Lebenskunst
So., 24.11. | 07:05 | Ö1
1. Mit der Bibel leben – Bibel-Experte Bischof Leichtfried über seinen Umgang mit dem „Buch der Bücher“
Es ist das am häufigsten gedruckte und in die meisten Sprachen übersetzte Buch der Welt: Die Rede ist von der Bibel, die ja eigentlich eine Bibliothek von vielen unterschiedlichen jahrtausende- und jahrhundertealten Büchern und Schrifttexten ist, Lyrik und Mystik inklusive. Besonders ins Zentrum gerückt wird die Bibel derzeit durch die von den katholischen Bischöfen Österreichs ausgerufenen sogenannten "Jahre der Bibel". Und auch ein von Papst Franziskus initiierter eigener "Sonntag der Bibel" - erstmals am 26. Jänner 2020 - ist, wie der Name sagt, speziell der Bibel gewidmet. Mit dem ersten Adventsonntag beginnt in christlichen Kirchen ein neues Kirchenjahr. Dabei wechseln jeweils auch die für die Gottesdienste grundlegenden Schrifttexte. In der katholischen Kirche steht ab 1. Dezember mit dem sogenannten Lesejahr A nun der Evangelist Matthäus im Zentrum – genauer, das ihm zugeschriebene Evangelium. Andreas Mittendorfer hat das zum Anlass genommen und für den letzten Sonntag im alten Kirchenjahr, das ein „Lukas-Jahr“ war, mit dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried ein Interview über das Lesen in der Bibel geführt. Er ist im Gremium der katholischen Bischofskonferenz unter anderem für Bibel und Liturgie zuständig.
2. Gleichberechtigt und diskriminiert: Frauen im Koran
Jungfrau und Tochter, Ehefrau und Mutter: Im Islam – und nicht nur dort – werden Frauen über ihr Verhältnis zu Männern definiert. Folgsam und schweigsam sollen sie sein, liest man in den Quellen, und bedecken sollen sie sich. Das Thema Frauen(rechte) im Koran birgt nicht wenige heikle Punkte: Von Polygamie ist da die Rede, von Gewalt gegen Frauen und von diskriminierendem Erbrecht. Aber auch von Ebenbürtigkeit und Gleichberechtigung. „Frauenfeindlichkeit und Islam gehören für viele scheinbar zusammen. Daran gibt es nichts zu beschönigen, aber vieles zu ändern“, schreibt der bayerische Imam Benjamin Idriz in seinem kürzlich erschienenen Buch „Der Koran und die Frauen“. Der gebürtige Mazedonier hat sich zum Ziel gesetzt, die vielen Behauptungen und Positionen, die von Nicht-Muslim/innen und Muslim/innen vertreten werden, zu hinterfragen. In seiner Gemeinde möchte er – wie er sagt – einen Islam verwirklichen, „der auf dem Boden des Koran diskriminierende Missstände im Verhältnis von Männern und Frauen überwindet“. Kerstin Tretina hat mit ihm und engagierten österreichischen Musliminnen gesprochen.
3. Ein begnadeter Kommunikator – Der Reformator Ulrich Zwingli und seine aktuelle Relevanz
„Ein Christ sein heißt nicht, von Christus zu schwätzen, sondern ein Leben zu führen, wie er es geführt hat“, sagte Ulrich Zwingli. Im Jahr 1519, vor 500 Jahren, trat er sein Amt als Prediger am Zürcher Großmünster an und markierte damit den Beginn der Schweizer Linie der Reformation, der sogenannten „Reformierten Reformation“. Sein Nachfolger Heinrich Bullinger verfasste 1562 das Helvetische Bekenntnis, auf das sich die Evangelische Kirche H. B. bis heute beruft. Diese Kirche der Reformation ist vor allem in der Schweiz von Bedeutung, wo ihr rund 26 Prozent der Bevölkerung angehören. In Österreich bekennen sich knapp 13.000 Christinnen und Christen zur evangelischen Kirche H. B. Nun neigt sich das „Zwingli-Gedenkjahr“ dem Ende zu. Die sogenannte „Reformierte Reformation“ hat aber bis heute konkrete – auch politische - Konsequenzen. Darüber sprach auf Einladung der evangelischen Kirchen Österreichs Christoph Sigrist, der 33. Nachfolger Zwinglis als Prediger am Zürcher Großmünster. Maria Harmer hat Highlights seines lebhaften Vortrags zusammengefasst.
4. Jesus von Nazareth - Loser und König - Bibelessay zu Lukas 23,35-43
Am Sonntag, 24. November, feiert heuer die römisch-katholische Kirche das sogenannte Christkönigsfest, mit dem liturgisch das alte Kirchenjahr endet, bevor am ersten Adventsonntag, 1. Dezember, das neue Kirchenjahr beginnt. Im Evangelientext, der an diesem Tag gelesen wird, geht es dementsprechend auch um die Frage, von welcher Art denn die Königschaft dieses Jesus aus Nazareth sein könne, - immerhin lässt sich in den überlieferten Quellen keineswegs feststellen, dass sein Leben auch nur irgendwie dem eines königlichen Herrschers geglichen hätte. Im Gegenteil, er war ein armer Wanderprediger, von weltlicher Macht keine Spur. Und sein Leben beendete er wie ein Verbrecher am Kreuz. Der katholische Theologe Gerhard Langer, der am Institut für Judaistik der Universität Wien lehrt, hat dazu einen Radioessay verfasst.