Caritas Wien: Frauen treffen Folgen der Corona-Krise härter
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise und ihren Folgen treffen Frauen härter als Männer: Darauf hat die Caritas der Erzdiözese Wien am Dienstag in einer Aussendung aufmerksam gemacht. Deutlich werde das etwa bei den Anfragen in den Caritas-Sozialberatungsstellen. Täglich nehmen Mitarbeiter bis zu 200 Anrufe entgegen. "Und hier sehen wir ganz klar: Es wenden sich derzeit deutlich mehr Frauen als Männer an uns", erläuterte Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas-Sozialberatung in Wien.
In der zweiten Märzhälfte habe es 564 Hilfsanfragen von Männern und 1.222 Hilfsanfragen von Frauen gegeben. "Viele Mütter melden sich verzweifelt bei uns, weil sie Homeschooling und Arbeit kaum mehr unter einen Hut bringen oder große finanzielle Zukunftsängste haben", berichtete Anzengruber. Denn zumeist seien es Frauen, die den Mehraufwand an unbezahlter Haus- und Kinderbetreuungsarbeit tragen und in systemrelevanten Berufen wie im Lebensmittelhandel arbeiten.
Präsidentengattin Doris Schmidauer, die mit der Caritas vor zwei Jahren ein Frauennetzwerk für in Not geratene Frauen in Österreich ins Leben gerufen hat, betonte: "Auch in Nicht-Krisenzeiten sehen wir, dass Armut viele Gesichter hat. Doch deutlicher als sonst erleben wir: In vielen Fällen ist es das Gesicht einer Frau, die Hilfe braucht." Schmidauer wolle dazu beitragen, dass sich die Gesellschaft noch stärker für Frauen in Krisensituationen einsetzt. Mit der Aktion "#Unser Eine" soll das Leben von möglichst vielen armutsbetroffenen Frauen verbessert und auf das Thema Frauenarmut aufmerksam gemacht werden.
Frauen haben laut Caritas gegenüber Männern auch im Jahr 2020 immer noch ein erhöhtes Armutsgefährdungsrisiko: 510.000 Frauen im Alter von 20 und mehr Jahren seien in Österreich betroffen. Die durchschnittliche Alterspension von Frauen betrage mit rund 1.028 Euro um 650 Euro weniger als die durchschnittliche Pension von Männern. "Frauen übernehmen in vielen Fällen die Betreuung der Kinder oder etwa die Pflege der Eltern - mit allen Folgen und Nachteilen: Sie können nur in Teilzeit arbeiten, verdienen weniger als Männer und sind damit schlechter abgesichert. Geringe Pensionen führen im Alter häufig zu Armut und mit Kündigungen verstärkt sich die spezifische Armut von Frauen weiter", so Anzengruber. Und wenn die Ressourcen knapp werden, verlören zuallererst Frauen Job und Einkommen.
Mit einer Armutsgefährdungsquote von 25 Prozent seien insbesondere alleinlebende Frauen betroffen, wies Klaus Schwertner hin, der Generalsekretär der Wiener Caritas. "Jede vierte alleinerziehende Frau ist armutsgefährdet. Sie haben es in der derzeitigen Krise besonders schwer. Eine finanzielle Grundsicherung ist häufig nicht gegeben". Angebote der Caritas für Frauen in Not
Die Caritas bietet in Wien und in der Steiermark Notquartiere und Tageszentren für obdachlose Frauen an. Insgesamt führt die kirchliche Hilfsorganisation zwölf Mutter-Kind-Häuser mit insgesamt 271 Wohnplätzen in ganz Österreich; in Klagenfurt werden Opfer von Prostitution und Menschenhandel begleitet und in ihren 36 Sozialberatungsstellen unterstützt die Caritas Frauen direkt mit Beratung und Soforthilfe.
Um dieses dichte Netzwerk an Hilfsangeboten weiterhin aufrechterhalten zu können, bittet die Caritas um Spenden. So erhalten Frauen mit einer Spende von 33 Euro einen Platz in einer Notschlafstelle, Unterstützung bei der Arbeitssuche oder Essen und Kleidung für sich und ihr Kind. 20 Euro kostet ein Babypaket für armutsbetroffene Jungfamilien. (Spendenkonto: Erste Bank; IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560; Kennwort: wirtun)
Quelle: kathpress