oktober, auf dem liturgischen Leseplan der katholischen Kirche. Die Worte richten sich wie ein Gebet an Gott, „den Freund des Lebens“, wie es da heißt. Letztlich geht es in dem Text um umdenken, um umkehren, darum, der Liebe zu vertrauen und gerecht zu leben, meint Martin Jäggle, katholischer Theologe und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. „Das ganze Buch der Weisheit ist eine Aufforderung zu einem Leben in Gerechtigkeit.“
Reformation ist ein immerwährender Prozess – Porträt der Theologin, Pfarrerin und früheren Superintendentin Luise Müller
Sie gehört zu den Frauen, die die evangelisch-lutherische Kirche in Österreich wohl am nachhaltigsten geprägt haben. Die aus dem deutschen Weißenstadt, Oberfranken, stammende Theologin war die zweite weibliche Geistliche, die in Österreich zur Superintendentin bestellt wurde. Damit ist Luise Müller einer evangelischen Diözese vorgestanden: Von 1995 bis 2012 bekleidete sie dieses Amt in der Superintendentur Salzburg und Tirol. Zehn Jahre nach ihrer Pensionierung hat sie dann noch einmal ein Jahr lang eine offizielle Funktion übernommen, als Pfarrerin in der Gemeinde Kufstein. Auch das ist mittlerweile Geschichte. Luise Müller, die im August ihren 70. Geburtstag begangen hat, ist wieder im Ruhestand. Was für sie auch bedeutet: viel Zeit für die Familie und für ehrenamtliches Engagement. Wie blickt sie aus ihrer Position auf Kirche und Gesellschaft? Wie auf ihren eigenen Lebensweg? Was war und ist ihr wichtig? Brigitte Krautgartner hat mit Luise Müller bei ihrem jüngsten Wien-Besuch ein Gespräch geführt und ist – kurz vor dem Reformationsfest der evangelischen Kirchen am 31. Oktober – auch auf die Themen Reformation und Reformieren eingegangen.
Ermutigungen – Gespräche am Schnittpunkt von Kultur, Spiritualität, Ökologie und Psychotherapie
Die Seele ist ein weites Land – und wer sie erkundet, hat auch zur Bewältigung gesellschaftlicher Krisen viel beizutragen. Davon ist die Publizistin Dagmar Weidinger überzeugt. In Interviews mit Psychotherapeutinnen und -therapeuten, hat sie nach Ansätzen gesucht, wie etwa dem Klimawandel entgegengewirkt werden kann. Ihr Fazit: Empathie und Ehrfurcht sind dabei wichtige Instrumente. Prinzipien, die in verschiedenen religiösen Traditionen verankert sind und die jetzt wieder eine besondere Relevanz erlangen. Die Gespräche, die Dagmar Weidinger geführt hat, bleiben nie im Rahmen einer einzelnen Disziplin verhaftet, vielmehr werden Fragen der Psychotherapie ausgeweitet in den Bereich von Spiritualität, Philosophie, Soziologie und Kulturwissenschaft und in die persönliche Biografie der Gesprächspartner. „Unterwegs im weiten Land. Gespräche über die Psyche“ ist im Picus-Verlag erschienen. Brigitte Krautgartner hat sich mit der Autorin Dagmar Weidinger über ihr Buch unterhalten.
https://www.picus.at/produkt/unterwegs-im-weiten-land/
Dem Vergessen entrissen – Kurt Bardos, Altösterreicher und wiederentdeckter Fotokünstler
Brüche und Neuanfänge, Schicksal und Zufälle: Diese Phänomene besonders des von zwei Weltkriegen erschütterten 20. Jahrhunderts haben auch die Geschichte der altösterreichisch-jüdischen Familie Bardos geprägt. Kurt Bardos kam kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Brünn auf die Welt, verbrachte die Kriegsjahre in Wien und wuchs – wieder zurück in Brünn – in einer Jugendstilvilla auf. „Ich bin Österreicher!“, soll Kurt Bardos immer wieder gesagt und seine jüdischen Wurzeln nicht verleugnet haben. In sein Medizinstudium steckte er weniger Enthusiasmus als in die Fotografie, er liebte die Berge, den Sport, das Reisen. Seine „Rolleiflex“ war immer dabei – und sein „Lieblingsmodel“ seine jüngere Schwester Ilse. Doch Kurt Bardos‘ Leben wurde im KZ Auschwitz ausgelöscht; die Erinnerung an ihn ist in der Familie, ist bis heute in den drei Nichten, Ilses Töchtern, lebendig. Und nun sind im Rahmen einer Ausstellung in Wien auch einige seiner lange verschollenen Fotografien zu betrachten. Maria Harmer hat sich die Bilder zusammen mit den beiden in Wien lebenden Nichten angesehen und sich die verschlungene Geschichte erzählen lassen.
Die Ausstellung „Werkschau für einen Vergessenen“ ist noch bis 11.11.2022 in der Dependance der Volkshochschule Hietzing, Hietzinger Kai 131, 1130 Wien, zu besichtigen.
https://www.vhs.at/de/e/hietzing/b/2022/08/17/werkschau-fuer-einen-vergessenen
Redaktion & Moderation: Doris Appel
LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag, 1. November 2022 (Allerheiligen), 7.05-8.00, Ö1
Wenn Menschen heil und ganz werden – Bibelessay zu Matthäus 5, 1-12a
Selig, die Barmherzigen; selig, die Sanftmütigen; selig, die Frieden stiften … Jedes Jahr am katholischen Festtag „aller Heiligen“ werden in Gottesdiensten die sog. „Seligpreisungen“ gelesen, wie sie im Matthäus-Evangelium niedergeschrieben sind. Sie nehmen vorweg, wie diese Welt sein kann, wenn sie im Geist des Jesus von Nazareth funktioniert, meint die Vorarlberger Theologin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin Helga Kohler-Spiegel. Menschen, die – ob bewusst oder unbewusst – in diesem Geist leben, sind für sie heilig.
Abenteurer, Bischof, Künstler – Zum 250. Geburtstag von Johann Ladislaus Pyrker
Franz Schubert hat zwei seiner Gedichte vertont – doch Johann Ladislaus Pyrker war nicht nur ein ausgesprochen produktiver Schriftsteller: Er war auch Abt von Stift Lilienfeld, Patriarch von Venedig und zuletzt dann Erzbischof von Eger in Ungarn. Am 2. November 2022 jährt sich sein Geburtstag zum 250. Mal, weshalb Markus Veinfurter ein Porträt des außergewöhnlichen Kirchenfürsten gestaltet hat. Pyrker ist einer von 126 ungarischen Bischöfen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, deren Biografien der Kirchenhistoriker Rupert Klieber in einem neuen Lexikon zusammengetragen hat.
Rupert Klieber (Hrsg.): Die Bischöfe der Donaumonarchie 1804 bis 1918. Ein amtsbiographisches Lexikon
www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95560
Allerheiligen und Allerseelen – Gedanken eines „hinterbliebenen Vaters“
Auf das Fest Allerheiligen am 1. November folgt in der katholischen Tradition das Totengedenken Allerseelen am 2. November. Seit der Medienschaffende und Autor Golli Marboe seinen damals 29-jährigen Sohn durch Suizid verloren hat, hat dieser Tag für ihn an Bedeutung gewonnen. „In einer Existenz nach dem Tod sind wir dann einfach, wer wir sind“, formuliert er in seinem Radioessay zum Gedächtnistag verstorbener Menschen.
https://www.residenzverlag.com/buch/notizen-an-tobias
Einen guten Tod sterben – Totengedenken in Indonesien
Der Tod als Ende des Lebens hat wohl in allen Kulturen eine ganz eigene Bedeutung. Zur Religion des Islam gehört – wie in anderen monotheistischen Religionen – der Glaube an ein Jenseits, in dem Menschen letztendlich die Früchte ihres Erdenlebens empfangen sollen. In Indonesien lebt die zahlenmäßig größte muslimische Bevölkerung weltweit; von insgesamt gut 270 Millionen Menschen sind über 80 Prozent sunnitische Muslim:innen. Doch der Islam ist nicht Staatsreligion, vielmehr schreibt die Staatsdoktrin vor, dass die Menschen sich zu einer von fünf offiziellen Religionen bekennen sollen: zu Islam, Christentum, Buddhismus, Konfuzianismus oder Hindu-Traditionen. Die kleine jüdische Minderheit wird toleriert. Menschen, die alten Stammesreligionen folgen, geben eine dieser Religionen an, auch wenn sie ihre eigenen Bräuche praktizieren, was sich dann auch in Sterbe- und Begräbnisriten äußert. Ein Bericht von Lise Abid.
Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel