Einem Wort des Schriftstellers Elias Canetti zufolge besteht die größte Anstrengung des Menschen darin, "sich nicht an den Tod zu gewöhnen": Er ist unausweichlich, dennoch will niemand wahrhaben, dass er sterben wird. Alles beginnt mit einem ersten Atemzug - aber es endet auch mit einem solchen. An diese bittere Wahrheit erinnert Allerheiligen & Allerseelen.
Wo immer der Tod dem Menschen zu nahe kommt, wird sogleich nach Erklärungsmustern, nach Gründen und Anlässen gesucht. Wer indes tiefer gräbt, wer sich der Nacht aussetzt, "die kein menschliches Licht erhellt" (Max Horkheimer), der kommt rasch an denkerische Weggabelungen. Die breiten Wege führen dabei in die Kirchen oder aber in einen achselzuckenden Agnostizismus.
Auf dem Marktplatz der "Kontingenzbewältigungsangebote" sind Religionen noch immer ein "big player", der mit reicher Tradition und der Kraft des Evangeliums den "Tod des Todes" (Egon Kapellari) verkündet. Aber auch die agnostizistische Gleichgültigkeit, die oftmals in banale Diesseits-Attitüden mündet, erfreut sich großer Beliebtheit.
Allerheiligen & Allerseelen führt nicht in erster Linie den eigenen Tod vor Augen, sondern es führt an den äußersten Punkt der Verzweiflung, den Tod des Anderen, vor dessen Grab man sich einfindet.
Was hat die biblische Tradition den an Trauer zu ersticken Drohenden tröstendes zu bieten? Billiger Trost kann es nicht sein, zu schmerzhaft verletzt der Stachel des Todes die Seele noch des überzeugtesten Gläubigen. Mehr noch: Wo immer man dem Tod des Anderen zu nahe kommt, wird das eigene Leben zum beschädigten Leben, zum nurmehrigen Über-Leben, das sich seiner ständigen Abschiedlichkeit bewusst wird.
Allerheiligen & Allerseelen führt somit nicht in erster Linie den eigenen Tod, die eigene Sterblichkeit vor Augen, sondern es führt an den äußersten Punkt der Verzweiflung, den Tod des Anderen, vor dessen Grab man sich einfindet. Der russische Religionsphilosoph Leo Schestow brachte es 1938 auf den Punkt, als er formulierte: "Gott sagen heißt, dem Tod widerstehen." Der Tod - er verleiht dem Denkenden "neue Augen". Das "Memento Mori", das Eingedenken des Todes, ist damit zugleich Einspurch gegen eine kalte Gleichgültigkeit gegenüber den Zeitläuften.
Der Gedanke, dass die Nacht, die kein menschliches Licht erhellt, auch von keinem göttlichen durchdrungen wird, ist ungeheuerlich. (Max Horkheimer)
Wer heute nicht mehr bereit und fähig sein mag, kirchlichen Trostzuspruch in der Not und Dunkelheit des Todes zu verstehen, dem sei als "Strohhalm der Hoffnung" folgender Satz Horkheimers ans Herz gelegt: "Der Gedanke, dass die Gebete der Verfolgten in höchster Not, dass die der Unschuldigen, die ohne Aufklärung ihrer Sache sterben müssen, und dass die Nacht, die kein menschliches Licht erhellt, auch von keinem göttlichen durchdrungen wird, ist ungeheuerlich". Diese Hoffnung, so notierte er, ist vielleicht das einzige, das ihn angesichts der Verzweiflung davon abhält, "hier alles dem Erdboden gleichzumachen".
von Henning Klingen
Kathpress/Katholisch.at
Mariä Himmelfahrt
Christi Himmelfahrt
Der Zahl "40" kommt innerhalb der Bibel eine besondere Bedeutung zu: 40 Tage dauerte die Sintflut, ebenso lang zog sich Jesus in die Wüste zurück; 40 Jahre dauerte die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und 40 Tage war Mose auf dem Berg Sinai. Auch innerhalb des österlichen Festkreises hat die Zahl "40" eine besondere Bedeutung. So beginnt mit dem Aschermittwoch die 40tägige Fastenzeit, die - abzüglich der Sonntag - mit Ostern endet.
Der Christi-Himmelfahrtstag wiederum folgt 40 Tage nach Ostern. An ihm feiert die Kirche das Gedächtnis der Aufnahme Christi in den Himmel. Biblisch geht es zurück auf die Apostelgeschichte und die dort berichtete Erfahrung der Jünger, dass Jesu Sterben am Kreuz nicht den endgültigen Tod bedeute: "Den Aposteln erwies er sich nach seinem Leiden auch durch viele Beweise als lebendig, indem er ihnen während vierzig Tagen erschien und über das Reich Gottes redete." (Apg 1,3)
Weiters berichtet das Lukas-Evangelium (Lk 24,50-52):
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück.
Der Evengelist schildert Auferstehung und Erhöhung Jesu wie zwei Seiten einer Medaille. Die Erhöhung schildert Lukas im mythologisch aufgeladenen Bild einer "Himmelfahrt". Mit diesem Bild greift er auf das jüdische Motive der "Entrückung" (2 Könige 2,1-18; Genesis 5,24) zurück.
Kirchengeschichtlich lässt sich das Fest Christi Himmelfahrt bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis dahin wurde es zusammen mit dem heute neun Tage später begangenen Pfingstfest gefeiert. Um 370 - vermutlich rund um das 1. Konzil von Nicäa - setzte sich der Brauch durch, entsprechend der Chronologie des Lukas den 40. Tag nach Ostern als eigenständiges Fest zu begehen, wodurch zur 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern eine gewisse Entsprechung hergestellt wurde.
Im Brauchtum werden die drei Tage vor Christi Himmelfahrt als sogenannte "Bittage" begangen - eine Tradition, die in diesem Jahr z.B. auch im Stephansdom wiederbelebt wurde. Ein ausgeprägtes Brauchtum kennt das Fest nicht, jedoch gibt es regional verschiedene Eigenarten.
Auf Christi Himmelfahrt folgt eine neuntägige Vorbereitszeit auf das Pfingstfest.
Besonderes Brauchtum in Kärnten Im Brauchtum werden die drei Tage vor Christi Himmelfahrt als sogenannte "Bittage" begangen - eine Tradition, die in diesem Jahr z.B. auch im Stephansdom wiederbelebt wurde. Ein ausgeprägtes Brauchtum kennt das Fest nicht, jedoch gibt es regional verschiedene Eigenarten wie etwa Prozessionen durch Felder oder Weinberge, bei denen für eine gute Ernte gebetet wird.
Ein besonderes Brauchtum gibt es indes in einigen Kärntner Pfarren. So wird dort das "Engele Auftanzen" (auch "Engerle Aufziehen" oder "Heiland Aufziehen" genannt) zelebriert, bei dem es um eine Visualisierung der Himmelfahrt geht. Dazu wird - wie etwa in der Pfarre Zedlitzdorf - nach dem Evangelium eine hölzerne Christusstatue, begleitet von zwei Engeln mit brennenden Kerzen in den Händen, an einem dünnen Strick durch das "Heiliggeistloch" auf den Kirchenspeicher gezogen. In anderen Pfarren schweben Engel-Figuren während des Gottesdienstes herab und heben eine Christusfigur in die Höhe.
Karwoche
Christen in aller Welt gedenken in der Karwoche und zu Ostern der Botschaft vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu Christi. Ostern fasst das Fundament des christlichen Glaubens zusammen: So stellt das Gedächtnis an Leiden, Tod und Auferstehung Christi den Höhepunkt des Kirchenjahres dar. Ostern ist damit das wichtigste und höchste Fest der Christenheit.
Die Karwoche - das Wort wird aus dem althochdeutschen "kara" oder "chara" für Klage, Kummer, Trauer abgeleitet - wird in anderen Sprachräumen u. a. auch "Heilige Woche", "Holy Week", "Semaine sainte" oder "Settimana Santa" genannt.
Die eigentliche Vorbereitung auf Ostern beginnt am Palmsonntag. Palmen galten im alten Palästina als Zeichen der Königswürde und des Friedens. In der Karwoche werden zunächst in der Chrisam-Messe jene Öle geweiht, die das ganze Jahr über bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen und Priesterweihen verwendet werden. Schon in der Heiligen Schrift steht das Öl für Gesundheit, Lebensfreude, Kraft und Frieden.
Mit dem Gründonnerstag beginnen die "heiligen drei Tage". Der Name Gründonnerstag geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche Wort "Greinen" oder "Grienen" zurück, was so viel wie "wehklagen" bedeutet. An diesem Tag wurden die Sünder, die Buße geleistet hatten, die "Greinenden", wieder in die Gemeinde aufgenommen. Manche Forscher verweisen aber auch darauf, dass der Gründonnerstag seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten nach Buße und Vergebung wieder zur Kommunion zugelassen (also wieder "grünendes Holz" am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31) waren.
Schweigen und verhüllen
Die Abendmesse am Gründonnerstag erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem er das Priestertum und die Eucharistie einsetzte. Als Zeichen der dienenden Liebe wusch Jesus vor dem Mahl seinen Jüngern die Füße. Diesen Brauch, der seit dem Konzil von Toledo 694 bekannt ist, wiederholen am Gründonnerstag bis heute in vielen Kirchen Priester oder Bischöfe. Als Ausdruck der Trauer verstummen während der Messe Orgel und Glocke und schweigen bis zur Osternacht. Weiteres Zeichen der Anteilnahme am Leiden Christi ist die Verhüllung von Kreuz und Altar. Und in vielen christlichen Gemeinden werden bis zum Karfreitag Nachtwachen gehalten.
Für evangelische Christen ist der Karfreitag der höchste Feiertag des Jahres. Die katholische Kirche wiederum kennt am Karfreitag wie auch am Karsamstag keine Eucharistiefeier. Der Karfreitag ist neben dem Aschermittwoch der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fasttag gilt. Zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr versammeln sich die Katholiken zu einem Gottesdienst, der sich von allen anderen Feiern während des Jahres unterscheidet. Im Mittelpunkt steht die Kreuzverehrung sowie das Fürbittgebet für die Kirche und die ganze Welt. Der Karsamstag ist der stillste Tag im Kirchenjahr. An diesem Tag verweilt die Kirche am Grab des Herrn, betrachtet seinen Abstieg in das Reich des Todes und erwartet seine Auferstehung.
Stationen der Karwoche
Palmsonntag
Die eigentliche Vorbereitung auf Ostern beginnt am Palmsonntag. Palmen galten im alten Palästina als Zeichen der Königswürde und des Friedens. In der Karwoche werden zunächst in der Chrisam-Messe jene Öle geweiht, die das ganze Jahr über bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen und Priesterweihen verwendet werden. Schon in der Heiligen Schrift steht das Öl für Gesundheit, Lebensfreude, Kraft und Frieden.
Gründonnerstag
Am Gründonnerstag steht die Botschaft vom letzten Abendmahl Jesu mit seinen zwölf Jüngern im Mittelpunkt. Auf dieses Abendmahl geht auch das Sakrament der Eucharistie zurück. Nach dem Abendmahl, so berichtet es das Evangelium, wurde Jesus verraten und von der römischen Besatzungsmacht festgenommen. In der Nacht von Donnerstag auf den Karfreitag halten manche Pfarren daher eine Nachtwache vor dem Grab Jesu oder eine durchgehende Anbetung. Die Bezeichnung Gründonnerstag kommt übrigens vom Mittelhochdeutschen "gronan" (weinen, greinen).
Karfreitag
Am Karfreitag wird des Todes Jesu gedacht. Kar bedeutet dabei Klage. Dem Evangelium zufolge endete Jesu Leben mit seiner Hinrichtung durch das Kreuz. Der Karfreitag ist damit der "unglaublichste" Moment im Christentum - nämlich jener des Todes desjenigen, den Christen als Sohn Gottes anbeten. Um 15 Uhr - der Todesstunde Jesu - wird in besonderer Form des Todes gedacht - etwa durch einen Kreuzweg. Schon seit dem frühen Mittelalter hat dieser besondere, dunkle Tag auch die Kunst inspiriert und etwa die Passionen (etwa jene von J.S. Bach) hervorgebracht.
Karsamstag
Der Karsamstag gilt als Tag der Grabesruhe. Es ist - mit dem Karfreitag - der einzige Tag im ganzen Jahr, der keine Eucharistie kennt. Der Karsamstag ist der liturgische Trauertag, ein ruhiger Tag. In manchen Kirchen können die Gläubigen das in den Kirchen aufgestellte Grab Jesu besuchen. Dabei handelt es sich um Nachbildungen der Grabarchitektur der Jerusalemer Grabeskirche. In den Pfarren werden Gebetsstunden für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten.
Die Karwoche endet schließlich mit der Osternacht bzw. der Auferstehungsfeier - zumeist in gefeiert in Form von Gottesdiensten in der Nacht auf den Ostersonntag. Sie symbolisiert - etwa in Form der in der Feier entzündeten Osterkerze - den Sieg Gottes über den Tod. Die Osternachtfeier ist der liturgische Höhepunkt des Kirchenjahres. Die Lesungen aus der Bibel erinnern an die jüdischen Wurzeln des Christentums, wie den Auszug Mose aus Ägypten, und erzählen die Schilderung der Frauen und Jünger vom leeren Grab.
Zuletzt bearbeitet am 7. April 2017
Pilgern
"Was das Herz berührt, setzt die Füße in Bewegung." Dieses Sprichwort aus Ruanda gilt auch für viele Menschen, die hierzulande eine Wallfahrt unternehmen oder als Fußpilger aufbrechen. Ihre Zahl stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Dabei werden sie von den verschiedensten Motiven geleitet. Zumindest ein Motiv aber teilen alle: Wer pilgert oder wallfahrtet, sucht mehr als körperliche Betätigung und Bewegung im Freien. Er reiht sich ein in eine jahrtausendealte Tradition, die sich in allen Kulturen finden lässt, und beginnt den Weg in der Gewissheit, dass er verändert ankommen wird. Pilger und Wallfahrer berichten: "Der Weg macht etwas mit mir."
Es ist mehr als ein Trend. Denn im Vergleich zu einer vorübergehenden Modeerscheinung hält der Pilgerboom schon sehr lange an. So hat man etwa europaweit in den 1990er Jahren damit begonnen, das wohl berühmteste Pilgerwegenetz – jenes der ganz Europa durchziehenden und schließlich im spanischen Santiago de Compostela endenden Jakobswege – wiederzubeleben. An Menschen, die sich auf den Weg zum Grab des Apostels Jakobus machen, mangelt es nicht: Rund 200.000 zählte die offizielle Statistik allein im vergangenen Jahr.
Pilgerland Österreich
Doch auch Österreich erfreut sich als Pilgerland wachsender Beliebtheit. Seit über 850 Jahren suchen Menschen auf der Via Sacra, dem ältesten Pilgerweg nach Mariazell, Ruhe, Einkehr, Besinnung. Insgesamt führen sieben Wege zur Magna Mater Austriae, dem wichtigsten Marienheiligtum Zentraleuropas. P. Karl Schauer, Superior der Basilika von Mariazell, schätzt, dass jährlich rund eine Million Menschen auf diese Weise in den kleinen steirischen Ort strömt.
Heute führen die verschiedenen Strecken des Hemmapilgerweges aus Kärnten, der Steiermark und Slowenien Menschen zur Kärntner Landesheiligen. Großer Beliebtheit erfreute sich auch immer die Route von Regensburg nach St.Wolfgang. Der 270 Kilometer lange Wolfgangweg bringt seit dem Mittelalter Menschen zum Hauptverehrungsort des heiligen Bischofs Wolfgang. Doch Pilgerwege machen nicht an Landesgrenzen Halt. Bestes Beispiel dafür ist die Via Nova, der sogenannte Europäische Pilgerweg. Insgesamt 680 Kilometer sind auf ihm in Deutschland, Österreich und Tschechien zu "erwandern". Salzburg und Bayern verbindet aber auch der St. Rupert Pilgerweg. Salzburg erweist sich überhaupt als wahrhaftes Paradies für Wanderfreudige. Über die bereits genannten Wege hinaus laden dort auch der Leonhardsund der Pinzgauer Marienweg dazu ein, sich auf den Weg zu machen.
Glaube geht
Doch nicht alle Wege, die von Pilgern begangen werden, müssen über eine lange Geschichte als Pilgerwege verfügen: So entstand etwa der Gründerweg, der auf 190 Kilometern ausgehend vom Benediktinerstift St. Lambrecht nach Mariazell führt, erst im Jahr 2006. Mit ihm gemein hat der Benediktweg nicht nur, dass man sich bei beiden auf benediktinisch geprägte Pfade begibt. Auch der Benediktweg, der von Spital am Pyhrn über die Klöster Seckau und St. Paul bis nach Slowenien reicht, gehört mit seiner Errichtung im Jahr 2009 zu den jüngsten seiner Art.
Kärnten hat aber auch noch mit anderen Routen aufzuwarten. Neben dem 266 Kilometer langen Marienpilgerweg, der durch das südlichste Bundesland führt, findet ein anderer dort sein Ziel – der Weg des Buches. Hier begibt man sich auf alte Pfade von Bibelschmugglern und durchquert Österreich in der Nord-Süd-Achse von Passau bis an die slowenische Grenze bei Agoritschach. So warten insgesamt über 3.500 Kilometer Pilgerwege allein in Österreich darauf, erkundet zu werden.
Pilgern versus wallfahren
Ob man "pilgert" oder "wallfahrtet", ist dabei weniger eine Frage der gewählten Strecke als vielmehr eine Frage der Historie und der Praxis. "Vereinfacht gesagt, ist das Wallfahren etwas typisch Katholisches, während Pilgern eine ökumenische, ja sogar interreligiöse Art der Fortbewegung darstellt", verrät Pilger- Experte Anton Wintersteller. Wer sich auf eine Wallfahrt begibt, kann dies zu Fuß, mit Auto oder Bus oder auch per Flugzeug machen. Charakteristisch dafür sind eher kürzere Distanzen sowie Rituale und Formen wie das Rosenkranzgebet und der Empfang von Sakramenten, die meist im gemeinschaftlichen Vollzug die Wallfahrt umrahmen.
Im Unterschied dazu versteht Wintersteller Pilgern als ein Phänomen, das "offen und in allen Kulturen zu finden ist". Es geschieht allein oder in Gruppen und kennt kaum rituelle Vorgaben. Pilger begeben sich meist auf längere Wege, sind wochen- oder monatelang unterwegs und erwarten sich dabei nicht zuletzt persönlich bereichernde spirituelle Erfahrungen.
Spiritualität des Pilgerns
Die Einteilung sei grob und solle keinesfalls das Verbindende überdecken, so Wintersteller. "Pilger und Wallfahrer haben gemeinsam, dass sie ein Ziel haben." Denn: "Nicht der Weg ist das Ziel." Als Pilger weiß Wintersteller selbst, dass "man gern auf alten Spuren geht", die aber heute oft neue Botschaften brauchen. Pilgern könne so als Sinnbild unseres Lebens verstanden werden und werde dementsprechend auch nicht an Anziehungskraft verlieren. Denn für den Lebens- wie auch für den Pilgerweg gilt, dass Menschen sich dabei aufmachen und ein Ziel vor Augen haben: Jesus Christus.
Krankheit, Leid und Belastungen sind Teil jedes menschlichen Lebens und Ausdruck unserer Geschöpflichkeit und Sterblichkeit. Diese Erfahrungen hat die Kirche - dem Schicksal Jesu Christi folgend - im Licht des Glaubens gedeutet. Sie spricht dem Menschen im Sakrament der Krankensalbung Stärkung, Heilung und die Kraft zur Bewältigung schwieriger Situationen zu.
Ihren biblischen Ursprung hat die Krankensalbung im Jakobusbrief:
"Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten [Priester] der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben." (Jak 5,14-15)
Das Sakrament der Krankensalbung kann jedem/r Gläubigen gespendet werden, der/die aufgrund von Krankheit, Unfall oder Altersschwäche in Gefahr gerät. Damit hat die Krankensalbung nichts mehr mit der sogenannten „Letzten Ölung" zu tun, die lange Zeit als letzte Stärkung ausschließlich im Angesicht des Todes verstanden wurde.
Die Feier
Der Priester salbt Stirn und Hände des Kranken mit heiligem Öl. Dabei spricht er folgende Worte:
"Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen; er stehe dir bei in der Kraft des Heiligen Geistes: Der Herr, der dich von deinen Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen."
In vielen Pfarren werden zusätzlich sogenannte Krankenfeste veranstaltet, bei denen Kranke dieses Sakrament empfangen können. In Krankenhäusern gibt es meist Spitalseelsorger, die den PatientInnen das Sakrament vor Ort spenden können - fragen Sie in diesem Fall das Pflegepersonal nach der zuständigen Kontaktperson.