Lebenskunst
21.8. | 07:05 | Ö1
Streifzüge: Flanieren durch Kunst, Kultur, Natur und Garten
Was ein Friedhofsgarten über das Leben erzählen kann – Besuch des jüdischen Hohenems
Haus der Ewigkeit lautet eine der Bezeichnungen für jüdische Friedhöfe. Ein besonders schöner befindet sich in Hohenems, jener ins Mittelalter zurückreichenden Vorarlberger Stadt an der Schweizer Grenze. Eingebettet in einen bewaldeten Abhang und gegründet 1617, finden hier bis heute Beerdigungen statt. Für Kerstin Tretina der passende Ausgangspunkt für ihre Reise in die Vergangenheit, in die ehemals jüdische Gemeinde, die weithin bekannt war.
Geistig-geistliches Gesamtkunstwerk – Himmlische Eindrücke im und um das Stift Melk
Inmitten der Welterbe-Region Wachau steht das Benediktinerstift Melk, es gilt als eines der schönsten einheitlichen Barockensembles Europas und wurde 1702-1746 von Jakob Prandtauer errichtet. Weithin sichtbar auf einem Granitfelsen, liegt es mit seiner Kuppel und den beiden goldverzierten Türmen am rechten Ufer der Donau. „Himmlisch“ auch die Anlage selbst mit ihren Klostergärten und -parks, der Stiftskirche – und der Stiftsbibliothek. Mehr als 100.000 Bände finden sich in der Bibliothek, davon 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks. Das älteste Werk stammt aus dem beginnenden 9. Jahrhundert und beschäftigt sich mit Naturkunde. Derzeit werden viele der historischen Bücher restauriert, eine große Aufgabe, die gut zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Maria Harmer hat das Stift Melk besucht und auf ihrem Rundgang mit Patres und Bibliothekar:innen gesprochen.
Auf dem Toleranzweg – Geheimprotestant:innen im oberösterreichischen Bad Goisern
Während die katholische Kirche mit prunkvollen Bauten in der neuen Stilrichtung des Barock ihre nach Glaubenskriegen wiedergewonnene Stärke zeigte, so wurde doch zumindest allmählich auch Protestantinnen und Protestanten eine freiere Religionsausübung ermöglicht. Davor, in den Jahren der „Gegenreformation“, musste sie im Geheimen stattfinden. Auf den Spuren der Geheimprotestant:innen befindet sich ein Themenweg im oberösterreichischen Bad Goisern, der darauf hinweisen möchte, dass die Freiheit des Glaubens keine Selbstverständlichkeit ist. Maria Harmer folgt mit dem Historiker Michael Kurz den Spuren der Geheimprotestant:innen, die von Zwang und Gewalt, Vertreibung und Tod bedroht waren. Der „Toleranzweg“ führt zu jenen Höhlen in den Bergen oberhalb von Bad Goisern im oberösterreichischen Salzkammergut, in denen die Evangelischen während der Zeit der Unterdrückung ihren Glauben lebten, die Bibel auf Deutsch lasen und geheim Gottesdienst feierten.
Ein Traum von Gerechtigkeit und ethischer Gemeinschaft – Bibelessay zu Jesaja 66, 18-21
Die Heimkehr der Israelit:innen aus dem Babylonischen Exil und der Neubau des Tempels in Jerusalem sind Ausgangspunkte des Textes aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja, der am 21. August auf dem Leseplan der katholischen Kirche steht. Für den jüdischen Philosophen Hermann Cohen (1842, Coswig/Anhalt – 1918, Berlin-Schöneberg) stellen sie eine gedankliche Basis für die Überwindung von Trennung unter Menschen dar, für Gerechtigkeit und ethische Gemeinschaft. Der katholische Theologe und Professor für Judaistik an der Universität Wien, Gerhard Langer, bezieht sich darauf.
Redaktion & Moderation: Doris Appel