Missionstheologe: Pandemie gefährdet besonders Länder des "Südens"
Es gilt "den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören". Beide seien Opfer einer "Ökonomie, die Leben zerstört statt es zu fördern": Wie der Steyler Missionar und Missionstheologe Pater Franz Helm anlässlich des 5-Jahres-Jubiläums der Enzyklika "Laudato si" hinwies, habe Papst Franziskus darin in bisher nicht gekannter Deutlichkeit aufgezeigt, dass der Schutz der Umwelt und die soziale Frage eng miteinander verknüpft sind. Und gerade die Menschen in den Ländern des "Südens" treffe die Klimaerwärmung durch Wetterextreme wie Taifune, Überschwemmungen und Dürrekatastrophen am härtesten, wie Helm immer wieder von seinen Mitbrüdern in Afrika, Asien und Lateinamerika höre.
Die Corona-Pandemie stelle eine besondere Gefahr in diesen Ländern dar, in denen es keine Krankenversicherung gibt und es an Medikamenten, Hygieneartikeln und Lebensmitteln mangelt. "In Amazonien, wo die Indigenen schon vor Corona durch die Abholzung der Wälder, durch Brandrodungen oder die Verseuchung des Wassers mit Quecksilber bedroht waren, sterben jetzt zahlreiche Menschen an COVID-19", weiß Franz Helm, der selbst als Missionar in Brasilien im Einsatz war.
"Alles ist miteinander verbunden" ist laut dem Rektor des Missionshauses St. Gabriel eine der Grundaussagen der Papst-Enzyklika. "Wahrscheinlich ist uns das nie so deutlich bewusst geworden, wie jetzt in der Corona-Pandemie", sagte P. Helm. Er hatte das Lehrschreiben bereits vor fünf Jahren, nachdem Franziskus am 24. Mai 2015 seine Unterschrift darunter setzte, als "prophetischen Text" bezeichnet. In der aktuellen Corona-Krise sei er "aktueller denn je".
Der Steyler Missionar nannte zwei weitere Punkte, die "Laudato si" auszeichnen und die Rezeption der Enzyklika positiv beeinflusst hätten: "Der Veröffentlichung ging ein intensiver Dialog mit der Wissenschaft voraus, 'Laudato si' war auf dem jüngsten Stand der Klimaforschung, das hat beeindruckt." Aber auch, dass Papst Franziskus die Beobachtungen und Sorgen der Ortskirchen und lokalen Bischofskonferenzen aufgriff, sei positiv vermerkt worden.
Rückenwind für Klimaschutzbewegung
Der Erscheinungstermin sei perfekt gewählt gewesen: genau ein halbes Jahr vor der Weltklimakonferenz in Paris im Dezember 2015. "Durch 'Laudato si' hat die Klimabewegung die ausdrückliche Unterstützung der katholischen Kirche bekommen", erinnerte P. Helm an willkommenen Rückenwind durch eine weltweite Institution. Am Beschluss der Weltklimakonferenz, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken, habe das Lehrschreiben des Papstes bestimmt einen Anteil gehabt, so der Ordensmann. Auch die "Fridays For Future"-Bewegung habe wesentliche Impulse bekommen.
Am Sonntag beteiligte sich das Missionshaus St. Gabriel am "Gemeinsamem Gebet für die Erde und die Menschheit", das den Beginn des vom Vatikan ausgerufenen "Laudato-si-Jahres" markiert und in dem zahlreiche Initiativen geplant sind. Es sei wichtig, die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz weiterhin im Bewusstsein zu halten, denn sie drohten in der Coronakrise hinten angereiht zu werden, betonte P. Helm.
Die Wirtschaft muss wieder angekurbelt werden, aber es liegt in der Verantwortung der Politik, mit Förderungen klug zu steuern und klimafreundlicher Ökonomie den Vorzug zu geben.
Quelle: kathpress