mein Weihnachten
Stille [der] Nacht
mein Weihnachten
Stille [der] Nacht
Ein Beitrag von DDr. Michael Landau
Unlängst wurde ich gefragt, welches mein liebstes Weihnachtslied sei: "Stille Nacht"? "Es ist ein Ros entsprungen"? Oder vielleicht doch "Der Heiland ist geboren"?
Schön sind sie alle, keine Frage.
Und so konnte und wollte ich mich für kein bestimmtes Lied entscheiden; auch wenn die 200 Jahre "Stille Nacht" schon ein besonderes Jubiläum sind.
Also habe ich geantwortet:
Es ist nicht zuerst ein Lied oder eine Musik, die mir im Blick auf Weihnachten am liebsten sind. Nicht die gesungene "Stille Nacht", sondern vielmehr die Stille der Nacht selbst ist es, die den Heiligen Abend für mich zu einem ganz besonderem Abend macht.
Weihnachten bietet Raum für Besinnlichkeit. Laut ist es heute immer. Ruhig nur in besonderen Augenblicken. Und das wird an Weihnachten trotz des ganzen äußeren Trubels spürbar. Wenn in der Stille der Nacht wahrhaft Neues geschieht, Gott sich ganz einlässt auf die Wirklichkeit dieser Welt. Nicht laut, sondern leise.
Dabei ist es eine besondere Form der Besinnlichkeit. Eine, die eben ganz stark mit unseren Sinnen zu tun hat: Mit dem Geruch von Keksen und brennenden Kerzen. Mit dem Gefühl knisternden Papiers in den Händen. Und mit dem Klang von Weihnachtsliedern.
Es sind sinnliche Erfahrungen, die uns zugleich weit zurückführen in unsere eigene Kindheit. Ich erinnere mich an das gemeinsame Musizieren vor dem Baum. Ich erinnere mich an alleinstehende Freunde und Verwandte, die meine Mutter zu Weihnachten zu uns eingeladen hatte. Auch an das Schinkenbein, das mein Bruder und ich jedes Jahr bis auf den Knochen abgenagt haben. Ich erinnere mich an Wärme und Geborgenheit und an das Gefühl, dass das Geschenk des Weihnachtsfestes vor allem auch in der Gewissheit besteht, von Gott geliebt zu sein.
Die Geburt Jesu ist Zusage und Ermutigung. Sie meint Hoffnung und Zuversicht. Denn durch die Menschwerdung Gottes kommt Liebe in die Welt, sodass Gott sich in allem finden lässt, im Schönen wie im Schweren.
Daran werde ich denken, und daran werde ich mich erinnern, wenn ich auch heuer in der Stille der Nacht Weihnachten feiere. Zuerst in der gemeinsamen Messe mit den Bewohnerinnen und Bewohnern eines unserer Pflegewohnhäuser.
Dann beim gemeinsamen Abendessen mit meinem Bruder und schließlich beim Besuch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Obdachloseneinrichtung Gruft, die auch an Heiligabend für Menschen in Not im Einsatz sind.
Sie alle erinnern mich daran, dass Weihnachten nicht nur Geschenk, sondern auch Auftrag und Ermutigung ist – Auftrag und Ermutigung, dass auch durch uns mehr Liebe in die Welt kommt.
Ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest!
DDr. Michael Landau ist Caritasdirektor der Erzdiözese Wien und seit 2013 auch Präsident der Caritas Österreich (www.caritas.at)
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