Marketz: Sinkendes Wohlstandsniveau erfordert mehr Solidarität
Die Not, die durch Corona ausgelöst wurde, wird zu einem Gutteil wohl erst in nächster Zeit bemerkbar und deshalb wird es auch umso mehr Solidarität brauchen. Das hat Bischof Josef Marketz im Interview der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (aktuelle Ausgabe) betont. "Da muss man die Verantwortungsträger in Gesellschaft und Politik in die Pflicht nehmen", so Marketz, genauso freilich auch die Kirche. Hier baue er auch auf die kleinen Gruppen in den Pfarren, sagte der Diözesanbischof von Gurk-Klagenfurt: "Wir müssen hinschauen und tun, was möglich ist".
Mit Nächstenliebe, Fantasie, aber vor allem auch mit Netzwerken - etwa zur Gemeinde hin oder zu Organisationen wie der Caritas - könne man viel erreichen. Und das werde auch nötig sein, "denn wie es aussieht, wird unser Wohlstandsniveau sinken. Was das dann für die Gesellschaft insgesamt bedeutet, kann man jetzt noch gar nicht absehen."
In der Krise habe man gesehen, wie wichtig es wäre, wenn es in jeder Pfarre neben dem Pfarrgemeinderat einen Diakonie- oder Caritas-Kreis gäbe, so Marketz: "Gerade in Zeiten wie diesen müssen wir Hilfe anbieten können." Die Frage, wie man mit Not umgeht, ist für den Bischof jedenfalls eine der ganz entscheidenden Zukunftsfragen.
Neben der materiellen Not betrifft das aber genauso auch die seelische Not. Marketz: "Für mich erschütternd war die Einsamkeit vieler Menschen. Das betrifft ja nicht nur alte Menschen, sondern auch Jugendliche oder Alleinstehende. Hier haben wir als Kirche ein breites Angebot, mit dem wir jetzt nach der Krise die Menschen erreichen können. Auch da baue ich auf die Kleingruppen, in denen sich Junge, Alte, Eltern, Kinder etc. treffen.
"Weichenstellungen notwendig"
Vom anstehenden Pfingstfest erwarte er sich für die Kirche "schon einen Windstoß des Heiligen Geistes", so der Bischof weiter. Soll heißen: "Ich hoffe, dass nicht alles gleich bleibt. Diese Zeit hat gezeigt, wo Weichenstellungen notwendig sind." Er sehe etwa einen starken Impuls in Richtung Hauskirche. "Viele Menschen haben vorher geglaubt, dass sie keine Speisensegnung machen dürfen. Aber dann haben sie sich mit ihren Nachbarn getroffen und über den Zaun gemeinsam gefeiert. Ich sehe darin auch eine Stärkung der Laien, auf der wir aufbauen sollen", so Marketz.
Es sei ihm ein großes Anliegen, "dass die vielen Ehrenamtlichen nicht nur in den bisher üblichen Feldern aktiv sind, sondern auch stärker in den pastoralen Dienst, in Seelsorge und Liturgie eingebunden werden". Das müsste freilich formell gefestigt werden mit Dekreten und klaren Aufgabenverteilungen.
Marketz betonte im "Sonntag"-Interview zugleich auch die Notwendigkeit des Gebets. Er habe in der vergangenen Wochen und Monaten der Coronakrise ständigen Kontakt zu vielen Priestern gehabt. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Priester wieder das Gebet für die Gemeinde entdeckt hätten, zum Teil virtuell mit der Pfarre gemeinsam. "Wir konzentrierten uns in der Vergangenheit stark auf Aktionismus und hatten eher wenig Zeit für das Gebet. In der Coronakrise war es aber eine der wichtigsten Wirkformen", betonte Marketz.
Pfingstvigil mit Ölweihe am Samstag
Bischof Marketz feiert am Pfingstsamstag, 30. Mai, um 18 Uhr im Klagenfurter Dom die Pfingstvigil und wird dabei die heiligen Öle - das Chrisam-, Katechumen- und Krankenöl - weihen. Traditionell findet diese Weihe eigentlich immer in der Karwoche im Rahmen der Chrisammesse statt. Diese Messe musste heuer coronabedingt abgesagt werden. Die jetzige Pfingstvigil mit dem Kärntner Bischof wird via Live-Stream auf www.kath-kirche-kaernten.at und auf der Facebookseite der Internetredaktion www.facebook.com/internetkathkirchekaernten/ übertragen. Am Pfingstsonntag, 31. Mai, feiert Bischof Marketz zudem um 18 Uhr die letzte Maiandacht im Klagenfurter Dom.
Für die Gottesdienste zu Pfingsten gilt bereits die neue Rahmenordnung der Bischofskonferenz mit weiteren Erleichterungen bei Gottesdiensten. Neu ist u.a., dass die 10-Quadratmeter-Regel pro Gottesdienstteilnehmer in geschlossenen Räumen nicht mehr zum Tragen kommt. Es muss "nur" mehr ein Mindestabstand von einem Meter zu Personen eingehalten werden, mit denen man nicht im gemeinsamen Haushalt lebt.
Für das Betreten und Verlassen von Kirchenräumen sowie für das Bewegen innerhalb der Kirchenräume ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vorgeschrieben, ausgenommen sind Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr. Auch der Kommuniongang ist eine Ausnahme. Hier muss der Mund-Nasen-Schutz von den Gläubigen nicht getragen werden.
Quelle: kathpress