Religionen als Partner im Ökologie-Diskurs
Im modernen Ökologie-Diskurs zu Fragen der Nachhaltigkeit sollten auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften durchaus selbstbewusst mitmischen - das fordert der Linzer Moraltheologe Prof. Michael Rosenberger. Schließlich seien "Lebensstilfragen Urfragen der Religion", so Rosenberger in einem Interview mit der Zeitschrift "miteinander" (September-Ausgabe) des Canisiuswerkes. Voraussetzung dafür, dass religiöse Stimmen in einem ansonsten säkularen Diskurs gehört werden, sei jedoch, dass man sich auch kirchlicherseits als "Hörende und Lernende positioniert". Dann gebe es auch bei ökologisch aktiven NGOs "durchaus ein Gespür für den Wert theologischer Argumentation".
Einen möglichen Beitrag der Kirchen und Religionen sieht der an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz (KTU) lehrende Rosenberger etwa in der Sensibilisierung für den "Wert des unverdienten Geschenks der Schöpfung". Auch "religiös unmusikalischen" Menschen könne der religiöse Begriff der "Schöpfungsverantwortung" schließlich etwas sagen, wenn man ihn so liest, dass er auf einen nachhaltigen Lebensstil verweist: Er meine so gesehen nichts anderes, als sich für ein auch von nachfolgenden Generationen bewohnbares "Lebenshaus Erde" einzusetzen.
Kirchen und Religionsgemeinschaften könnten darüber hinaus die Bedeutung der Schöpfung als "unverdientes Geschenk" betonen: "Für nichtreligiöse Menschen könnte es zumindest eine Verbindung mit der Schöpfung an sich bedeuten, denn diese ist ja ein Geschenk, das uns unverdient gegeben worden ist". Aus Sicht der christlichen Theologie sieht Rosenberger aber auch eine spezifisch "kritische Funktion": So habe die Theologie die kritische Kraft, aufzudecken, "dass manches heutige Konzept von Nachhaltigkeit bei genauer Betrachtung windelweich ist." Das heute beliebte Schlagwort der "Corporate Social Responsibility" (CSR) sei schließlich nur dann keine bloße PR-Strategie, wenn sie die Frage der Generationengerechtigkeit ernst nehme.
Ein uneingeschränkt positives "Zeugnis" in Sachen Nachhaltigkeit möchte Rosenberger den Pfarren schließlich nicht ausstellen: Es gebe in vielen Pfarren "sehr gute Ansätze", etwa bei der Energieversorgung in kirchlichen Einrichtungen, dennoch dürfe man sich kirchlicherseits "nicht übermäßig loben": "Wir sind nicht besser oder schlechter als andere große Organisationen - aber wir haben einen besonderen Auftrag und ein Potenzial."
Rosenberger äußerte sich im Rahmen eines thematischen Schwerpunktes der Zeitschrift "miteinander", die sich in ihrer September-Ausgabe dem Thema "ErnteDank" widmet.
» Infos: www.miteinander.at
Quelle: Kathpress