Lebenskunst
31.7. | 07:05 | Ö1
Motto
In Guter Gesellschaft: Begegnungen und Porträts
Eine junge Frau lehrt alte Klänge – Antanina Kalechyts und die Gregorianik
„Den menschlichen Geist erheben“ – das ist laut kirchlicher Definition die vornehmste Funktion der gregorianischen Choräle. Benannt sind die Gesänge nach Papst Gregor I. (540–604), der damit begonnen hatte, diese Texte und Melodien zu sammeln. Mit anderen Worten: Die Gregorianik stellt ein viele Jahrhunderte altes geistliches Kulturgut dar. An der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst wird dieses Fach von einer jungen Frau unterrichtet, von Antanina Kalechyts. Geboren und aufgewachsen ist die Katholikin in Belarus/Weißrussland, in der vor allem die orthodoxe Kirche präsent ist. Das Orgelspiel, das die Musikwissenschafterin zuerst erlernte, ist in der orthodoxen Kirche nicht vorgesehen – und so ist Antanina Kalechyts zunächst nach Graz zur Ausbildung gegangen. Mit März 2020 trat Antanina Kalechyts ihre Professur für Gregorianik und Liturgik am Institut für Orgel, Orgelforschung und Kirchenmusik an der Wiener Musik-Universität an. 2021, also vor Ausbruch des Ukraine-Krieges in der Nachbarschaft ihres Geburtsortes Minsk, hat sie Brigitte Krautgartner zum Gespräch getroffen.
Erst Jakobsweg, dann Hadsch – Ein Pilger auf dem Weg zu sich
Damit die Seele Schritt halten kann: Gehen ist das beste Tempo für Körper, Geist und Seele, das belegen nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch die Erfahrungen von mehr und mehr Wanderbegeisterten und Pilger:innen. Zu einem richtigen Trend ist diese Art der Bewegung in jüngsten Jahren geworden. Dabei ist die Lebenskunst des Gehens schon Jahrhunderte alt und vielen Religionen und Traditionen bekannt. Auf dem Weg durch Natur und Welt mag manche und mancher näher zu sich selbst, zu einer spirituellen Quelle finden. Für den Grazer Thair Abud war es das Gehen des „Jakobswegs“ nach Santiago de Compostela, das ihn auf die Idee gebracht hat, auch von Graz nach Mekka zu aufzubrechen. Dabei hat der Sohn einer Deutschen und eines Irakers erfahren, dass ihn, wie er sagt, sein Wandern immer mehr zu Gott führt. Die außergewöhnliche Geschichte des mittlerweile 57-Jährigen hat Kerstin Tretina in LEBENSKUNST zum ersten Mal 2015 erzählt. Heute ist Thair Abud Weit- und Weltwanderer. Eine erneute Begegnung im Ö1-Sommerfahrplan.
Transkulturell und engagiert – Ein Treffen mit dem jungen Roma-Aktivisten Samuel Mago
Er war 15 und besuchte ein renommiertes Gymnasium in Wien, als er sich, wie er es ausdrückt, „geoutet“ hat – weil ein Mitschüler abfällig über „Zigeuner“ gesprochen hatte. Bis heute engagiert sich der 26-jährige Samuel Mago für seine Volksgruppe, die Roma. Geschätzte 40.000 Angehörige der am vielerorts in Europa diskriminierten Volksgruppe leben derzeit in Österreich. Maria Harmer hat den Aktivisten, Schriftsteller und Studenten der Transkulturellen Kommunikation am Ceija-Stojka-Platz in Wien getroffen. Dabei hat ihr Samuel Mago über die Bedeutung dieses Platzes ebenso erzählt wie über seine jüdischen Wurzeln und seinen Kampf gegen alte Vorurteile.
Hütet euch vor Habgier! – Bibelessay zu Lukas 12,13-21
Das Leben eines Menschen besteht nicht darin, riesige Mengen von Schätzen – nur für sich selbst – anzusammeln. Das ist die Botschaft jenes Textes aus dem Lukasevangelium, der am 31. Juli in katholischen Gottesdiensten zu hören ist. Für den katholischen Theologen und Judaisten Wolfgang Treitler ein Impuls, über sinnlose und sinnvolle Lagerhaltung nachzudenken. Gigantische Anhäufungen erzeugen und hinterlassen Leere; maßvolle Lagerhaltung aber findet ihren Zweck, wenn sie die Unterbrechung der Arbeit ermöglicht: einen Rhythmus von Arbeits- und Freizeit, auch Feier-Zeit, der zu einem gelingenden Leben gehört.
Moderation: Karoline Thaler
Redaktion: Doris Appel