Schönborn würdigt Einsatz von Pfarren und Seelsorgern in Viruskrise
Kardinal Christoph Schönborn hat für den seelsorglichen und sozialen Einsatz von Pfarrgemeinden und Seelsorgern in der aktuellen Corona-Krise gedankt. Der vorübergehende Wegfall der sonntäglichen Feiergemeinschaft bei Gottesdiensten in Kirchen sei tatsächlich für viele Menschen und insbesondere Ältere ein Schlag, sagte er im Osterinterview der "Wiener Zeitung" (Samstag). "Ich höre aber mit großer Freude, dass in den meisten unserer Pfarren die Seelsorger und viele Gemeindemitglieder über Telefon, Aushang, den Schriftenstand in der Kirche - und erstaunlich oft auch über das Internet - mit den älteren und vor allem den einsamen Menschen Kontakt halten", so der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.
Hinzu kämen viele "Zeichen der Verbundenheit" der Kirche mit den Gläubigen, vom Glockenläuten und Feierstunden über Aktionen mit Kerzen in den Fenstern der Häuser, in denen die Menschen gerade beten, bis hin zum reichhaltigen Angebot des ORF und anderer Sender an Gottesdienstübertragungen, schilderte Schönborn. Viele Pfarren leisteten für gefährdete Menschen auch konkrete Alltagshilfe wie Einkaufen oder den Gang zur Apotheke, so der Kardinal, und: "Unsere Telefonseelsorge arbeitet derzeit mit doppelter Besetzung, die Krankenhausseelsorge macht Überstunden. Da gibt es so viele Dienste, die getan werden ..."
Umfragen würden zeigen, dass gläubige Menschen jetzt eher im Glauben wachsen, mehr beten, Zuversicht aus ihrer Religion schöpfen, sagte Schönborn. Freilich seien viele Menschen traurig, dass ihnen das Mitfeiern der Eucharistie in der Kirche, der Trost einer großen Begräbnisfeier oder eine Hochzeit jetzt nicht möglich sind, so der Wiener Erzbischof: "Aber aus vielen Reaktionen höre ich, dass das die Vorfreude stärkt auf die Zeit, in der das alles wieder möglich sein wird."
Schönborn sprach diesbezüglich auch von einer "besonderen Fastenzeit", die angesichts der Entbehrungen aber die Chance biete, die Freude an guten Dingen neu zu entdecken: "Ich kann nur ermutigen: Probieren wir doch einfach wieder ein Tischgebet oder ein gemeinsames Vaterunser im Kreis der Familie."
Auch er selbst gehe derzeit durch "Momente der Niedergeschlagenheit, der Sorge und auch der Angst" und stelle sich wie alle anderen die Frage, wie es mit der Wirtschaft, den vielen Arbeitslosen oder der Spannung in vielen Familien weitergehen wird. "Aber dann hilft mir doch mein Glaube, darauf zu vertrauen, dass es zwar nicht einfach sein wird, aber dass es doch gut werden wird. Gott lässt uns nicht im Stich", betonte der Kardinal.
Regierung agiert "verantwortungsbewusst"
Zum Handeln der Regierung in der aktuellen Viruskrise sage Schönborn, er habe den Eindruck, dass diese mit "großem Verantwortungsbewusstsein" und "auch ohne Zuruf der Kirche" gut agiere. Neben den großen Opfern, die die gesamte Bevölkerung für die Menschen der Corona-Risikogruppen bringe, dürfe natürlich nicht auf diejenigen vergessen werden, die ihre Arbeit oder ihre Geschäftsgrundlage verloren hätten, so der Kardinal. Auch das Leid der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln und an der türkischen Grenze rufe zu noch größeren Anstrengungen auf.
Einmal mehr betonte Schönborn in dem Interview auch, dass er keinen Widerstreit zwischen Religion und Naturwissenschaft im Umgang mit dem Corona-Virus sehe. "Seuchen haben einen natürlichen Ursprung und müssen mit medizinischem Sachverstand bekämpft werden. Da kann die Theologie nicht mitreden, höchstens über den Umweg der Ethik", hielt der Kardinal fest. Er könne sich "Gott nicht so vorstellen, dass er Corona als Strafe schickt", hielt Schönborn erneut fest: "Aber dass er in der Krise bei uns anklopft und uns zum Nachdenken einlädt, daran glaube ich." Ähnlich hatte sich der Kardinal zuvor bereits in einem "Kurier"-Interview am Karfreitag und in seiner "Heute"-Kolumne geäußert.
Quelle: kathpress