Die ägyptische Hafenstadt Alexandrien war in den ersten Jahrhunderten eines der wichtigsten Zentren des Christentums. Aus dieser Ortskirche heraus entstand (u.a.) die Koptische Kirche. Die Tradition geht davon aus, dass die Gründung der koptisch-orthodoxen Kirche direkt mit dem Evangelisten Markus verbunden ist, der in Ägypten missionierte. Die Koptische Kirche ist heute die mit bis zu zehn Millionen Gläubigen in Ägypten die mit Abstand größte einheimische Kirche im arabischen Raum. Zu den Gläubigen in Ägypten kommen noch einmal geschätzte eineinhalb Millionen Kopten in aller Welt (Diaspora). Das Oberhaupt der Koptischen Kirche trägt den Titel Papst-Patriarch. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in Kairo.
Die bis zu 1,5 Millionen Diaspora-Kopten verteilen sich fast auf die ganze Welt. Koptische Diözesen gibt es in ganz Westeuropa, in den USA und in Australien. In Österreich gibt es rund 10.000 Kopten. Die meisten leben im Großraum Wien, es gibt aber auch Gemeinden in den Bundesländern. Die koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich zeichnet sich vor allem durch eine intensive Jungendarbeit aus. Ein Kloster in Niederösterreich rundet das Bild ab und verdeutlicht, dass die Kopten in Österreich eine neue Heimat gefunden haben. Für Deutschland wird die Zahl der Kopten auf 12.000 geschätzt, in der Schweiz soll es nur rund 1.000 Kopten geben.
Die Bezeichnung „Kopten“ leitet sich vom Wort „aigyptios“ ab, mit dem in der Antike die in Ägypten ansässigen Griechen die Einheimischen bezeichneten. Die koptische Sprache, die auf das alte Ägypten zurück geht, wird heute im Alltag längst nicht mehr gesprochen, aber nach wie vor in der Liturgie verwendet. Und auch im Bildungsbereich genießt sie nach wie vor große Bedeutung, vergleichbar dem Lateinischen in der Katholischen Kirche. In der Liturgie wird neben dem Koptischen freilich inzwischen (in Ägypten) auch Arabisch verwendet und in den Diasporaländern zum Teil auch schon die jeweilige Landessprache. Die Kopten trugen in den vergangenen Jahrhunderten auch wesentlich dazu bei, ein christliches Schrifttum in arabischer Sprache zu sammeln.
Alexandria war in den ersten Jahrhunderten eines der großen theologischen Zentren der Christenheit. Die Theologenschule von Alexandria bestimmte maßgeblich die kirchliche Lehre der ersten Jahrhunderte. Die Stadt brachte überragende Bischöfe und Theologen wie etwa Clemens von Alexandrien (+um215) oder Origenes (+254) hervor. Alexandria spielte freilich auch im 5. Jahrhundert, als es zu den ersten dramatischen Kirchenspaltungen kam, eine dominierende Rolle.
Von den meisten Bischöfen, Theologen und Gläubigen in Ägypten wurden die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) abgelehnt. Nur eine Minderheit – vorrangig griechisch-sprechende Gläubige - stimmten dem Konzil zu. Aus diesem Teil der Kirche wurde das byzantinisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandrien.
Die große Mehrheit – die Kopten – lehnten die Beschlüsse ab und trennten sich so in gewisser Weise von der Großkirche. Dann kam es zur muslimischen Eroberung Ägyptens im 7. Jahrhundert. Fortan standen die Christen in Ägypten unter muslimischer Herrschaft. Viele konvertierten im Laufe der Jahrhunderte zum Islam; wer Christ blieb, war fortan Bürger zweiter Klasse im Land. Zeiten der Verfolgung wechselten mit Zeiten relativer Freiheit ab. Ein Auf und Ab, das bis heute anhält.
Eine ganz wesentliche Säule der koptischen Kirche ist das Mönchtum. In Ägypten nahm es im 3./4. Jahrhundert für die gesamte Christenheit ihren Anfang und für die koptische Kirche hat es bis heute eine überragende Bedeutung. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Klöster, gerade auch in Zeiten der Verfolgung, zu wichtigen geistlichen, sozialen und wirtschaftlichen Zentren des Landes. Und sie sind es – nach einer wechselvollen Geschichte – bis heute geblieben.
Wesentliche Merkmale der koptischen Frömmigkeit sind eine intensive Marien- und Heiligenverehrung, wobei vor allem die Märtyrer für das Leben der Kirche eine herausragende Rolle spielen. Und leider gibt es auch heute noch unzählige Kopten, die Opfer von islamistischen Terroranschlägen werden.
Eine für westliche Verhältnisse ungewohnte Besonderheit ist die Bedeutung, die der Heiligen Familie in Ägypten zukommt. Die biblische Überlieferung, wonach Josef mit Maria und dem Jesuskind vor König Herodes nach Ägypten floh und dort für einige Zeit lebte, begegnet einem in den kirchlichen Stätten in Ägypten auf Schritt und Tritt. Es gibt zahlreiche Kirchen und Wallfahrtsorte, die an Stätten errichtet wurden, wo die Heilige Familie verweilt sein soll. Ägypten ist durch diese Tradition ganz wesentlich auch Teil des „Heiligen Landes“.