Christen in aller Welt gedenken beim Osterfest und der vorangehenden Karwoche der Botschaft vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu Christi. Das Gedächtnis an Leiden, Tod und Auferstehung Christi ist der Höhepunkt des Kirchenjahres, es ist das wichtigste und höchste Fest der Christenheit. In seinem Kern steht die Botschaft, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", wie es im Erwachsenen-Katechismus heißt. Mit dem Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu von den Toten, beginnt schließlich die 50-tägige österliche Freudenzeit ("Osterzeit"), die bis Pfingsten andauert.
Die Evangelien als biblische Quellen des Ostergeschehens berichten auf unterschiedliche Weise von der Auferstehung. Lukas berichtet von einem Mahl Jesu mit den Jüngern, Lukas und Johannes hingegen berichten von Jesu Erscheinung in Jerusalem. Markus und Matthäus wiederum erzählen von Erscheinungen Jesu in Galiläa. Allein Zeugnissen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie sich dem eigentlichen Ereignis der Auferstehung nur über Berichte von Zeugen nähern. Die Auferstehung an sich bleibt im Verborgenen.
"... dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird"
Das eigentliche Osterfest ist vor dem Hintergrund der Pessach-Feier entstanden, mit dem die Juden den Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei Ägyptens feiern. Bereits im 6. Jahrhundert begann die Osterliturgie in den Abendstunden des Samstags. Zu Beginn der Feier werden zunächst Osterfeuer und Osterkerzen gesegnet. Das Feuer gilt dabei als Symbol für die Sonne, die erst Leben ermöglicht. Dann ruft die Gemeinde in sieben Lesungen aus dem Alten Testament die großen Stationen der Heilsgeschichte in Erinnerung.
Etymologen leiten das deutsche Wort "Ostern" vom altgermanischen "Austro" oder "Ausro" für "Morgenröte" ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete und sich im Althochdeutschen zu "ostarun" fortbildete. Der Wortstamm ist mit altgriechisch "eos" ("Sonne") verwandt. "Eostra" ist erstmals 738 beim angelsächsischen Benediktinergelehrten Beda Venerabilis belegt. Er vermutete hinter diesem Wort eine angelsächsische Lichtgöttin, der der Monat April - angelsächsisch "Eosturmanoth" - seinen Namen verdankt.
"Mysterium" der unterschiedlichen Daten
Ein "Mysterium" stellt u.a. auch die unterschiedliche Berechnung des Ostertermins in Ost- und Westkirche dar. So wird Osters seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Terminen. Das eigentliche Problem bei der Berechnung ist die "Tagundnachtgleiche".
So stellten Astronomen im 16. Jahrhundert fest, dass der julianische Kalender etwa elf Minuten pro Jahr nachging, also etwa alle 130 Jahre einen Tag. Papst Gregor XIII. (1572-1585) korrigierte den Fehler - ohne die Ostkirchen. Erst als sich in den Ländern der Orthodoxie das gregorianische Modell für die bürgerliche Zeitrechnung durchsetzte, versuchten die Ostkirchen 1923 eine Reform des julianischen Kalenders. Das Projekt endete in einer Spaltung: Einige Kirchen, etwa in Griechenland, Polen und den USA, befürworteten die Revision, andere wie die Russisch-Orthodoxen und Armenier lehnten sie ab.
2017 feiern alle 2,3 Milliarden katholische, evangelische und orthodoxe Christen das Osterfest zum gleichen Zeitpunkt. Das ist freilich eher selten, denn meistens feiern Ost- und Westkirche nicht am gleichen Tag. Der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) hat sich im Interview dafür ausgesprochen, die Bemühungen für einen gemeinsamen Ostertermin zu intensivieren, um endlich immer gemeinsam das höchste Fest der Christenheit zu begehen. "Ostern sollte von allen Christen gemeinsam gefeiert werden", so der Metropolit wörtlich. Damit würden die Kirchen auch dem Willen Jesu entsprechen, "dass wir alle eins sind".