Am 8. Dezember feiert die Katholische Kirche das "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" durch ihre Mutter Anna ("Mariä Empfängnis"). Dabei wird nicht - wie irrtümlich oft angenommen - die Jungfräulichkeit Mariens gefeiert, sondern die Überzeugung der Kirche, dass Maria ohne Sünde gewesen ist.
So wie im Lukasevangelium zum Festtag zu Maria "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir" gesagt wird, hat der katholische Glaube im Lauf der Jahrhunderte immer klarer erkannt, dass Maria schon vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an eine "Begnadete" war und in ungetrübter - deshalb "unbefleckter" - Freundschaft mit Gott leben durfte.
Wer war Maria?
"Maria" stammt aus dem Griechischen und leitet sich vom hebräischen Namen "Miriam" ab, das soviel wie "Bitterkeit" oder "Betrübnis" bedeutet. Namentlich wird Maria mehrfach in allen vier Evangelien des Neuen Testaments erwähnt. Laut biblischem Zeugnis lebt sie mit ihrem Mann Josef in der kleinen Stadt Nazaret in Galiläa. Obwohl sich außerbiblisch keine unabhängigen Erwähnungen Mariens finden, gehen die Forscher heute von ihrer historischen Authentizität aus. Exegeten vermuten, dass Maria aus einem Priestergeschlecht stammte, da sie mit Elisabeth verwandt war und diese mit dem Priester Zacharias verheiratet war. Beim Fest "Mariä Empfängnis" feiern wird die unbefleckte Empfänigmnis Marias durch ihre Mutter Anna. Diese wird allerdings gemeinsam mit ihrem Mann Joachim nur im apokryphen Jakobusevangelium erwähnt.
Obwohl die Gestalt Marias als historisch betrachtet wird, dürfen die Schilderungen in den Evangelien nicht als Biografie verstanden werden. Vielmehr ist das Bild, das von den Evangelisten gezeichnet wird, von der Verkündigung Jesu Christi geprägt. Es ist auch diese radikale Christusbezogenheit, die den Grundstein bildet für die umfassende Bedeutsamkeit für den Glauben und die Lebenspraxis der Christen bis in unsere Gegenwart. Maria wird in ihrer Rolle als Gottesmutter auch als erste Adressatin des Heilshandeln Gottes an den Menschen gesehen.
Ihre Geschichte beginnt mit der Erscheinung des Erzengels Gabriel, der ihr verkündet, dass sie ein Kind empfangen wird, ohne bei ihrem Mann gelegen zu sein. Es ist der Heilige Geist, der über sie kommen wird und ihr Kind wird der Sohn Gottes sein. Einem Gesetz folgend ziehen Maria und Josef einige Monate später nach Bethlehem, um sich registrieren zu lassen. Dort bringt sie Jesus zur Welt. Um ihren neugeborenen Sohn vor dem Herrscher Herodes zu schützen, flieht die junge Familie nach Ägypten. Erst nach zwei Jahren können sie in ihre Heimatstadt Narzaret zurückkehren.
Jesus wächst heran, er verbringt viel Zeit im Tempel und kümmert sich mehr um die am Rande der Gesellschaft stehenden als um seine Familie. Dass Jesu Verhältnis zu seiner Mutter Maria nicht immer frei von Spannungen war, beschreiben einige Stellen in den Evangelien. In Joh 2,4 fragt er seine Mutter: "Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?" In Mk 3,34 fragt er: "Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?"
Dennoch folgt sie ihm nach Jerusalem und wird seine erste Jüngerin. Sie muss mit ansehen, wie ihr Sohn gefoltert wird und am Kreuz seinen Tod findet. Sterbend fordert Jesus seine Mutter Maria und seinen Lieblingsjünger Johannes auf, sich gegenseitig als Mutter und Sohn anzuerkennen: "Siehe dein Sohn, siehe deine Mutter" (Joh, 19,25). In der Apostelgeschichte wird Maria als eine jener Frauen erwähnt, die mit den Jüngern betend auf die Sendung des Heiligen Geistes warten (Apg 1,14).
Tagesevangelium zu Mariä Empfängnis
Lk 1,26-38
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Das Dogma von der "Unbefleckten Empfängnis Mariens" wurde 1854 von Papst Pius IX. als Glaubenslehre der katholischen Kirche verkündet:
Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott geoffenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben. (Papst Pius IX.)
Davon klar zu trennen ist die Lehre von der jungfräulichen Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist, die auch von den anderen christlichen Konfessionen akzeptiert wird und zum Glaubensbekenntnis gehört. Die Begriffe "Erbsünde" oder "Erbschuld" weisen auf eine schicksalhafte Verstrickung in das Böse hin, in die jeder Mensch - im Gegensatz zur persönlichen Schuld einer absichtlichen Ablehnung Gottes - hineingeboren wird, ohne persönlich daran schuld zu sein.
Ursprünglich wurde der von Anselm von Canterbury im 12. Jahrhundert eingeführte Feiertag als "Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna" gefeiert. Erst unter Papst Sixtus IV. wurde das Fest 1477 im Bistum Rom als Hochfest mit Messe eingeführt und auf den 8. Dezember gelegt. Doch es sollte noch bis zum Jahr 1708 dauern, bis der Feiertag unter der Bezeichnung "Mariä Empfängnis" in der gesamten katholischen Kirche am 8. Dezember gefeiert wurde.
In Österreich hat der Feiertag am 8. Dezember eine jahrhundertelange Tradition, die bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück reicht. In der NS-Zeit wurde der Feiertag am 8. Dezember abgeschafft. Nach Ende des Krieges führte ein von hunderttausenden Österreichern getragenes Volksbegehren zur Wiedereinführung des Feiertages. Der Nationalrat beschloss im Jahr 1955, dass der 8. Dezember wieder als Feiertag begangen werden soll - als Dank für die wiederlangte Freiheit Österreichs.
So ist der 8. Dezember seither wieder ein gesetzlicher Feiertag in Österreich und somit arbeitsfrei. Wie an anderen gesetzlichen Feiertagen, mussten die Geschäfte auch am 8. Dezember geschlossen bleiben. Aufgrund wirtschaftlicher Verluste und des Umstandes, dass der Feiertag in die Vorweihnachtszeit fällt, wurde 1995 das Ladenöffnungsgesetz geändert. Seither öffnen die Geschäfte auch an "Mariä Empfängnis" am 8. Dezember und sorgen für einen der umsatzstärkten Einkaufstage in der Vorweihnachtszeit. In den vergangenen Jahren sorgte die Erlaubnis zum Offenhalten der Geschäfte am 8. Dezember immer wieder für Debatten.
Brauchtum
"Mariä Empfängnis" hat als Hochfest in der katholischen Kirche augrund seiner Glaubensaussage eine besondere Bedeutung. Allährlich begeht der Papst den Feiertag mit einem Gebet an die Jungfrau Maria an der Piazza di Spagna.