Start ökumenischer Gebetsaktionen in Zeiten von Corona
Christen bitten gemeinsam um den Heiligen Geist - und das im Hinblick auf das kommende Pfingstfest und vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: Dieses Anliegen steht hinter der ökumenischen Gebetsinitiative "Österreich betet gemeinsam", die katholischerseits u.a. von Kardinal Christoph Schönborn, dem Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Jugendbischof Stephan Turnovszky und dem Wiener Weihbischof Franz Scharl unterstützt wird. Passend zur Digitalisierungswelle im Zuge der Pandemie können Interessierte online teilnehmen (www.oesterreichbetetgemeinsam.at). Von Christi Himmelfahrt (21. Mai) bis Pfingsten (31. Mai) soll gebetet werden.
Wir vertrauen auf die Kraft des Gebetes und wir vertrauen darauf, dass der Herr uns nicht verlässt, auch wenn es eine Zeit der Bedrängnis und der Prüfung ist.
Mit diesen Worten lädt Kardinal Schönborn die Gläubigen zur Teilnahme an der Gebetsaktion ein.
Hauptinitiatoren der Gebetsaktion sind der "Weg der Versöhnung - Runder Tisch Österreich", die Evangelischen Allianz, katholische und freikirchliche Gemeinschaften und Bewegungen und die Plattform "Miteinander für Europa". "Wir wünschen uns, dass alles, was uns in Jesus Christus eint, stärker ist als alles Trennende", heißt es von Seiten der Betreiber auf der Website www.oesterreichbetetgemeinsam.at. Die derzeitige Krise fordere die Menschen in Österreich und auf der ganzen Welt in einem Ausmaß heraus wie schon lange nicht mehr, "wir alle brauchen Gottes Beistand".
Der gemeinsame österreichweite Gebetsauftakt findet zu Christi Himmelfahrt statt. Von 19 bis 20.30 wird das Gebet aus der Kirche St. Blasius in Salzburg im Livestream übertragen. Mit dabei ist u.a. der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Das Gebet in Salzburg ist der Auftakt zu einem neuntägigen 24-Stunden-Gebet bis Pfingstsamstag. Während dieser Novene bereiten sich die Teilnehmer mit Fürbitte, Lobpreis und Fasten auf Pfingsten vor und beten um den besonderen Beistand des Heiligen Geistes.
Auf der Website der Aktion findet sich auch eine Österreich-Karte, auf der analog zu den Infektionszahlen der Pandemie die aktiven Mitbeter (Stand Mittwochmittag rund 900) erfasst sind. Schwerpunkte sind bisher die Großräume von Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck. Jeder kann sich online zum Gebet eintragen. Auch zu lokalen, konfessionsübergreifenden Gebetsinitiativen wird aufgerufen. Das Pfingstfest soll dann in den Kirchen und Gemeinden vor Ort gefeiert werden.
Politiker unterstützen Aktion
Zu den Unterstützern der Initiative gehören auch Politiker mehrerer Parteien wie Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, die ehemalige Höchstrichterin und NEOS-Abgeordnete Irmgard Griss, die jüngste Bürgermeisterin Österreichs und ehemalige SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Feichtinger oder die ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler.
Nationalratspräsident Sobotka weist in einem Statement darauf hin, dass die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Corona-Krise noch lange anhalten würden. So freue es ihn ganz besonders, dass mit "Österreich betet gemeinsam" eine überkonfessionelle Initiative ins Leben gerufen wurde, "um im gemeinsamen Gebet Optimismus und neue Kraft angesichts dieser besonderen Herausforderung zu schöpfen".
Irmgard Griss hält fest: "Wer betet, gesteht sich ein, nicht alles selbst bewältigen zu können. Das kann befreiend sein. Und es verbindet, wenn gemeinsam gebetet wird." In einer Krise sei das Gebet zudem umso wirksamer, "je stärker es mit Zuwendung und Hilfe für den Nächsten verbunden ist".
Das gemeinsame Gebet sei für Christen aller Zeiten und Konfessionen ein probater Weg gewesen, um Krisen durchzustehen und sie sogar zu überwinden, so Gudrun Kugler in ihrem Statement. Nach 1945 hätten führende österreichische Politiker wie der damalige Bundeskanzler Leopold Figl gemeinsam für die Freiheit Österreichs gebetet. Auch deshalb freue es sie, so Kugler, "dass heute - in einer anderen Krisensituation - Österreich gemeinsam betet".
"Gemeinsam vor Pfingsten"
Ein ähnliches Ziel wie "Österreich betet gemeinsam" verfolgt die von Deutschland ausgehende Initiative "Gemeinsam vor Pfingsten" als eine Form der Aktualisierung des Gebetes der Jünger Jesu im Obergemach in Jerusalem, das dann in die Ausgießung der Heiligen Geistes zu Pfingsten führte. Beide Initiativen sind zudem inspiriert von der Aktion "Deutschland betet gemeinsam", die anlässlich der Coronakrise kürzlich mehr als eine halbe Million Menschen verband.
Pfingsten sei "das Ereignis, bei dem der Funke von Gottes übernatürlicher Kraft auf uns Menschen übergegangen ist", heißt es von Seiten der Verantwortlichen von "Gemeinsam vor Pfingsten". Erstens hätten die verängstigten Jünger durch den Heiligen Geist Mut bekommen und die Frohe Botschaft verkündet. "Zweitens: Die Jünger waren aus verschiedenen Nationen zusammengekommen und verstanden sich nicht. Durch den Heiligen Geist konnten sie wie durch ein Wunder miteinander sprechen." Dieses Wunder bräuchten auch heutige Gesellschaften. Die Aktion setze auf "Trost statt Entmutigung, Hoffnung statt Angst, Begegnung statt Zersplitterung, Klarheit statt Verwirrung, Einheit statt Misstrauen, Wahrheit statt Verschwörungstheorien, Glauben statt Unglauben".
Am 28. Mai liegt Fokus auf Fulda
Auf Donnerstag, 28. Mai, fokussiert die Initiative "Gemeinsam vor Pfingsten" auf das deutsche Fulda, wo ein zentrales Gebetstreffen geplant ist, in das sich auch "Österreich betet gemeinsam" einklinken wird. Ein Livestream von Fulda soll von 19 bis 20.30 Uhr mit Zuschaltungen aus verschiedenen zeitgleich mitbetenden Orten im ganzen deutschsprachigen Raum ein Online-Gebetstreffen entstehen lassen, das auch via Bibel TV und Radio Horeb verfolgt werden kann. Gebete werden etwa aus dem Bamberger Dom, der Dresdner Frauenkirche, dem Zürcher Großmünster und auch aus der Wiener Votivkirche übertragen.
Auf der vom Augsburger ökumenischen Verein "Gebetshaus" getragenen Website https://gemeinsamvorpfingsten.org wird die große spirituelle Ausrichtung betont: Die Mitbetenden in Domen, Kirchen und Gemeinden seien eingeladen, am Online-Gebetstreffen teilzunehmen oder aber "eine andere Gestaltung entsprechend dem eigenen Frömmigkeitsstil zu wählen".
Zum Trägerkreis von "Gemeinsam vor Pfingsten" zählen etwa der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, der Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln in der Schweiz, Urban Federer, der katholische Fuldaer Bischof Michael Gerber, die evangelische Regionalbischöfin von Bayreuth, Dorothea Greiner und der rumänisch-orthodoxe Metropolit für Deutschland und Österreich, Serafim (Joanta). Auf der Liste unterstützender Bischöfe scheinen u.a. auch Kardinal Christoph Schönborn und der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky auf. Der vatikanische "Ökumene-Minister" Kurienkardinal Kurt Kardinal Koch fungiert als Schirmherr.
(Infos: www.oesterreichbetetgemeinsam.at; https://gemeinsamvorpfingsten.org)
Quelle: kathpress