Frauenbewegung: Corona "Weckruf" für Geschlechtergerechtigkeit
Die Corona-Krise soll als "Weckruf" dienen, Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft so zu ändern, dass Geschlechtergerechtigkeit und ein "gutes Leben für alle" national wie global gewährleistet sind. Das hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, in einer Aussendung am Freitag angeregt. Im globalen Süden, aber auch in Österreich zeige sich, dass Frauen von den Auswirkungen der Krise stärker betroffen sind als Männer. "Wie unter einem Brennglas" träten Schieflagen etwa am Arbeitsmarkt, bei der Bewältigung von Care-Arbeit oder dem Zugang zu Ressourcen zutage.
Ritter-Grepl sieht durch die Pandemie eine "historische Chance", die zugleich eine Notwendigkeit sei: Es gelte die Weichen in Gesellschaft und Wirtschaft so zu stellen, "dass Männer und Frauen hier wie im globalen Süden gleichermaßen teilhaben können an der Gestaltung und Bewältigung des Miteinanders und die Existenz aller gesichert ist". Konkret plädierte die kfbö-Vorsitzende etwa für eine Arbeitszeitverkürzung und die faire Verteilung der vorhandenen Erwerbsarbeit unter Frauen und Männern. Sowohl Einkommen als auch private Sorgearbeit seien gerecht zu verteilen.
Ritter-Grepl sprach sich für einen starken Sozialstaat aus, für den Ausbau sozialer Infrastruktur und eine nicht primär gewinnorientierte, sondern an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Wirtschaft. Es brauche globale soziale Regeln, die sich in einer gerechten Verteilung finanzieller Ressourcen niederschlagen. Der Zusammenhang zwischen Wirtschaft, sozialer Gerechtigkeit und Ökologie sei dabei vor dem Hintergrund der Geschlechterfrage zu beachten. "Es gilt, unseren Reichtum so zu teilen, dass etwa eine soziale Infrastruktur in allen Regionen der Welt gewährleistet ist und Frauen wie Männer gesicherte Lebenschancen haben", erklärte Ritter-Grepl.
Das mehr als 60-jährige entwicklungspolitische Engagement der Katholischen Frauenbewegung in Form der "Aktion Familienfasttag" mit derzeit rund 100 Frauenprojekten in Asien, Afrika und Lateinamerika setze genau hier an, wies die kfbö-Vorsitzende hin.
Quelle: kathpress