E-Learning, Moodle & Co.:
Wie die Theologischen Fakultäten die Coronakrise meistern
E-Learning, Moodle & Co.:
Wie die Theologischen Fakultäten die Coronakrise meistern
Die Corona-Krise macht auch vor den Universitäten und damit auch vor den Arten der Wissensvermittlung an Studierende nicht Halt. Das gilt auch für die großen Katholisch-Theologischen Fakultäten im Land, die ihren Studienbetrieb rasch auf E-Learning-Formate umstellen mussten. Und das mit durchwegs positiven Erfahrungen, wie ein Kathpress-Rundruf an den Theologischen Fakultäten der Universitäten Innsbruck, Salzburg, Graz, Wien und Linz zeigt: Überall wird die theologische Lehre "virtuell" fortgesetzt und dabei teils auf Online-Streaming, teils auf Virtual-Classrooom-Modelle oder andere Lernplattformen gesetzt.
Der Salzburger Theologe Prof. Martin Dürnberger berichtet etwa, dass die Umstellung auf "distance learning" nach einer kurzen Orientierungsphase "an der gesamten Fakultät sehr gut geglückt" sei. Er persönlich setze etwa auf einen Mix aus "asynchronen" Vortrags-, Podcast und freien Lernformaten. "Das hat den großen Vorteil, dass Studierende selbst bestimmen können, wann sie sich mit dem Input beschäftigen". Dies werde von den Studierenden sehr gut angenommen, so Dürnberger, der u.a. zu seiner jüngsten Buchpublikation "Basics Systematischer Theologie" einen eigenen "Non-Podcast" anbietet.
Zudem sieht es Dürnberger positiv, dass die aktuelle Situation dazu zwinge, auch in der Lehre "das vertraute Gelände zu verlassen": "Man entdeckt neue Wege und neue Lehr- und Lernformen, die man im Alltag vermutlich nicht ausprobiert hätte. In dieser Hinsicht steckt in der Umstellung definitiv auch ein didaktischer Lernprozess."
"Wir werden auch das bewältigen"
Auch an der Grazer Theologischen Fakultät überwiegen die positiven Erfahrungen, weiß Studiendekanin Prof. Theresia Heimerl zu berichten. Über Ostern habe man seitens der Fakultät eine Erhebung über das bisherige E-Learning vorgenommen. Demnach funktioniere die Lehre grundsätzlich auch online gut: "Manche Lehrenden sind sehr innovativ und nutzen alle Möglichkeiten der Lernplattform Moodle, andere nutzen diese noch eher als Repositorium für Texte." Zugleich habe die Erhebung gezeigt, dass den Lehrenden der direkte Austausch mit den Studierenden sehr fehle. "Die Studierenden reagieren sehr unterschiedlich: Während manche froh sind darüber, nun nicht mehr an die Anwesenheit im Hörsaal gebunden zu sein, vermissen andere den direkten Vortrag sehr."
Ein großes Thema seien die Prüfungen: Dazu habe die Uni Graz am Montag bekannt gegeben, dass auch im Juni und Juli nur online geprüft werden darf - was bei Lehrenden wie Studierenden "nicht nur auf Gegenliebe" stoße, so Heimerl. Nachsatz: "Aber wir werden auch das bewältigen."
Auch die Katholische Privat-Universität Linz (KU) hat ihren Lehrbetrieb vollständig auf Online umgestellt. Die Tatsache, dass die Theologie eine Textwissenschaft sei und auf der persönlichen Lektüre basiere, begünstige eine solche Umstellung prinzipiell, berichtet etwa der Assistenz-Professor am Institut für Praktische Philosophie / Ethik der KU, Max Gottschlich. Dennoch brauche es die persönliche Begleitung bei der "Erarbeitung und Durchdringung der in der Regel anspruchsvollen Gedanken- und Argumentationsformen". Dazu brauche es einen Mix aus Vortrags-Formaten, Freiarbeit und Gesprächs- und Diskussionsangeboten etwa in Form von "Zoom"-Meetings o.ä.
An der Universität Innsbruck wird die Online-Lehre über das universitär zur Verfügung gestellte Lernmanagementsystem OLAT abgewickelt. Die Theologie nutze dies sowohl zum Austausch von Lernmaterialien als auch für Online- bzw. Video- oder Audio-Streamings.
Format-Übertragung allein ist zu wenig
Mit einer gewissen Skepsis begleitet indes die an der Uni Innsbruck lehrende Theologin, Philosophin und Medienexpertin Claudia Paganini die Umstellung auf E-Learning: "Es wurden - auch aufgrund des Zeitdrucks bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen - einfach bestehende Formate wie etwa Vorlesungen in die neuen Medienformate übertragen, ohne wirklich die Möglichkeiten der Online-Medien und das unterschiedliche Nutzungsverhalten zu beachten", so Paganini gegenüber Kathpress. Eine Vorlesung einfach vom Vorlesungssaal vor eine Kamera zu verlegen sei schlicht zu wenig. Es brauche auch den aktiven Austausch. Sie selber setze daher auf das Modell des "inverted classroom", bei dem Lerninhalte zu Hause von den Lernenden erarbeitet werden und in Online-Konferenzen dann Fragen dazu diskutiert werden.
Fünf konkrete "Überlebenstipps für ein Semester Online-Lehre" bietet schließlich die Wiener Theologin Viera Pirker. In einem Blog-Beitrag für den eigens gestarteten "Corona-Blog" des Wiener Instituts für Praktische Theologie (https://theocare.wordpress.com) bietet Pirker eine Zusammenschau dessen, was an digitalen Möglichkeiten der Lehre besteht und worin mögliche Fallstricke bei der (theologischen) Anwendung bestehen. Dazu zähle etwa, dass man "die Technik nicht unterschätzen" sollte: Die Vielzahl an Online-Tools bringe es mit sich, dass jeder Lehrende aber auch jeder Studierende sich ausreichend Zeit nehmen sollte, um sich mit diesen Tools vertraut zu machen, um schließlich nicht wertvolle Zeit mit der Lösung technischer Probleme zu verbringen.
Digitalisierung nachhaltig nutzen
Auch Pirker plädiert - ähnlich wie Dürnberger - für eine "asynchrone" Stoffvermittlung, d.h. dafür, Inhalte "on demand" zum Download anzubieten und nur die gemeinsame Verarbeitung bzw. Besprechung in Online-Foren bzw. -Meetings durchzuführen. Weiters empfiehlt Pirker, die Chancen der Digitalisierung auch langfristig zu nutzen: "Was Sie jetzt digitalisieren, ist auch im kommenden Jahr einsetzbar". Schließlich sei noch nicht wirklich absehbar, wann der Studienbetrieb wieder in einem "normalen" Ausmaß wird stattfinden können.
Die letzten beiden Tipps der Theologin betreffen die Vernetzung untereinander - sowohl als Lehrende als auch als Studierende: Dazu gebe es in den sozialen Netzwerken bereits jetzt zahlreiche Hashtags, die Ideensammlungen auch für die theologische Lehre bereit hielten; sie selber sammle ihre Empfehlungen auf einer eigenen "digitalen Pinwand" unter https://padlet.com/viera_pirker/unionline.
Quelle: kathpress