Am 11. November gedenken die Christen des heiligen Martin. Die nach ihm benannten Umzüge erinnern an die Legende, nach der Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte.
BIographie
Geboren vor 1.700 Jahren, um 316/17 im heutigen Szombathely (Steinamanger) in Pannonien/Ungarn, verbrachte Martin seine Jugend als Soldatensohn im italienischen Pavia. Schließlich selbst Soldat geworden, diente er als Offizier in einer römischen Eliteeinheit. Eine Episode, ein kurzer Schlüsselmoment, machte ihn weltberühmt: Vor den Toren von Amiens zerschnitt er mit dem Schwert seinen Mantel und teilte ihn mit einem Bettler, der ohne ihn erfroren wäre. In der Nacht darauf erschien ihm Christus - in der Gestalt des Bettlers, wie um zu sagen: "Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan."
Bald darauf empfing Martin die Taufe und bat den Kaiser in Worms, aus dem Militärdienst ausscheiden zu dürfen. Dieser warf ihm vor, Feigheit vor dem Feind statt Liebe zu Gott sei sein Motiv. Doch am Ende durfte Martin gehen. Er wurde Schüler des berühmten Bischofs Hilarius von Poitiers, empfing von ihm die Priesterweihe und gründete um 360 als Einsiedler im nahe gelegenen Ligugé das erste Kloster Galliens.
Von dort müssen sich in den zehn folgenden Jahren große Taten herumgesprochen haben. Denn als die Bürger des 100 Kilometer entfernten Tours einen neuen Bischof brauchten, wollten sie niemand anderen als den Einsiedler aus Poitiers. Der wollte zwar nicht, doch die (Martins-)Gänse sollen ihn in seinem Versteck verraten haben. Seit Juli 372 Bischof wider Willen, lebte Martin dort weiter im Kloster.
Ausklang zum Martinsjahr (Veranstaltungen und Gottesdienste)
Kardinal Christoph Schönborn leitet am Freitag (11. November), dem Fest des Hl. Martin von Tours, den Abschluss des Martins-Jubiläumsjahres in Pannonhalma bei Györ. Die Martins-Basilika der Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma, in der u.a. das Herz Otto von Habsburgs beigesetzt ist, ist eine der wichtigsten Pilgerziele in Ungarn. In der Abtei wurde 2015/16 ein Festjahr zu Ehren des Klosterpatrons Martin von Tours abgehalten, der vor 1.700 Jahren im benachbarten Szombathely (Savaria) geboren wurde und der Legende nach in Pannonhalma eine Zeit lang ein Missionsstation geleitet hat. Das Pontifikalamt mit dem Wiener Erzbischof, der direkt von der Bischofskonferenz in Eisenstadt anreist, beginnt um 10.30 Uhr. Bereits am Vortrag, 10. November, findet um 20.15 Uhr eine festliche Vigil statt.
Ebenfalls am 10. November veranstaltet die Ungarische Bischofskonferenz in Budapest eine Festakademie zu Martin von Tours im Parlament, an der Abgeordnete mehrerer Parteien teilnehmen. Ungarns in die Regierung eingebundene Christdemokraten sind bei den Martinsfeiern zwar sehr präsent, tragen allerdings auch den - im Westen heftig kritisierten - Anti-Flüchtlingskurs von Ministerpräsident Viktor Orban mit. Zuletzt scheiterte Orban jedoch mit seiner angestrebten Verfassungsänderung gegen die Aufnahme von Asylwerbern. Er wollte die Verfassung des Landes ändern, um sicherzustellen, dass eine "kollektive Ansiedlung von Ausländern in Ungarn gegen den Willen des Volkes" nicht möglich ist. Die Orban-Regierung will möglichst keine Flüchtlinge im Land aufnehmen und schottet sich mit Zäunen an seinen Südgrenzen gegen sie ab.
In der ungarischen Geburtsstadt des Hl. Martin von Tours, Szombathely/Savaria, beginnt am 11. November eine Festwoche (Martinswoche). Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm läuft während der ganzen Woche. Das Festhochamt in der Kathedrale leitet am Samstag, 12. November, der Erzbischof von Kalocsa-Kecskemet, Balazs Babel.
Feiern auch in Süddeutschland
Mit einem Festakt und einem Gottesdienst wird am Freitag auch in der württembergischen Gemeinde Weingarten das Gedenkjahr an den heiligen Martin von Tours abgeschlossen. Am Vormittag stellt der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst zudem ein Buch vor, dass den Heiligen als "Leitfigur für ein humanes Europa und die Zukunft des Christentums" beschreibt. Am Sonntag überträgt das ZDF den Fernsehgottesdienst live aus dem Rottenburger Dom. Martin ist Patron der schwäbischen Diözese.
Das knapp 250-seitige Buch aus dem Schwabenverlag befasst sich mit dem im Jahr 316 in Szombathely geborenen Heiligen. Beschrieben wird er darin als Symbolfigur Europas. Fachleute widmen sich den verschiedenen Facetten der Person, etwa der historischen Figur oder der Darstellung des Heiligen in der Kunst.
Vor rund zehn Jahren widmete der Europarat dem Heiligen einen ersten Kulturweg. In diesem Jahr wurde die sogenannte Mittelroute des Pilgerwegs eröffnet, die von Pannonhalma über Szombathely, Burgenland, Nieder- und Oberösterreich, Deutschland und Luxemburg nach Frankreich führt. Alle Wege sind an bordeauxroten Tafeln mit einem gelben Kreuz und dem Signet des Europarates zu erkennen.
In Europa sind mehr als 3.000 Pfarren und Orte nach dem Heiligen benannt. Begangen wurde das Jubiläum vor allem in Ungarn und Frankreich, aber auch im Burgenland. So fanden neben Gottesdiensten und Wallfahrten auch Ausstellungen, Konzerte und Kongresse statt.
Von Marmoutier am gegenüberliegenden Loire-Ufer aus unternahm er Missionsreisen. Mehrfach hielt er sich in kirchenpolitischen und theologischen Angelegenheiten beim Kaiser in Trier und Mainz auf. Auch Wunderheilungen, etwa in Paris oder 386 in Trier, sind überliefert. Vor allem aber setzte sich Martin für Schwächere ein, für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit - auch wenn er dafür Härten wie eine Protestnacht im Freien auf sich nehmen musste.
Martin starb am 8. November 397 in Candes, müde und 81-jährig, während eines Pfarrbesuchs in Candes am Loire-Ufer. Zwei der mächtigsten Bischöfe der Zeit, Severin von Köln und Ambrosius von Mailand, sollen an Martins Tod gleichsam direkten Anteil genommen haben: Der eine hörte buchstäblich die Engel im Himmel singen; der andere schlief mitten in der Messe ein. Die Rückführung des Leichnams von Candes über Langeais bis nach Tours, gut 50 Kilometer, dauerte drei Tage, die Beisetzung erfolgte am 11. November.
BRAUCHTUM und traditionen
"Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir": Landauf, landab ziehen in diesen Tagen kleinere und größere Menschen mit bunten Laternen hinter einem als römischem Soldaten verkleideten Reiter und seinem Pferd her. Die Umzüge erinnern an eine der wohl populärsten Figuren der katholischen Kirche: den heiligen Martin.
Die Kinder singen Martinslieder, um etwa einen "Weckmann" oder "Stutenkerl" zu erhalten. Dieser Brauch geht auf den Beginn der früher üblichen sechswöchigen vorweihnachtlichen Fastenzeit zurück.
Die oft an diesem Datum verzehrte Martinsgans erinnert an die Legende, nach der sich der Heilige in einem Gänsestall versteckte, um seiner Wahl zum Bischof durch das Volk zu entgehen. Die schnatternden Tiere verrieten ihn jedoch. Andere Martinsbräuche wie Feuer und Fackelzug sind nichtchristlichen Ursprungs.
Die Benediktiner-Erzabtei von Pannonhalma in Ungarn pflegt seit über 1.000 Jahren das Gedenken an den heiligen Martin. Der Bischof der spätrömischen Ära wurde 996 von Ungarns Fürst Geza zum Schutzpatron der ersten Abtei des Landes gewählt. Überdies ist er der Schutzheilige der Ungarischen Benediktinerkongregation.
Eine lebendige Tradition besagt, dass Pannonhalma der Ort der Berufung des Heiligen gewesen sei. Die Hartwiglegende aus dem 12. Jahrhundert hält dazu fest: "An jenem Ort, auf dem Heiligen Berg, wo sich der heilige Martin einen Platz zum Beten ausgesucht hat, ließ Stefan, Ungarns erster König, ein Kloster bauen." Die Abtei trägt seitdem den Namen des heiligen Bischofs.
Martinsjahr
Mit großen Feiern begann im November 2015 das Jubiläumsjahr des heiligen Martin in der westungarischen Stadt Szombathely und in der Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma-Martinsberg. Das Festjahr geht diesen November 2016 zu Ende. Anlass des Festjahrs ist der "runde Geburtstag" des Heiligen: Martinus (Martin von Tours) wurde vor 1.700 Jahren im römischen Savaria, dem heutigen Szombathely, geboren. Der spätere Bischof von Tours ist auch Diözesanpatron von Szombathely (aktuelle Gottesdienste und Veranstaltungen entnehmen Sie bitte dem Klapptext weiter oben).