Theologin: Corona-Einsatz der Kirchen wird oft übersehen
Die Kirchen sind in der Corona-Krise an vorderster Front in Einsatz, werden jedoch von den Medien zu wenig rezipiert: Darauf hat die Pastoraltheologin Regina Polak am Ostersonntag im "Kurier" hingewiesen. Ebenso wie die kirchlichen Hilfsorganisationen, Ordensgemeinschaften und Sozialeinrichtungen mit teils enormer Beteiligung von Freiwilligen tätig seien, hätten auch die Diözesen den "eher steril anmutenden Richtlinien aus Rom" für Gottesdienste in den Kar- und Ostertagen "mit ideenreichen Materialien Leben eingehaucht, damit die Gläubigen daheim feiern können".
Polak reagierte mit ihrer Stellungnahme auf eine vom "Kurier" zu Wochenbeginn wiedergegebene Umfrage, wonach 60 Prozent der Österreicher die Kirche in der Corona-Krise bislang nicht oder nicht positiv aufgefallen sei. Es werde offenbar wenig außerhalb der Stellungnahmen von Bischöfen wahrgenommen, so die Vermutung der Theologin. Dass sich beispielsweise über 3.200 freiwillige Helfer allein bei der Wiener Caritas gemeldet hätten, gehe dabei unter.
Freilich könne "immer mehr getan werden": Die Theologin regte beispielsweise an, dass die Pastoral künftig neben den Familien und Hausgemeinschaften auch Alleinstehende mehr im Blick haben könnte. "Konsequent deutliche Worte zur Flüchtlingssituation" hält Polak auch von Seiten der Bischöfe für angebracht, ebenso wie politisches Einbringen von Christen nach der Leitfrage: "Wie bekämpfen wir die zu erwartende Armut in Österreich, in Europa, weltweit?" Die Vorständin des Instituts für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien erinnerte hier an den Vorschlag von Caritas-Präsident Michael Landau einer österreichischen "Solidaritätsmilliarde".
Offensiv sollte die Kirche in der derzeitigen Situation zudem auch "zum Gespräch über religiöse Fragen" anregen, wie etwa: "Wie glaubt man intellektuell redlich in einer Katastrophe an Gott? Wie ertragen wir Leid und Tod, worauf unsere Wohlstandsgesellschaft kaum vorbereitet ist? Wie wahrt man Eigeninteressen, ohne die globale Verantwortung auszublenden?" Auch die Frage nach Ethik und Werte in einer Gesellschaft, deren soziopolitische Ordnung bedroht sei, müsse gestellt werden, sowie: "Worauf dürfen wir begründet hoffen?"
Quelle: kathpress