Landau: "Systemrelevante" Pflege in Österreich jetzt stärken
Der Bereich der Pflege hat sich in der Corona-Krise als "systemrelevant" erweisen, die Bundesregierung sollte nun möglichst rasch initiativ werden, ihre im Regierungsprogramm vorgesehenen Weichenstellungen für ein tragfähiges Pflegesystem in Österreich vorzunehmen. Dafür hat Caritas-Präsident Michael Landau in einem Kathpress-Interview am Sonntag aus Anlass des am selben Tag in Temeswar gestarteten ersten Korridorzuges mit rumänischen Betreuerinnen plädiert. Er sprach sich für einen "Corona-Bonus" für alle Pflegenden und Betreuenden besonders vulnerabler Gruppen aus, die in den vergangenen Wochen "alles gegeben" und sich bewährt hätten. Mittelfristig gelte es dem schon vor der Pandemie herrschenden großen Personalmangel in der Pflege mit Anreizen zu begegnen, sagte Landau.
Dieselbe Bahnstrecke wie die rumänischen Pflegekräfte in der Nacht von Sonntag auf Montag hatte der Caritas-Präsident Ende Jänner bei einer Pressereise mit österreichischen Medienvertretern zurückgelegt - nach dem Besuch von Hilfsprojekten, bei dem die schwierige Situation der wochenlang im Ausland arbeitenden Frauen und ihrer zurückbleibenden Kinder deutlich wurde. Im Blick auf die Betroffenen erneuerte Landau seinen Appell an die Regierung, die Indexierung der Familienbeihilfe für diese "Systemerhalterinnen" zu überdenken. Den 500 Euro-Bonus für 24-Stunden-Betreuerinnen, die ihren Turnus wegen der Reisebeschränkungen verlängert hatten, würde der Caritas-Chef gerne auch anderen im Sozialbereich Tätigen zugestanden wissen, so seine Bitte an Bund und Länder.
Die Caritas habe in ihrer 24-Stunden-Betreuung durch den hohen Einsatz der Mitarbeitenden die Corona-Krise gut bewältigt, resümierte Landau. Er würdigte die Bereitschaft vieler, länger bei den Pflegebedürftigen zu verbleiben; als hilfreich habe sich auch der außerordentliche Zivildienst erwiesen.
"... sonst wird Österreich alt aussehen"
Wichtig sei nun die rasche Fortsetzung der im Regierungsprogramm festgehaltenen Pflegereform. "Die Pflege darf aus der Krise nicht geschwächt hervorgehen, sonst wird Österreich alt aussehen", sagte Landau wörtlich. Es brauche eine "passgenaue Unterstützung" der auf Hilfe Angewiesenen beim Pflegegeld - aber auch der Angehörigen als bisher stärkste Säule durch flächendeckende Entlastungs- und Beratungsangebote. Landau wiederholte seine Forderung nach einer bundesweiten Regelung der bisher je nach Bundesland unterschiedlichen Pflegefinanzierung. Der staatliche Pflegefonds solle über das Jahr 2021 hinaus verlängert werden.
Und mittelfristig besonders wichtig seien Maßnahmen gegen den Mangel an qualifizierten Fachkräften im Pflegebereich, wies der Caritas-Präsident hin. Erste Schritte zur Attraktivierung dieses Berufsfeldes seien gesetzt worden - auch seitens der Caritas, die nun Ausbildungen mit Matura anbietet. Wünschenswert wäre auch, Interessierten die Studiengebühren zu erlassen und damit Berufswechsel verlockender zu machen.
Digitalisierungsschub auch im Sozialbereich
Die Erfahrungen während des Lockdowns haben nach den Worten Landaus die Chancen vor Augen geführt, die in der Digitalisierung auch im Sozialbereich liegen - und das nicht nur durch die dadurch ermöglichten Kontakte zwischen Seniorenheimbewohnern und ihren Angehörigen. Hier wäre ein Innovationsfonds hilfreich, um das zuletzt angesammelte Knowhow zu sichern und auszubauen.
Sorge äußerte Landau über den Rückfalls innerhalb der EU in die Nationalstaatlichkeit bei der Bewältigung der Pandemie. Maßnahmen wie Exportverbote für Schutzkleidung hätten grenzüberschreitende Errungenschaften der Union "ins Wanken gebracht". Für den Caritas-Präsidenten hat gerade Corona gezeigt: "Große Aufgaben können wir nur gemeinsam bewältigen."
Quelle: kathpress