Lebenskunst
11.9. | 07:05 | Ö1
Von Goldfäden durchzogen und mit Fingerfarben dekoriert – Die Moden der Messgewänder
Sie zählen zu den Schätzen katholischer Kirchen und Klöster: die historischen Messgewänder. Kostbar bestickt, mit Perlen verziert und mit Goldfäden durchzogen. Nur bei besonderen Anlässen werden sie hervorgeholt und getragen, dazwischen sorgsam gepflegt. Doch auch die Messgewänder unterliegen Moden, sind neuerdings aus leicht waschbaren Materialien, werden von Erstkommuniongruppen mit Fingerfarben verziert und können auch im Online-Shop gekauft werden. Maria Harmer über Klerus-Fashion aus Anlass der Ö1 Fashion Week: Mode als Phänomen, das alle Lebensbereiche betrifft und vieles erzählt.
Der Mystiker Mansur Al-Halladsch – Seelenleben und spirituelle Grenzerfahrungen
Dass Gott in der Literatur, dass Gott durch die Lyrik eines Poeten oder einer Poetin sprechen kann, davon ging auch im 10. Jahrhundert der islamische Mystiker Al-Halladsch aus. Mit seinem Ausspruch „Ich bin die (göttliche) Wahrheit“ löste er einen Skandal aus, der ihn das Leben kosten sollte: Mansur Al-Halladsch wurde gekreuzigt. Seine Gedanken aber entfalteten eine epochenübergreifende Wirkung, die ihn über den Islam hinaus zum Vordenker mystischer Bewegungen werden ließ. Durch seine weitreichenden Kontakte und den regen geistigen Austausch zwischen den drei monotheistischen Religionen im mittelalterlichen Spanien finden sich Spuren und Wechselwirkungen seines religiösen Denkens auch in der christlichen und jüdischen Mystik. Zudem beruft sich die Religion der Jesid:innen vor allem in Syrien auf Al-Halladsch als Vorläufer. In der säkularen Moderne ist es die Beschäftigung mit dem Seelenleben, etwa in Psychologie und Psychoanalyse, die spirituelle Grenzerfahrungen offenlegen kann. Lise Abid mit einem Porträt.
Wenn die Seele wieder aufatmen kann – Spiritualität und Resilienz
Egal ob es um persönliche oder gesellschaftliche Krisen geht – gerade in dunklen Zeiten haben sie Hochkonjunktur: Texte, die Mut machen oder Hoffnung spenden. Ganz oben auf der Liste steht da der Psalm vom Guten Hirten, der auch in aussichtslosen Situationen Beistand leistet. Er und andere Texte aus dem Weisheitsschatz der großen Weltreligionen schaffen Gegen-Narrative zu Erfahrungen von Bedrohung, Not und Gewalt. Die Seele kann wieder aufatmen, findet neue Bilder und gewinnt so neue Kraft. Psychologen und Therapeutinnen (auch wenn sie selbst agnostisch eingestellt sein mögen) betonen immer wieder die Bedeutung einer konstruktiven Spiritualität für die Resilienz einer Person. Brigitte Krautgartner hat bei mehreren Fachleuten nachgefragt.
Den Zorn besiegen – Bibelessay zu Exodus 32, 7-11.13-14
Von einer besonderen Beziehungsdynamik erzählt jener biblische Text, der am 11. September 2022 in katholischen Gottesdiensten zu hören ist: Er findet sich in der Hebräischen Bibel, im sog. Alten Testament, im Buch Exodus. Und die Beziehungsdynamik entfaltet sich zwischen einem mutigen Menschen, Mose, der es voll Vertrauen mit einer allmächtig scheinenden Wirklichkeit aufnimmt – und einem Gott, der sich dadurch wandeln lässt. Gedanken der katholischen Theologin und Religionssoziologin Regina Polak, die an der Universität Wien lehrt. Sie beziehen sich auch auf den Gedenktag 9/11.
Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel