IDie Chaldäisch-katholische Kirche ist im 16. Jahrhundert aus der Assyrischen Kirche des Ostens hervorgegangen. Sie ist heute in etwa gleich groß wie diese, zählt weltweit also bis zu 500.000 Gläubige. (Laut anderen Angaben sollen es bis zu einer Million Kirchenmitglieder sein.) Der Sitz des Patriarchen befindet sich in Bagdad (Irak), ein großer Teil der Gläubigen lebt aber in den USA, Westeuropa und Australien. Im Nahen Osten gibt es bedeutende chaldäische Gemeinden im Irak, Syrien, dem Libanon und im Iran.
In der Chaldäischen Kirche wird (wie auch in der Assyrischen Kirche) der ostsyrische Ritus verwendet. Liturgiesprache ist Syrisch (Aramäisch), oft aber auch in Kombination mit Arabisch. Aufgrund der Union mit der Römisch-katholischen Kirche haben in den vergangenen Jahrhunderten auch lateinische Elemente Eingang in die Liturgie gefunden.
Seit dem 13. Jahrhundert gab es Kontakte zwischen der katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche, als Dominikaner und Franziskaner in Mesopotamien missionierten. Damals war es auch möglich, dass die katholischen und assyrischen Priester gemeinsam Gottesdienst feierten. Einige assyrische Bischöfe gingen auch damals schon Unionen mit Rom ein, die aber immer nur lokal und zeitlich begrenzt waren.
Im 15. Jahrhundert setzte sich in der Assyrischen Kirche die Tradition durch, dass das Amt des Katholikos vom Onkel auf den ältesten Neffen vererbt wird. Und das war ein ständiger Grund für Zwistigkeiten und Ärgernisse. 1552 wählten unzufriedene Bischöfe den Mönch Yuhannan Sulaqa zum Gegenpatriarchen. Dieser suchte die Nähe zu Rom und wurde schließlich von Papst Julius III. zum „Patriarchen der Chaldäer“ ordiniert. Das gilt, wenn man so will, als die offizielle Geburtsstunde der Chaldäisch-katholischen Kirche.
Die folgenden 250 Jahre waren von ständigen Spannungen zwischen der Assyrischen und Chaldäischen Kirche geprägt. Und auch die Union mit Rom war immer wieder in Diskussion. Eine Stabilisierung der Lage erfolgte ab 1830: Papst Pius VIII. bestätigte in diesem Jahr das Chaldäische Patriarchat.
Wie für alle Christen in der Region war auch für die Chaldäer der Genozid im Osmanischen Reich (1915/18) eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. Zigtausende Gläubige der kleinen Kirche wurden ermordet, noch mehr vertrieben.
Bis heute steht die Chaldäische Kirche für eine besonders leidgeprüfte Kirche. Die Kriege im Irak und in Syrien haben auch in den letzten Jahren zigtausende Chaldäer zu Flüchtlingen und Migranten gemacht.
In Deutschland zählt die Chaldäische Kirche rund 10.000 Gläubige in einigen Gemeinden. In Österreich gibt es eine große Gemeinde in Wien, für die Schweiz gibt die Chaldäische Kirche rund 1.000 Gläubige an. Alle Chaldäer in Europa sind in einer Diözese vereint. Der Bischof hat seinen Sitz in Schweden.
Die bedeutendste Kirche im Land ist die Chaldäisch-katholische (67%). Weitere einheimische Kirche sind die Kirche des Ostens (20%), die Syrisch-orthodoxe und Syrisch-katholische Kirche (zusammen 10%), sowie die Armenisch-apostolische und Armenisch-katholische. Dazu kommen noch einige wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der Römisch-katholischen oder auch von Kirchen der reformatorischen Tradition.
Die religiöse Vielfalt im Irak ist groß, denn neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten im Land: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Die irakische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Andererseits ist genauso festgeschrieben, dass kein Gesetz dem Islam widersprechen darf. Das führt in der Praxis immer wieder zu Problemen und Diskriminierung der Minderheiten.
Für den chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako I. hängt die Zukunft des Irak davon ab, ob es gelingt, einen Bewusstseinswandel herbeizuführen, wonach nicht mehr religiös-ethnische Zugehörigkeiten im Land dominieren, sondern alle Iraker als gleichberechtigte Bürger ihres Landes gelten. Dazu braucht es auch eine Änderung der Verfassung und neue politische Spielregeln.